Nur 4.000 Jahre nach seiner Erfindung glückte im 18. Jahrhundert auch in Deutschland die Herstellung von Porzellan. Zuerst ins Sachsen, dann in der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin.
70 Jahre später entstand der KPM ernstzunehmende Konkurrenz. Am westlichen Rand der Kirchstraße, auf der gesamten Länge zwischen Alt-Moabit und Spree, errichtete Johann Schumann im Jahr 1834 zusammen mit seinem Sohn eine Porzellanmanufaktur. Sie waren aus Sachsen-Anhalt gekommen, um hier richtig durchzustarten. Schumanns Fabrik entwickelte sich nach der KPM schnell zum zweitgrößten Hersteller von Porzellan in Preußen. Nach dem Tod des Vaters leitete Friedrich Adolph Schumann die Fabrik. Er konzentrierte sich auf die Herstellung von Gebrauchsporzellan in sehr guter Qualität, die dem der KPM sehr nahekam. Da die „Königlichen“ es ablehnten, Haushaltsporzellan herzustellen, errang Schumann bald ein gewisses Monopol. Durch ihn konnten sich nun auch bürgerliche Kreise Porzellan leisten, das trotzdem künstlerisch hochwertig war.
Zwischen 1841 und 1844 wuchs die Belegschaft auf das Zehnfache, die Manufaktur F.A. Schumann war nicht nur bei den Kunden, sondern auch den Arbeitern sehr beliebt. Nachdem 1851 auch Friedrich Adolph gestorben war, leiteten verschiedene Direktoren die Fabrik, nun unter dem Namen Berliner Porzellan-Manufaktur. Anfangs war das auch noch erfolgreich. Doch mehrere Arbeiter, die schon unter Schumann gearbeitete hatten, machten sich nun selbstständig und gründeten eigene Manufakturen. Teilweise in unmittelbarer Nachbarschaft angesiedelt waren sie ebenfalls erfolgreich. Carl Schomburg etwa arbeitete ursprünglich für F.A. Schumann als Porzellanmaler. Er hatte aber auch eine eigene Glanzgoldtinktur entwickelt, durch die er zu genügend Geld kam, um 1853 eine eigene Fabrik aufzubauen. Dort konzentrierte er sich auf die Herstellung von Elektroporzellan, also Isolatoren für Telegrafenleitungen. Er produzierte bis 1904 in Moabit.
Zwei anderer Schumann-Arbeiter, Robert und Louis Schmidt, gründeten 1952 in der Werftstraße eine Fabrik für Haushaltsgeschirr. Diese brannte jedoch 1886 ab.
Die Berliner Porzellan-Manufaktur ging 1880 in Konkurs. Ihr letzter Direktor Max Ludloff übernahm die Fabrik und führte sie noch bis 1889 weiter. Dies war dann das Ende der Porzellanherstellung in Moabit. Die benachbarte Meierei von Carl Bolle übernahm das Grundstück der einstigen Manufaktur F.A. Schumann.
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