Die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch Mitteldeutschland genannt. Zwar ist das keine offizielle Bezeichnung, aber durch die Medien Mitteldeutsche Zeitung sowie der ARD-Anstalt Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) ist der Begriff recht verbreitet.
Dabei ist er nicht unproblematisch, denn die Benennung dieses Gebiets als Mitteldeutschland hat einen revanchistischen Charakter. Er stammt ursprünglich aus der Zeit des Deutschen Reiches, als diese Gegend tatsächlich in der Mitte Deutschlands lag. Jenseits von Oder und Neiße lagen noch Schlesien und Pommern, dahinter Posen, Danzig, das Memelland, West- und Ostpreußen. Alles Geschichte, aber viele Deutsche haben sich mit dem Verlust der Ostgebiete nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg nicht abfinden wollen. Nach der Gründung der DDR stieg “Mitteldeutschland” zu einem Kampfbegriff auf. Zwischen dem Westen und den verlorenen Ostgebieten lag die DDR, die aber als solche nicht benannt wurde. Bis in die 1980er Jahre wurde die DDR z.B. in Springers Zeitungen noch in Anführungsstrichen geschrieben. Mitteldeutschland ging für die Rechten und Revanchisten nun von Rostock bis Zwickau. Dies übernahmen während der Wendezeit ab November 1989 auch die Neonazis der NPD: Sie gründeten in der DDR die “Mitteldeutschen Nationaldemokraten” und verbreiteten das Hetzmaterial aus dem Westen unter diesem Namen in der sich wandelnden DDR.
Heute wird die Bezeichnung Mitteldeutschland kaum noch im Zusammenhang mit den einstigen Ostgebieten genutzt. Warum sie überhaupt noch in so vielen Medien und auch als Regionsbezeichnung für die drei Bundesländer auftaucht, ist unklar. Denn wenn man nicht das Ost-West-Schema zugrunde legt, sondern es als Mitte zwischen Nord und Süd definiert, ist der Begriff ebenfalls unbrauchbar. Die Mitte hört ja nicht an der einstigen innerdeutschen Grenze auf, sondern zieht sich weiter westlich bis nach Nordrhein-Westfalen. Trotzdem würde niemand auf die Idee kommen und Köln in Mitteldeutschland ansiedeln.
Die Regionsbezeichnung “Mitteldeutschland” ist also nicht nur falsch, sondern auch geschichtlich vorbelastet und sollte deshalb nicht mehr genutzt werden.
Schon einmal wurden vor einigen Jahrzehnten Regionalbezeichnungen abgeschafft, weil sie zu sehr belastet waren. Die “Gaue” gab es zwar schon vor den Nazis, wurden aber durch sie besonders hervorgehoben, mit den Gauleitern als regionale Vertreter der politischen Führung. Zwar gibt es noch einige Gegenden (Oberammergau, Chiemgau, Rheingau), die den Begriff nutzen und auch die Pfadfinder und der ADAC sind noch in Gaue aufgeteilt — trotzdem sind sie im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr existent. Dies sollte genauso auch mit der Bezeichnung Mitteldeutschland geschehen.
Ich war letztens auf einen Vortrag in der Thüringer Landesvertretung hier in Berlin, und die Vortragenden Politiker sprachen dort auch gerne von Mitteldeutschland. Und zwar im Bezug darauf, dass diese drei Länder eben Wirtschaftlich zusammenarbeiten sollten, um so Mitteldeutschland zu einen starken Wirtschaftsstandort zu machen, der auch mit Bayern und Co. mithalten kann. Es scheint mir also fast so, dass dieser Begriff jetzt wohl wieder häufiger verwendet werden soll.
Auf so einen Quark kann auch nur ein ignoranter Preuße kommen. In Mitteldeutschland ist Mitteldeutschland eine durchweg gebräuchliche Bezeichnung. Hauptsächlich ist es die Sammelbezeichnung für die drei Länder Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt; im Spezielleren wird es auf die Zentralregion dieses Gebietes, den Ballungsraum Halle-Leipzig, bezogen. Der Begriff war schon seit den 1920er Jahren für diese Region üblich und findet spätestens seit den 1990ern universelle Verwendung: Mitteldeutsches Braunkohlerevier, Mitteldeutscher Rundfunk, Mitteldeutscher Verkehrsverbund, Mitteldeutsche Zeitung, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland …usw. Geografisch ist der Begriff sinnvoll, um die Region vom breiteren Begriff Ostdeutschand abzugrenzen, der auch die nördlichen ostdeutschen Länder umfasst. Und der Begriff Südostdeutschland für diese Region wäre irreführend, weil die Region nunmal größtenteils (Sachsen-Anhalt, Thüringen) mehr in der Mitte liegt und nur zum Teil im Osten (Sachsen). Falls die Verwendung als Kampfbegriff heute überhaupt noch existiert, dann ist es allenfalls eine Randerscheinung.
Die Begründung, dass es so genannt wird, weil es so genannt wird, ist natürlich auch ziemlicher Quark.
Ich wollte mit meinem Beitrag verdeutlichen, dass es heute kein revanchistisch aufgeladener Kampfbegriff ist sondern eine durch und durch gewöhnliche Regionalbezeichnung; und dass deshalb die Forderung nach Abschaffung des Begriffs (jedenfalls mit Ihrer Begründung) total überzogen ist.
@ Marc: „In Mitteldeutschland ist Mitteldeutschland eine durchweg gebräuchliche Bezeichnung” — Nee, ist sie nicht, ist mir hier in und um Wismar (auch Mitteldeutsch-land?) jedenfalls noch nicht aufgefallen. Und jedenfalls Leute, die älter als 50 sind, können sich durchaus noch an die Verwendung des Begriffs zu Zeiten des kalten Krieges erinnern.
Auch inhaltlich macht der Begriff keinen Sinn — also weg damit!
@Jay
Ist das ein Scherz?
Wismar liegt über 300 km entfernt von Mitteldeutschland an der Ostseeküste(!).
Wenn du nicht mal weißt, wo deine e i g e n e Stadt liegt, dann glaube ich nicht, dass du viel über uns im Süden weißt. ;)