1945 war alles aus. Wir muss­ten Geld verdie­nen, und da war hier am Bahn­hof so ’ne Einsatz­stelle, von der Firma Dalli. Wir haben Kohlen ausla­den müssen. 15-Tonner, 20- und 25-Tonner. 80 Pfen­nig haben wir pro Tonne bekom­men. Zu essen nischt und im Akkord gear­bei­tet. Jeder musste seine Schippe mitbrin­gen, gelie­fert haben wir keine bekom­men. Nischt zu essen, trocken Brot, Nacht­schicht gemacht. In Hein­ers­dorf haben wir Loks bekohlt, 12 Stun­den lang. Die Züge, die vom Russen kamen, die haben wir ausla­den müssen. Kohlen stapeln, hier im Bahn­hof Gesund­brun­nen. Es war ein riesen­gro­ßer Betriebs­bahn­hof, mit Schlos­se­rei, mit großen Lokschup­pen. Das ist ja alles abge­ris­sen.

Frau, geb. 1905

Die Kinos, die spiel­ten fünf Vorstel­lun­gen am Tag, hier waren Riesen-Kinos, auf der Ecke das »Corso«, das war alles bomben­voll. Mittags um elf, da kamen die ersten Arbeits­lo­sen an, zum halben Preis für 50 Pfen­nig, und dann ging das bis nachts zum elf durch, zum Teil war es noch mit Bühnen­show und so, Herr Harald Juhnke stammt aus dieser Gegend, daher sein guter Berli­ner Dialekt. Die Leute hatten noch kein Fern­se­hen und gingen aufgrund ihrer schlech­ten Wohn­ver­hält­nisse hier auch abends mehr aus. Die Knei­pen waren alle voll, viele hatten Fami­li­en­re­stau­rants, da gingen sie dann mit Hosen­trä­ger und Filz­pan­tof­feln rein, das spielte keine Rolle.

Päch­ter des ehema­li­gen Bahn­hof-Cafés

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