Keine Kreuze

Die Kreuze sind verschwun­den.
Am hellich­ten Tage.
Unter den Augen der Poli­zis­ten.
Unter den Augen der Kame­ras.
Unter den allse­hen­den Augen.
Sie schreien Zeter und Mordio.
Spre­chen von Entwei­hung der Toten.
Sagen, die Täter würden ihrer Sache einen schlech­ten Dienst erwei­sen.

Dienst?
Dienst ist Dienst und…?
“Die Toten der Mauer dürfen nicht verges­sen werden.”
Dort, wo die Kreuze jetzt sind, gibt es auch Tote.
Auch Mauern.
Kame­ras.
Poli­zis­ten.
Die dort ihren Dienst tun.
Die schie­ßen.
Die Flücht­linge verre­cken lassen.
Aber an diese Opfer gedenkt niemand.
Nur an die Deut­schen aus der DDR.

Es st leich­ter, zu geden­ken, als Unrecht zu bekämp­fen.
Sie suhlen sich in ihrem Geden­ken an 1989.
Und verschwei­gen die Toten an der Grenze heute.
Die flohen ja nicht vor Kommu­nis­ten.
Es sind ja keine Deut­schen.
Keine Brüder und Schwes­tern.
Sondern Sozi­al­schma­rot­zer.
Asyl­be­trü­ger.
Armuts­flücht­linge.
Die niemand hier will.
Und an deren Tod keine 7.000 Ballons erin­nern.
Nur ein paar Kreuze.
Unten am Mittel­meer.

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3 Kommentare

  1. Hallo Aro,
    gute Gedan­ken, wich­tige Gedan­ken und beim daran Denken wird mir übel. Es ist einfach eine humane Kata­stro­phe, wie die reichs­ten Länder der Welt (und Deutsch­land zählt ganz sicher dazu) mit dieser Aufgabe umge­hen. Das meint zum einen, die massi­ven Versu­che den Flücht­lin­gen den Zugang nach Europa zu verbauen aber auch der Umgang und die Unter­brin­gung der Flücht­linge, die es schließ­lich doch irgend­wie zu uns geschafft haben.

    Flucht­hel­fer zu Zeiten von BRD und DDR wurden und werden über­wie­gend glori­fi­ziert. Auch damals war da nicht alles Ehren­amt, da wurde auch Geld verdient!
    Hilft heute jemand den Flücht­lin­gen aus Syrien oder ande­ren Brenn­punk­ten dabei nach Deutsch­land zu kommen, heißt das jetzt Menschen­schleu­sung und wird mit hefti­gen Gefäng­nis­stra­fen bestraft.
    Ich glaube schon, dass wir uns an die Ereig­nisse vor 25 Jahren erin­nern dürfen und sollen. Unbe­strit­ten haben die muti­gen Menschen der Montags­de­mos viel Leid und Unrecht been­det. Schön wäre aber, wenn genauso viel Enga­ge­ment für heutige Not folgen würde.
    Gruß aus dem Norden
    Frank

  2. Ja, leider sind die Perspek­ti­ven etwas verscho­ben. Es kotzt mich an, wenn einer­seits (zu Recht) der Mauer­öff­nung und der Revo­lu­tion in der DDR gedacht wird, aber das aktu­elle Elend im Süden igno­riert wird. Deshalb finde ich die Aktion klasse, ohne damit die Mauer­to­ten verharm­lo­sen zu wollen.
    Es ist schein­hei­lig, wie sich jetzt die Poli­ti­ker darüber aufre­gen. Es sind nur Kreuze, die jeder­zeit neu aufge­hängt werden können. Die Toten im Mittel­meer aber blei­ben tot.

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