Tatsäch­lich exis­tiert eine Gegend mit diesem Namen nicht, aber er würde passen, weil er das Gebiet beschreibt, um das es in diesem Kapi­tel geht. Nämlich die Stre­cke zwischen der Kirche St. Elisa­beth und deren Fried­hof.

Wenn man von der Acker­halle aus kommt, verlässt man für kurze Zeit die Acker­straße. Statt­des­sen wird erst mal die Inva­li­den­straße über­quert, die man dann ein paar Meter rechts entlang­geht. Das erste Gebäude gehört bereits zum Komplex der St.-Elisabeth-Kirche, hier befin­den sich unter ande­rem das Pfarr­amt, die Studen­ten-Gemeinde und Veran­stal­tungs­räume. Hinter dem Haus gibt ein altes Gitter­tor den Blick frei auf das Gelände und die Ruine der Kirche. Meist ist das Tor geöff­net und man kann das Grund­stück betre­ten. Im Mauer­werk des ersten Gebäu­des einge­las­sen ein Schild: “Erbaut 1890”. Der Weg führt quer durch das Gelände, rechts die gegen Einsturz gesi­cherte Kirchen­ruine, links das Gemein­de­haus, in dem die Messen statt­fin­den und auch ein Kinder­gar­ten behei­ma­tet ist. Wenn man viel Glück hat, trifft man hier die alte Dame, die wie die Seele dieser Gemeinde ist und einige Meter weiter noch in dem selben Zimmer lebt, in dem sie 1923 gebo­ren wurde.
Ende der 80-er Jahre hatte hier die “Kirche von unten” ihre Räume. Mit einer einfa­chen Druck­ma­schine und eige­nem Cafe trafen sich hier oppo­si­tio­nelle DDR-Linke, unter ande­rem “Camillo”, der später unter dem Namen Thomas Krüger für die SPD in den Bundes­tag zog. Hier entstand im Herbst ’89 auch die erste Zeitung einer unab­hän­gi­gen ostber­li­ner Antifa-Gruppe.
Gegen­über des hinte­ren Ausgangs des Kirchen­ge­län­des beginnt die Stre­lit­zer Straße, aber unser Weg führt nach links, entlang der Elisa­beth­kirch­straße, die früher noch “Kleine Acker­straße” hieß, vorbei an der Heming­way-Real­schule zum Pappel­platz. Bevor man aber an der Ecke zur Acker­straße ankommt, sollte man sich noch eine geheime Sehens­wür­dig­keit anse­hen: Den Hinter­hof des letz­ten Haus­ein­gangs auf der rech­ten Stra­ßen­seite. Man muss einmal auf diesem winzi­gen Hof gestan­den und seinen Blick nach oben gerich­tet haben.

Das Haus an der Ecke, Acker­straße 29, ist das Haus ohne Eingang. Tatsäch­lich wird man an diesem Wohn­haus weder von der Elisa­beth­kirch- noch von der Acker­straße her einen Haus­ein­gang finden. Um es zu betre­ten, muss man erst rechts in das benach­barte Haus, von wo aus man in die Nummer 29 hinein­kommt.
Man steht nun an der Rück­seite des Pappel­plat­zes, auf dem sich der Brun­nen mit dem Erbsen­zäh­ler befin­det. Die Jugend­li­chen der benach­bar­ten Schule unter­stel­len dem Nack­ten aller­dings, dass er gar keine Erbsen zählt, die nennen ihn den “Mastur­ba­tor”… Hier am Pappel­platz beginnt auch der Sophien-Fried­hof, der erst kurz vor der Bernauer Straße wieder endet.
Weiter Rich­tung Norden kommt man an die Acker­straße 32, zu “Hanschke-Holz­bau”. Dies ist hier der älteste Gewer­be­be­trieb, seit 1948 in der Acker­straße ange­sie­delt.
In der Acker­straße 33, die 1859 gebaut wurde und von der heute nur noch das Quer­ge­bäude steht, konnte man sich bis in die 60-erJahre hinein in dem Kuhstall, wo heute die Gara­gen sind, mit frischer Milch versor­gen. Ab der Einmün­dung Ankla­mer Straße gehörte die Acker­straße bis zur Bernauer in der DDR zum Grenz­ge­biet. Zwar konnte man noch bis zum Eingang des Elisa­beth-Kirch­hofs gehen, aber nur noch unter den stren­gen Augen der Grenz­po­li­zis­ten. Unmit­tel­bar hinter dem Eingang war Schluss, dort stan­den die Kontrol­len. Wer nach dem Mauer­bau noch in einem der letz­ten drei Häuser wohnte, musste sich entspre­chend auswei­sen können. Besu­cher brauch­ten eine Geneh­mi­gung, die Wochen vorher bean­tragt werden musste. Heute wird dieser Teil der Acker­straße immer mehr zum Schrott­platz.

Hinter den drei Häusern steht man direkt auf dem ehema­li­gen Todes­strei­fen. Links, wo noch einige hundert Meter der alten Mauer stehen, soll einmal eine Mauer-Gedenk­stätte errich­tet werden. Der Grenz­strei­fen ist hier noch größ­ten­teils so erhal­ten, wie er sich tatsäch­lich einst durch Berlin hindurch­ge­zo­gen hat. Man muss sich den Boden natür­lich als geharkte Sand­flä­che vorstel­len, außer­dem stan­den hier auch Wach­türme der Grenz­pos­ten. Rechts der Acker­straße befand sich die Versöh­nungs­kir­che. An der Stelle, an dem sich der Eingang zum großen Kirchen­schiff befand, sind heute die Glocken der Kirche aufge­stellt. Am hinte­ren Ende soll noch eine kleine Kapelle entste­hen.
Man hat an dieser Stelle der Acker­straße auch einen schö­nen Blick links über die Mauer auf das Laza­rus-Kran­ken­haus. Dort sieht man das alte Haupt­ge­bäude, den Turm und die Neubau­ten, die sich bis kurz vor die Garten­straße hinzie­hen. In dem dorti­gen Cafe kann man sich nun auf der Hälfte des Spazier­gang zu einem Tee oder Kaffee nieder­las­sen.

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