Kurzurlaub im Sommerloch

Wer eine Reise tut, der kann was erzäh­len? Na ja, spek­ta­ku­lär waren die paar Tage Tsche­chien nicht. Nach fast 20 Jahren mal wieder Prag besucht und There­si­en­stadt und gese­hen, dass die Wende nur wenige Kilo­me­ter hinter der Grenze nicht über­all den Wohl­stand gebracht hat, wie hier. Trotz Hartz IV sehe ich in Ostdeutsch­land mehr Luxus als auf dem böhmi­schen Land, die Haupt­stadt natür­lich ausge­nom­men. Selbst die Kreis­städte verfal­len, ganze Stra­ßen­züge stehen leer, die Stra­ßen sind etwa seit der deut­schen Beset­zung nicht mehr geflickt worden, das Wasser aus den Leitun­gen stinkt. Hollän­der machen sich auf den Camping­plät­zen breit und beneh­men sich wie Deut­sche auf Malle. Dabei soll­ten sie freund­lich sein, irgendwo müssen sie schließ­lich leben, wenn ihr Land erst­mal abge­sof­fen ist. Und die Dänen (ja, Dänen!) tun es ihnen gleich: Laut, aufdring­lich und massen­weise, es ist kaum auszu­hal­ten.

In Berlin spricht zur selben Zeit der Messias, den eigent­lich niemand kennt und jeder liebt, fast glaubt man, der Zimmer­mann aus Naza­reth ist aus dem Himmel herab­ge­stie­gen. In der Berli­ner Zeitung vom Frei­tag zählte ich jetzt 8 Obama-Fotos in 15 Arti­keln, Kommen­ta­ren und Meldun­gen, das hat schon fast Honecker­sche Ausmaße.

Was war letzte Woche sonst noch in Berlin los? Die Media­Spree-Gegner und Befür­wor­ter behar­ken sich nach dem Volks­ent­scheid, der in Wirk­lich­keit gar keiner ist, denn wo kämen wir hin, wenn das Volk selber entschei­den könnte? Wir sind hier schließ­lich nicht in Irland.

Poli­zei­prä­si­dent Dieter Glietsch muss sich zeit­gleich mit 29 seiner Beam­ten herum­är­gern, weil diese das Hissen der Regen­bo­gen­fahne vor dem Poli­zei­prä­si­dium mit mehr oder weni­ger schwu­len­feind­li­chen Sprü­chen kommen­tier­ten. Die eigent­lich priva­ten freien Meinungs­äu­ße­run­gen waren plötz­lich nicht mehr so privat, weil sie “durch ein tech­ni­sches Verse­hen” an alle 22.500 Mitar­bei­ter verschickt wurden. Dumm gelau­fen, aber nun gibts ja väter­li­che Gesprä­che.

Wirk­lich viel versäumt habe ich während des Kurz­ur­laubs also nicht, auf das Sommer­loch ist Verlass, so wie auf die garan­tierte Meldung der “Abend­schau”, dass es sehr heiß ist, die Leute schwit­zen und in Parks und Schwim­bä­dern herum­lie­gen. Schau einer an.

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