mytaxi rudert zurück

Zum 1. Februar 2014 hatte der Vermittlungsdienst mytaxi ein neues System eingeführt: Taxifahrer mussten für die Aufträge zwischen 3 und 15 Prozent bieten. Dies ist der Anteil an den Fahrtkosten, die mytaxi für die Vermittlung erhält. Wer einen möglichst hohen Prozentsatz bot, hatte gute Chancen, den jeweiligen Auftrag zu bekommen. Gleichzeitig verdiente er natürlich weniger dran, weil mehr Prozente beim Vermittlungsdienst landeten.
In den zwei Jahren zuvor gab es einen festen Betrag, der für jeden Auftrag zu zahlen war. Nun also wurden die Aufträge quasi versteigert. Weiteres Kriterium um einen Auftrag zu erhalten war, ob das eigene Taxi mit Werbung für mytaxi beklebt war. Außerdem, ob einem die Kunden eine gute Bewertung gegeben haben.
Bei den Fahrern aber kam diese Umstellung gar nicht gut an. Sie fühlten sich ausgenutzt und meldeten sich massenweise von diesem Dienst ab. Alle Kollegen von denen ich wusste, dass sie ebenfalls mytaxi nutzten, kündigten entweder ihre Teilnahme oder nutzten die App einfach nicht mehr.

Es ist zu vermuten, dass dadurch die Zahl der angeschlossenen Taxis so weit zurückgegangen war, dass viele Fahrgäste nicht mehr innerhalb kurzer Zeit bedient werden konnten. Einige berichteten mir, dass es manchmal mehrere Minuten dauert, bis ein Taxi für sie gefunden war. Dabei war die Schnelligkeit der Vermittlung eines der Kriterien, von normalen Funkzentralen zu mytaxi zu wechseln. Nicht nur Fahrgäste waren unzufrieden, auch in mehreren Hotels gab es Beschwerden über zu lange Wartezeiten.

Gestern nun ruderte mytaxi wieder zurück. Sie kündigten an, zum 1. Juli zum alten System zurückzukehren. Es wird aber keinen festen Betrag mehr geben, den die Fahrer pro Auftrag zahlen müssen. Stattdessen fallen für alle gleich sieben Prozent des Fahrpreises an, die mytaxi kassiert. Auch die Außenwerbung am Taxi ist kein Vermittlungskriterium mehr.
Vorausgegangen war im April eine Umfrage unter den Taxi-Unternehmern und Fahrern über die Vergabepraxis von Aufträgen bei mytaxi. Dabei sollen sich 75 Prozent der Teilnehmer für eine Änderung ausgesprochen haben, so dass jetzt die Konsequenz daraus gezogen wird. Bleibt zu hoffen, dass sich mytaxi nicht in einigen Monaten wieder zu einem neuen Versuch aufmacht, die angeschlossenen Fahrer zu melken.

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3 Kommentare

  1. Seit der Umstellung auf die Versteigerung habe ich myTaxi aus Protest nicht mehr genutzt, da mir nicht mehr die naheliegenden Taxis angeboten wurden sondern nur noch weit entfernte Taxen. Für mich als Kunde hatte diese Methode also nur eine Verschlechterung ergeben: ich muss nun nur deshalb länger auf ein Taxi warten, damit myTaxi mehr Geld erhält. Sorry. So nicht mit mir!

    Und ich finde 7% vom Umsatz den Taxen abzuknöpfen auch etwas viel meiner Meinung nach.

  2. 7 % müsste aber noch einigermaßen OK sein, oder? Wenn ich es recht im Kopf habe, waren es früher 79 Cent pro Fahrt. Das bedeutet, bei Fahrten bis zu 11,28 € Fahrtpreis liegt man mit dem neuen Preis unter dem früheren Festpreis. Und damit dürften zumindest in Berlin die meisten Fahrten abgedeckt sein (so mein Eindruck aus den Berliner Taxiblogs). Und auch du schriebst 2014, dass du nach dem alten Modell durchschnittlich ca. 10% gezahlt hast.

    Wie sieht es denn mit Trinkgeld aus? Musst du darauf dann auch 7% abgeben?

  3. Ich denke auch, dass 7 % in Ordnung sind. Bisher bin ich mit 10 % gefahren. Wichtig finde ich aber auch, dass jetzt wieder die Nähe zum Fahrgast entscheidend ist, icht die Prozentzahl oder ob mal mytaxi-Werbung durch die Gegend fährt.
    Anfangs hatten sie tatsächlich auch beim Trinkgeld abkassiert, das aber nach Protesten scnell wieder zurückgenommen.

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