Der Humboldt­hain ist einer der drei großen Volks­parks, die im 19. Jahr­hun­dert neu ange­legt wurden. Schon 1865 beschloss die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung von Berlin, das Grund­stück neben dem Schlacht­hof für einen Volks­park zu erwer­ben. Die Planung und Vorbe­rei­tung durch den Garten­di­rek­tor Gustav Meyer dauerte vier Jahre, so dass erst im Spät­som­mer 1869 mit den Bauar­bei­ten begon­nen werden konnte.

Der Park war einer­seits für die Frei­zeit und zur Erho­lung der umlie­gen­den Bevöl­ke­rung gedacht, gleich­zei­tig sollte er aber auch ihrer Fort­bil­dung dienen. So gab es neben der Rodel­bahn und den Spiel­plät­zen zahl­rei­che exoti­sche und seltene Pflan­zen, die nach ihren Herkunfts­re­gio­nen geord­net waren. Kleine Schild­chen wiesen auf den Namen und die Herkunft hin. Die für diese Anlage vorge­se­he­nen 340.000 Mark beinhal­te­ten auch den Bau eines aufwen­di­gen Bewäs­se­rungs­sys­tems, dessen Bau allein mehrere Jahre in Anspruch nahm. 1893 wurde im Humboldt­hain auch eine soge­nannte »Geolo­gi­sche Wand« errich­tet, die aller­dings nach eini­gen Mona­ten wieder abge­baut und nach Blan­ken­felde gebracht wurde.

Der Park, wie wir ihn heute kennen, sah damals völlig anders aus. Vor allem unter­schied er sich an der heuti­gen Gustav-Meyer-Allee sowie dem eigent­li­chen Hain. Gegen­über der Ramler­straße gab es einen Platz, auf dem die Himmel­fahrt­kir­che stand, die 1893 erbaut und im 2. Welt­krieg völlig zerstört wurde. Von der West­seite des Plat­zes, wo noch heute die Wiesen­straße verläuft, führte die Grenz­straße quer durch den Park bis zur Kirche und der Brun­nen­straße. Das heute exis­tie­rende Frei­bad gab es damals natür­lich noch nicht.

Im Süden schloss sich der Vieh- und Schlacht­hof an. Als dieser geschlos­sen wurde und dort die AEG ihre Hallen baute, wurde ein Teil des Humboldt­hains für das Werks­ge­lände geop­fert. In Verlän­ge­rung der Rüge­ner Straße entstand die Gustav-Meyer-Allee, ursprüng­lich noch mit einem bepflanz­ten Mittel­strei­fen und einem klei­nem Plätz­chen in der Mitte der Straße. 1887 wurde oben auf dem Hain eine Gruppe von Find­lin­gen aufge­baut sowie auch eine Inschrif­ten­platte, die auf Alex­an­der von Humboldt hinwies. Der Park war ihm zu Ehren benannt worden, der zehn Jahre vor dem Baube­ginn des Parkes gestor­ben war. Dane­ben legte man eine künst­li­che Quelle an, die einen klei­nen Weiher mit auslän­di­schem Fisch­be­stand speiste. Doch das wohl wich­tigste Denk­mal wurde 1926 geschaf­fen: Die »Jagende Nymphe« von Walter Schott kam aller­dings erst 1952 in den Park.

Vorher aller­dings wurde der Humboldt­hain von den Nazis für ihre Zwecke umge­stal­tet. Vom Okto­ber 1941 bis zum April 1942 bauten italie­ni­sche Frei­wil­lige sowie fran­zö­si­sche Zwangs­ar­bei­ter zwei Bunker­an­la­gen, die den Park völlig zerstör­ten. Zuerst goss man eine 80 mal 80 Meter große und 2,5 Meter dicke Beton­platte, auf der der große Bunker im Norden des Parks errich­tet wurde. Dieser Bunker hatte sieben Stock­werke, er diente innen dem Luft­schutz, während oben mehrere Flaks stan­den. Immer wenn aus ihnen geschos­sen wurde, bebte das gesamte Gebäude. An der Gustav-Meyer-Allee entstand zusätz­lich ein klei­ne­rer Bunker, auf dem die Such­schein­wer­fer und Horch­pos­ten instal­liert waren. Die Luft­schutz­räume im Inne­ren waren Müttern mit ihren Kindern vorbe­hal­ten.

Nach dem Krieg und dem folgen­den kalten Winter war der Humboldt­hain prak­tisch zerstört. Die Bäume waren zum Heizen abge­holzt, nur die Bunker stan­den da, grau und klot­zig. Beim Versuch, den großen Bunker zu spren­gen, fiel ein Teil von ihm um, der Rest der Spreng­la­dung zerstörte statt­des­sen­ei­nige der Häuser in der nahen Brun­nen­straße. Darauf­hin verzich­tete man auf weitere Versu­che, ihn in die Luft zu jagen. Statt­des­sen sind beide Bunker zuge­schüt­tet worden und um sie herum entstand ab 1950 ein von G. Rieck völlig neu gestal­te­ter Park. Über dem klei­nen Bunker wurde wieder eine Rodel­bahn ange­legt, während auf dem großen Bunker, über Serpen­ti­nen zu errei­chen, eine Aussichts­platt­form instal­liert wurde. Nur der Ober­teil sowie eine Wand des großen Bunkers liegen heute noch frei, an dieser Wand üben nun die Klet­te­rer des Deut­schen Alpen­ver­eins.

Und auch der ehema­lige Garten wurde wieder ange­legt, als Rosen­gar­ten ist er vor allem bei der ruhe­su­chen­den Bevöl­ke­rung im Sommer sehr beliebt. Und während sich die türki­schen Groß­fa­mi­lien auf dem Rasen ihren Platz fürs Pick­nick suchen, die Kinder sich im Sommer­bad amüsie­ren und die Hunde den Rasen voll­ka­cken, kann man sich heute am Bunker­berg wie in den Alpen fühlen. Schon mancher machte schlapp, wenn er die 85 Meter bis zur Platt­form hinauf­stieg. Von dort aber hat man eine tolle Aussicht in alle Rich­tun­gen.

Und auch eine Himmels­fahrt­kir­che steht wieder, nun aller­dings in der Gustav-Meyer-Allee, nur wenige Schritte von der Brun­nen­straße entfernt. Nach ihrer Zusam­men­le­gung mit der Frie­dens­ge­meinde heißt sie nun »Kirche am Humboldt­hain«.

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