In der Nacht zum 3. Oktober 2013 ertranken an einem einzigen Tag etwa 390 Flüchtlinge vor der Insel Lampeduda im Mittelmeer. Die italienische Regierung reagierte mit der Aktion “Mare Nostrum”: In der gesamten Region wurde die Marine angewiesen, nach Schiffsbrüchigen Ausschau zu halten. Weil die Flüchtlinge meist mit kaum seetauglichen Booten versuchen nach Europa zu gelangen, geraten viele von ihnen in Seenot. Innerhalb von zwölf Monaten konnte die Marine rund 150.000 Menschen retten, die gekentert waren, deren Booten keinen Antrieb mehr hatten oder die mitten auf dem Meer am Verdursten waren. Trotz des Einsatzes sind 2014 mindestens 3.000 Flüchtlinge im Mittelmeer ums Leben gekommen.
Mit dem heutigen Tag jedoch wird “Mare Nostrum” beendet. Die Begründung der italienischen Regierung: Sie kann sich das Programm nicht mehr leisten, das monatlich 9 Millionen Euro kostet. Wenn man dieses Geld mit den geretteten Menschen verrechnet, kommt man auf einen Preis von 720 Euro pro Flüchtling. Ein Preis, den aber nicht nur Italien nicht zahlen will: Auch die restliche Europäische Union weigert sich, die Aktion künftig zu finanzieren. Stattdessen wird die Frontex beauftragt, auch nach Schiffsbrüchigen Ausschau zu halten, allerdings nur in Küstennähe. Die Frontex-Truppen aber haben die Aufgabe, Flüchtlinge von Europa fernzuhalten, nicht, sie zu retten. Zudem stehen für für ihre Aktion “Triton” gerade mal 3 Millionen Euro im Monat zur Verfügung, von denen wiederum Italien die Hälfte trägt. Den restlichen 27 EU-Staaten, darunter dem reichen Deutschland, sind selbst die 1,5 Millionen zu viel, um ertrinkende Menschen zu helfen. Klar, es geht ja auch nicht um Banken, denen man gerne mit 100 Milliarden unter die Arme greift.
Was hier gerade geschieht ist nichts anderes als Kolonialismus mit modernen Mitteln. Stellte man vor hundert Jahren noch “Buschneger” z.B. im Hamburger Zoo aus, lässt man Afrikaner heute lieber verrecken, als ihnen wenigstens das Überleben zu sichern. Es ist eine Schande, ein moralisches Verbrechen, das auch unsere Regierung begeht. Ist es das, was man unter “christlicher Nächstenliebe” versteht?
In diesen Tagen, wo in Deutschland gefeiert wird, dass die Flüchtlinge aus der DDR einen Zusammenbruch des Landes bewirkt haben, will man von Flüchtlingen aus Afrika nichts wissen. Man unterscheidet sehr genau, wen man haben möchte und wen nicht. Das ist nichts anderes ist als Rassismus. Da brauchen sich die Politiker gar nicht mehr über die rechtsextremen Hooliogans aufregen, die in Köln randaliert haben — sie selber sind kein bisschen anders, bloß weil sie Krawatten tragen.
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