Gesundbrunnen (I)

Gleich neben der Stelle, an der sich jahr­hun­der­te­lang die Panke-Mühle befand, exis­tierte lange Zeit auch eine Heil­quelle, die später diesem Stadt­teil, aber auch der Brun­nen- und der Badstraße ihre Namen gab: Der Gesund­brun­nen. Der Sage nach hatte sich Fried­rich I. von Preu­ßen, müde von der Jagd, von der Mülle­rin einen Trunk Wasser reichen lassen. Die Mülle­rin hatte am ande­ren Ufer der Panke eine Quelle, aus der sie das Wasser entnahm. Den empfind­li­chen Geschmacks­ner­ven von Fried­rich I. war es zu verdan­ken, dass der beson­dere Eisen­ge­halt dieser Quelle bemerkt wurde. Doch erst Fried­rich II. ließ das Quell­was­ser von einem Chemi­ker unter­su­chen, der den beson­de­ren Charak­ter bestä­tigte. 1757 begann man mit dem Ausbau des Brun­nens und über­ließ ihn mitsamt dem umlie­gen­den Gelände dem Hofapo­the­ker Hein­rich Wilhelm Behm. Der witterte fette Geschäfte und baute den Komplex für 22.000 Taler aus: Unter ande­rem wurden 12.000 Bäume gepflanzt, eine Bade­an­stalt errich­tet, ein Brun­nen­ge­bäude, Stal­lun­gen sowie eine Meie­rei.
Dazu kamen mehrere gastro­no­mi­sche Einrich­tun­gen. Die Eröff­nung des »Fried­richs-Gesund­brun­nens« 1760 war von einer für dama­lige Zeiten unge­wöhn­li­chen Werbe­kam­pa­gne beglei­tet. In einer Broschüre warb Behm: »Wir halten einen Bade­meis­ter, welcher zugleich ein Chir­ur­gus ist. Dieser besorgt die Zube­rei­tung der Bäder und dient mit seiner Kunst und Wissen­schaft den Bade­gäs­ten. Es befin­det sich in einem Neben­ge­bäude ein Koch, welcher mit Zube­rei­tung der dien­li­chen Spei­sen aufwar­tet. Man kann bei ihm zugleich ein gutes Glas Franz.- und Mosel­wein wie auch ein gut gego­re­nes und gesun­des Bier bekom­men.«

Dem Quell­was­ser des Gesund­brun­nens wurde nach­ge­sagt, dass es bei »allen Arten von Krank­hei­ten, beson­ders Gicht, Ausschlag und Fieber« helfen sollte, so dass es auch in den Berli­ner Apothe­ken zu kaufen war. Doch ausge­rech­net der Brun­nen­be­sit­zer selbst machte die beste Nega­tiv­wer­bung, indem er — trotz seines gesun­den Wassers — einige Jahre später an Erschöp­fung starb.

1809 wurde die Anlage zu Ehren von Köni­gin Luise in »Luisen­bad« umbe­nannt. Zu diesem Zeit­punkt war daraus bereits eine der größ­ten Vergnü­gungs­stät­ten gewor­den, die es vor den Toren Berlins gab. Mehr als 40 Varie­tés, Cafés, Bier- und Tanz­lo­kale entstan­den in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft des Luisen­ba­des. Hunderte Fami­lien kamen zu den Ausflugs­lo­ka­len am Gesund­brun­nen, für den sich mitt­ler­weile auch der Name »Plumpe« durch­ge­setzt hatte.

Doch man ging nicht sehr liebe­voll mit dem Brun­nen und der Panke um. Zum einen waren da 30 Gerbe­rei­be­triebe, die sich 1850 fluss­auf­wärts an der Panke ange­sie­delt hatten und ihre übel­rie­chen­den Abwäs­ser in den Fluss leite­ten. Dieser wurde immer mehr zu einem Moder­loch und verbrei­tete einen derar­ti­gen Gestank, dass sich die Anwoh­ner in empör­ten Einga­ben beschwer­ten. »Wo die Panke mit Gestanke durch den Wedding rinnt, da halten sich die Nasen zu, Mann und Frau und Kind« — so ein Reim über die »Stin­ke­panke«. Später wurde die Panke wort­wört­lich ersto­chen, aber dazu später.

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