Lebens­da­ten: * 29.9.1867 (Berlin) + 24.6.1922 (Berlin)

Infor­ma­tio­nen zur Person:
Indus­tri­el­ler, Poli­ti­ker
Sohn von Emil Rathenau

Der Sohn einer jüdi­schen Unter­neh­mer­fa­mi­lie machte sein Abitur am König­li­chen Wilhelms-Gymna­sium Berlin. Anschlie­ßend studierte er Natur­wis­sen­schaf­ten in Berlin und Straß­burg und promo­vierte 1889 in Physik über “die Absorp­tion von Licht in Metal­len”. 22-Jährig zog er zum Studium in Maschi­nen­bau und Elek­tro­che­mie nach München, dem folgte 1890/91 sein Dienst­jahr bei der Armee. Offen­sicht­lich gefiel Walt­her Rathenau der Mili­tär­dienst so gut, dass er eine Offi­ziers­lauf­bahn einschla­gen wollte. Doch der starke Anti­se­mi­tis­mus inner­halb des preu­ßi­schen Mili­tärs machte diesen Plan zunichte.

Statt­des­sen nahm Rathenau 1891 seine erste Anstel­lung als tech­ni­scher Bera­ter bei der Alumi­num Indus­trie AG in der Schweiz auf; der Betrieb gehörte zum väter­li­chen AEG-Firmen­ver­bund. Zwei Jahre später wech­selte Rathenau als Geschäfts­füh­rer zu den Elek­tro­che­mi­schen Werken in Bitter­feld, eben­falls eine Toch­ter­ge­sell­schaft der AEG. Hier hatte er jedoch wenig Glück, die Firma rutschte immer weiter in die roten Zahlen.
Ab der Jahr­hun­dert­wende wurde Walt­her Rathenau trotz­dem in den Vorstand der AEG aufge­nom­men, hier sollte er als Nach­fol­ger seines Vaters aufge­baut werden. Aufgrund großer Diffe­ren­zen in Bezug auf die künf­tige Ausrich­tung des Konzerns verließ er den Vorstand 1902 wieder.

1906 begann Rathenau mit ersten poli­ti­schen Akti­vi­tä­ten, u.a. als Experte im neuen poli­ti­schen Block des Reichs­kanz­lers Fürst von Bülow. Hier enga­gierte er sich vor allem im Bemü­hen, die Moder­ni­sie­rung der Finanz- und Wirt­schafts­po­li­tik vor dem Hinter­grund der indus­tri­el­len Entwick­lung mitzu­ge­stal­ten. Als Staats­se­kre­tär für das neu einge­rich­tete Kolo­ni­al­amt reiste er 1907 und 1908 in die deut­sche Kolo­nie Südwest­afrika (heute Nami­bia).
Während dieser Zeit war Walt­her Rathenau der AEG als Gesell­schaf­ter der Berli­ner Handels­ge­sell­schaft treu geblie­ben. Dieser Bereich koor­di­nierte das Banken­kon­sor­tium der AEG und vergrö­ßerte seinen Einfluss auf die Geschi­cke des Konzerns. Dass Rathenau in dieser Zeit in Wirt­schafts­krei­sen ein sehr gefrag­ter Experte war ist an seinen über 100 Aufsichts­rats­pos­ten ersicht­lich, die er damals inne­hatte.

1912 hatte der 44-Jährige den Weg an die Spitze der AEG geschafft. Als Aufsichts­rats-Vorsit­zen­der begann er mit der Umstruk­tu­rie­rung des Konzerns, viele Neben­ge­schäfts­fel­der wurden abge­sto­ßen, Rathenau konzen­trierte sich auf die Kern­be­rei­che, spezi­ell die Elek­tri­zi­täts­er­zeu­gung. Zur selben Zeit machte er sich aber auch als Gesell­schafts­kri­ti­ker und Essay­ist einen Namen, befasste sich mit den gesell­schaft­li­chen Folgen der Indus­tria­li­sie­rung.
Im Laufe des Ersten Welt­kriegs über­nahm Rathenau die Behörde für Kriegs­roh­stoffe, er schuf staat­lich kontrol­lierte Kartelle, um die Kriegs­wirt­schaft effi­zi­en­ter zu gestal­ten. Mit dem Tode des Vaters 1915 wech­selte Walt­her Rathenau aber wieder zur AEG, dies­mal als Präsi­dent des Konzerns.

1919 trat Walt­her Rathenau in die libe­rale “Deut­sche Demo­kra­ti­sche Partei” ein und betei­ligte sich am Aufbau der Weima­rer Repu­blik. In der Regie­rung von Reichs­kanz­ler Joseph Wirth (“Der Feind steht rechts!”) erhielt Rathenau erst­mals einen Kabi­netts­pos­ten als Wieder­auf­bau­mi­nis­ter. Seine Funk­tio­nen bei der AEG sowie sämt­li­che Aufsichts­rats­pos­ten legte er nieder, er konzen­trierte sich von nun an ausschließ­lich auf die Poli­tik und die Schaf­fung einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft.

Anfang 1922 stieg Walt­her Rathenau im Alter von 54 Jahren zum Außen­mi­nis­ter auf, was schließ­lich sein Ende bedeu­tete. Denn in dieser Posi­tion war er das Binde­glied zwischen den Kriegs­ge­win­nern, die vom Deut­schen Reichs unge­heure Repa­ra­ti­ons­zah­lun­gen verlang­ten und der deut­schen Wirt­schaft, die diese Zahlun­gen nicht leis­ten konn­ten. Im Reich hatte sich zudem die poli­ti­sche Rechte gegen Rathenau als Juden einge­schos­sen,
Immer wieder pole­mi­sier­ten die Rechts­extre­mis­ten gegen Rathenau, wobei sich ihre Propa­ganda insbe­son­dere am jüdi­schen Glau­ben des Außen­mi­nis­ters entzün­dete. Dabei konnte er wie mit dem Abschluss des Vertrags von Rapallo (April 1922) durch­aus Erfolge erzie­len: So einig­ten sich das Deut­sche Reich und die junge Sowjet­union darauf, keine gegen­sei­ti­gen Repa­ra­ti­ons­for­de­run­gen zu stel­len. Mit dem Abschluss von Rapallo wurde Deutsch­land wieder inter­na­tio­nal aner­kannt und tauschte Botschaf­ter mit zahl­rei­chen Staa­ten aus.
Im Innern jedoch geriet Walt­her Rathenau durch die Rech­ten immer mehr unter Druck was darin gipfelte, dass er im Früh­som­mer 1922 nahe seines Hauses in der Königs­al­lee Ecke Wallot­straße (Grune­wald) von Rechts­ra­di­ka­len der para­mi­li­tä­ri­schen Frei­korps-Orga­ni­sa­tion Consul ermor­det wurde.

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