
Das Chaos der Erinnerung
Vom Holocaust-Mahnmal – wenn sie es jemals hinkriegen – bis zum Ehrenmal im Schönholzer Park braucht man nur 16 Minuten. Naja, ganz stimmt das nicht, denn in diesen 16 Minuten ist man mit der S1 […]
Vom Holocaust-Mahnmal – wenn sie es jemals hinkriegen – bis zum Ehrenmal im Schönholzer Park braucht man nur 16 Minuten. Naja, ganz stimmt das nicht, denn in diesen 16 Minuten ist man mit der S1 […]
In der Wollankstraße sieht man alltäglich, was Wiedervereinigung ist. Oder was die Mauer-Trennung war. Man muss sich nur an einem beliebigen Alltag, zum Beispiel an diesem Nieselregen-Donnerstag im Februar, vorstellen, dass unter der S-Bahn die […]
Hopfen und Malz, also Bier. Das Bier gehört zu Berlin wie … wie … jedenfalls wie die Boulette. Ich finde: Bier hat etwas Großstädtisches. Bier hat auch was Beispielhaftes. Zum Beispiel kann man eine Geschichte […]
Heute fuhr ich halbwegs um Berlin herum, mit der S4 von Halensee, wo ich wohne, nach Pankow. Am Treptower Park steigen mit ihren überpackten Fahrrädern fünf Männer ein; Penner; sie strömen den typischen süßlichen Geruch […]
Der Bahnhof Wollankstraße ist keine Schule der Erinnerung. Die Erinnerung an die Mauer ist ein Schatten an der Mauer. Die Gegenwart der Vergangenheit ist kurz. Florastraße, Blumenstraße, das passt zum Sommertag und zu dem Einheitsgefühl, […]
Wo liegt der Mittelpunkt des neuen Bezirkes Pankow / Prenzlauer Berg / Weißensee? Die Frage nach dem Bezirks-Mittelpunkt ist am wenigsten eine geographische Frage. Von Grenzzufälligkeiten hängt sie nicht ab. Da, wo an der stolzen […]
Wo soll ich diese Geschichte beginnen lassen? In der Westfälischen Straße (in Wilmersdorf), wo ich wohne, oben am Ku’damm, hinter dem bis in die beginnenden 30er Jahre der Luna-Park folgte: die Volksunterhaltungsstätte, die jetzt eingefangen […]
Die Stadt wird immer größer. Berlin wächst. Je mehr man von Berlin kennt, umso größer wird die Stadt. Die Stadt nimmt eine antithetische (oder soll ich sagen: eine dialogische) Gestalt an. Sie fängt an, mit […]
Von Pankow nach Köpenick, genauer: von Heinersdorf nach Spindlersfeld. Ein Spaziergang allein mit den Füßen wird das natürlich nicht. Die S-Bahnlinien sind … da fallen mir verschiedene Vergleiche ein; sagen wir: die Schlagadern der Stadt, […]
Ich will von der Thulestraße zur Stockholmer Straße wandern, vom sagenhaften zum heutigen Skandinavien; ich will vor allem dem großen nördlich bekannten Straßenzug auf den Charakter kommen, der als Wisbyer/Bornholmer/Osloer Straße an die Grenze zwischen […]
Bis zur Danziger Straße bringt mich meine Freundin R. in ihrem schnellen, flachen Auto, aus dem ich mich auf den paradoxen Weg mache: hinauf zur Untergrundbahn. Zur Schönhauser Allee steigt die U-Bahn auf, erhebt sich, […]
Vorgestern in Treptow. Um mir anzusehen, wie Bruno Tauts Reform des Arbeiterwohnungsbaus begann, 1913, farbig: Tuschkastensiedlung. Ehe sich das steinerne Berlin für Arbeiter reformierte, hatten die Bessergestellten für sich mit Reformen des Ihren schon begonnen. […]
Mein heutiger Spaziergang beginnt, wo die S1 hält, am Anhalter Bahnhof. Ich gehe hinter dem Fassadenrest über die knapp begrünte Brachfläche; früher war hier einer der belebtesten Bahnhöfe Europas, Walter Benjamin identifizierte ihn mit der […]
Ich kam von Schönholz herüber. Als der Weg über den Friedhof führte, brach er mehrmals durch die dünne Zeitendecke und blieb in der Vergangenheit stecken. Dorther sind die Merkpfähle. In den Majakowskiring trete ich ein […]
Die S1 ist mir gut vertraut. Als ich in Schlachtensee wohnte, fuhr ich oft mit dieser Bahn; Tucholsky hat sie apostrophiert, als noch die Bankdirektoren mit ihr reisten von den Sommervillen an der Rehwiese zu […]
Es ist der 5. Mai, ein sonniger Montag. Ossietzky steht in der Ossietzkystraße. Auf einer Wiese. Gegenüber der Wirt vom Hey Chauk Lai fegt den rosa Traum der japanischen Kirsche vom Bürgersteig. Hinter Ossietzky blüht […]
Eigentlich weiß ich über Wilhelm Kuhr fast nichts; aber ich mache mir Gedanken über ihn, während ich durch seine Straße auf den Triumphbogen zugehe, hinter dem der Bürgerpark beginnt. Wilhelm Kuhr war Jurist, er machte […]
Die Herren aus Pankow, sagte Adenauer, wenn er die Feinde benennen wollte, die niemals recht hatten. Mit dieser Formel bin ich aufgewachsen; halb nahmen wir sie ernst, halb ironisierten wir sie, als wir sie in […]
Als am 22. März 1935 im Haus des Rundfunks in der Masurenallee die weltweit erste regelmäßige Fernsehausstrahlung begann, war dies der Anfang eines Siegeszugs. Der „Reichssendeleiter“ war dem NS-Propaganda-Ministerium unterstellt und ließ den Erfinder Paul […]
Zwei Franziskanerinnen betreuen Aids-Kranke, schwules Leben gehört zu ihrem Alltag. Diese Nonnen machen ernst mit der Nächstenliebe. Eine Würdigung. Der Mann war auf der Flucht, und er trat sie nach vorne an. „Ick habe eure […]