Fennpfuhl

Das Fennpfuhl in Lich­ten­berg ist ein Ort, den fast nur Ost-Berli­ner kennen. Zu DDR-Zeiten gehörte das Neubau­ge­biet zu den stol­zen Errun­gen­schaf­ten des sozia­lis­ti­schen Wohnungs­baus, was aber auch daran lag, dass der Ort gut gewählt war. Ehema­li­gen West­be­woh­nern ist das Fennpfuhl auch deshalb kein Begriff, weil es heute kaum in den Medien vorkommt und man auch von außen nicht allzu viel sieht.
Außen — das ist sind diesem Fall die Lands­ber­ger Allee, die Stor­kower Straße und der Weißen­seer Weg/Möllendorffstraße, die hier ein großes Drei­eck bilden. Zwischen den lauten Stra­ßen aber befin­det sich das viel­leicht ruhigste Wohn­ge­biet Lich­ten­bergs, das Wohn­ge­biet Fennpfuhl. Hier bestim­men schmale Stra­ßen und viel Grün das Bild, Durch­gangs­ver­kehr gibt es nicht. Zwar entstan­den nach der Wende einige große Einkaufs- und Geschäfts­zen­tren wie der Stor­kower Bogen, die wurden aber nur an der Außen­seite des Drei­ecks ange­sie­delt. Die größte Straße im Inne­ren ist die Karl-Lade-Straße und die endet in einer Sack­gasse. Auch der dane­ben liegende Anton-Saef­kow-Platz ist eher zu Fuß zu errei­chen, als mit dem Auto. Oder aber mit der Stra­ßen­bahn, die das gesamte Wohn­ge­biet durch­quert.
Der Fennpfuhl, Namens­ge­ber des Wohn­ge­biets, ist vor allem im Sommer und an Wochen­en­den von Erho­lung­su­chen­den bevöl­kert, Angler, Jogger und zahl­rei­che Spazier­gän­ger machen den Park zu einem wirk­li­chen Volks­park. Mitt­ler­weile nennt man ihn auch den “Liet­zen­see des Ostens”.

Das “Wohn­ge­biet am Fennpfuhl” erhielt diesen Namen offi­zi­ell mit der Fertig­stel­lung 1987. Heute heißt es nur noch Fennpfuhl und ist ein offi­zi­el­ler Orts­teil des Bezirks Lich­ten­berg. Tatsäch­lich ist es ein Pfuhl, ein etwa 20.000 Jahre alter klei­ner See, der dem Gebiet den Namen gibt. Am östli­chen Rand gele­gen, war der Pfuhl und sein umge­ben­der Park von Klein­gärt­nern und gerin­ger Bebau­ungs­dichte umge­ben. Das änderte sich aber in den 70er Jahren, nach fünf Jahren Planungs­zeit began­nen 1977 die Bauar­bei­ten, 50.000 Bewoh­ner soll­ten hier eine neue Bleibe finden. Frist­ge­recht wurden die teil­weise 24-stöcki­gen Neubau­blö­cke zehn Jahre später über­ge­ben. Schon damals war das große Manko, dass die beiden östlich und nörd­lich gele­ge­nen Wohn­ge­biete durch die großen Stra­ßen vom Fennpfuhl abge­schnit­ten waren. Dafür gab es bis heute keine Lösung, kaum jemand nimmt den beschwer­li­chen Weg über die breite Lands­ber­ger Allee oder den Weißen­seer Weg auf sich, wenn er nicht muss.
Auch sonst hat sich im Fennpfuhl nichts Grund­le­gen­des geän­dert, wenn man von der Sanie­rung vieler Gebäude absieht. Vor allem der Anton-Saef­kow-Platz mit seiner Fußgän­ger­zone ist noch immer das Zentrum des Gebiets, an warmen Tagen ist die groß­zü­gige Piazza mit der real­so­zia­lis­ti­schen Patina Treff­punkt zahl­rei­cher Bewoh­ner. Ein paar Geschäfte und der Markt ziehen die Menschen an, Restau­rants und Cafés gibt es aller­dings kaum.
Eines hat sich nach der Wende aller­dings stark verän­dert: Viele deut­sche Fami­lien sind fort­ge­zo­gen, vor allem Spät­aus­sied­ler und Osteu­ro­päer über­nah­men ihre Wohnun­gen. Das scha­det der Entwick­lung nicht, die weni­gen Händ­ler fanden in ihnen neue Kunden. Die zweite Gene­ra­tion hat den Fennpfuhl so ange­nom­men, wie die erste. Auch sie sitzt im Sommer am Brun­nen auf dem Anton-Saef­kow-Platz.

Foto: Frido­lin freu­den­fett, CC BY-SA 4.0

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Wieso knallt uns die Werbung eigent­lich stän­dig damit voll, dass irgend­ein Produkt neu ist? Ich kann mich an Zeiten erin­nern, da warb ein Wasch­ma­schi­nen­her­stel­ler mit dem Slogen “AEG — Aus Erfah­rung gut”. Auch andere Firmen […]

2 Kommentare

  1. Hallo Leute, wer kennt sich in der Ursprungs­ge­schichte des Fennpfuhl gut aus?
    Ich habe hier im Früh­jahr 1963 mitgearbeitet.Nach meiner Erin­ne­rung war das der erste Bau hier in einem Schrä­ber­gar­ten und Brach­ge­lände.
    Welches war der erste Wohn­block im Fennpfuhl?
    Wieviel Geschosse hatte dieser Bau?
    Über eine kompe­tente Auskunft würde ich mich freuen.
    Georg Papke

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