Die Wende in der DDR

1988
West-Berlin wird „Kulturstadt Europas“ und leistet u.a. beachtete Beiträge zur Problematik im öffentlichen Raum präsentierter Kunstobjekte.

19. Januar 1988
Alternative Gedenkfeier am Grabe Rosa Luxemburgs in Ost-Berlin. Der demokratisch-sozialistische Teil der Kritiker des „realsozialistischen“ Kurses der DDR artikuliert sich demonstrativ öffentlich und wird danach vom Staatssicherheits-Dienst verschärft überwacht. Die Kontakte dieser Regime-Kritiker mit den seit ca. 1984 aktiven zahlreichen demokratischen und kirchlichen Kräften verstärken sich: es entsteht eine heterogene außerparlamentarische DDR-Opposition. Ziel dieser Kreise ist es mehrheitlich, die DDR nach dem Vorbild der sowjetischen „Perestroika“ zu reformieren.

Mai/Juni 1989
Nach von den DDR-„Organen“ auf Anordnung der SED durchgeführten Fälschungen der Kommunalwah-Ergebnisse verstärken sich die Proteste der Ost-Berliner Bürger auch über die organisierten Bürgerrechtsgruppen hinaus. Im „breiten Volk“ jedoch greift Resignation um sich, da die DDR-Oberen eine liberale Öffnung nach dem Vorbild der UdSSR weiterhin ablehnen.

Sommer 1989
Urlaubsaufenthalte von DDR-Bürgern in der CSSR, Polen und Ungarn werden zur Absetzung in den Westen benutzt. Das Regime hält an der von der Bevölkerung abgelehnten, weil sich nicht zeitgemäß öffnenden Politik jedoch fest. Erich Honecker: „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!“

7. Otober 1989
40-Jahr-Feier der DDR. Das SED-Zentralkomitee weist den Rat Michail Gorbatschows, den Zug der Zeit nicht zu verpassen, schroff zurück.
Stundenlange Demonstration von 2-3.000 Menschen in Ost-Berlin.

18. Oktober 1989
Rücktritt Honeckers aus allen Partei- und Staatsämtern, Nachfolger: Egon Krenz.

4. November 1989
Auf einer von Ost-Berliner Kulturschaffenden „von unten“ organisierten (und von SED und MfS als Versuch, das wankende Regime noch zu retten, unterstützten) Großdemonstration versammelten sich ca. eine Million DDR-„Reformer“ auf dem Alexanderplatz. Stefan Heym: „Es ist, als hätten wir ein Fenster geöffnet, aus dem nun der Mief all der Jahre entweicht…“. Bei weiteren spontanen Kundgebungen werden – in Anlehnung an die radikaleren Forderungen auf den „Montagsmärschen“ in Leipzig und anderen Städten der DDR – zunehmend Rufe laut: „Deutschland, einig Vaterland!“ (das stand anfangs im Text der DDR-Hymne).

9. November 1989
Öffnung der Übergänge der Berliner Mauer auch für Bürger der DDR. Auf einer Pressekonferenz teilt Politbüromitglied Schabowski mit: „… haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.“ Die daraufhin zahlreich aufbrechenden „Testbesucher“ werden von den West-Berlinern herzlich begrüßt. An den Grenzübergängen drängen sich bald viele zehntausende Besuchswillige, so dass gegen 23.30 Uhr die Schlagbäume geöffnet werden müssen. Alle Kontrollen werden eingestellt: die Mauer hat ausgedient. „Mauerspechte“ beginnen bald darauf, das monströse Bauwerk niederzulegen; ein weltweiter Souvenirhandel mit Mauerbruchstücken und ganzen Mauerabschnitten sowie Militaria aus Beständen der DDR und der Sowjetunion beginnt.
Nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ sollen allein an der Berliner Mauer 235 Menschen gestorben sein (an der innerdeutschen Grenze 370, und weitere 220 Todesopfer gab es an den DDR-Grenzen nach Osteuropa).

10. November 1989
Rund 600.000 DDR-Bürger besuchen West-Berlin, das Gedränge an den Übergängen ist chaotisch, auch die kommende Nacht wird durchgefeiert. Währenddessen ist rund um Berlin die „Erhöhte Gefechtsbereitschaft“ der DDR-Truppenverbände nach dem Plan „Operation Zentrum“ hergestellt. Der Plan sah vor, West-Berlin innerhalb von 12 Stunden einzunehmen, die Operation wird jedoch nicht ausgelöst. Auch in der Folge verläuft die Grenzöffnung und politische Wende gewaltlos, es fällt kein Schuss.

11. November 1989
Aufhebung der „Erhöhten Gefechtsbereitschaft“ für die DDR-Truppen. Die ca. 365.000 Mann starke Truppe der sowjetischen Westgruppe hält sich aus der von Gorbatschow als DDR-intern bewerteten Situation heraus.

Mitte Dezember 1989
Auf einem Sonderparteitag versucht die SED, mit ihrem „realsozialistischen“ Flügel abzurechnen; man stimmt der Umbenennung in „Partei des demokratischen Sozialismus (PDS)“ zu. Die Volkskammer der DDR wählt den bisherigen Sekretär des SED-Bezirks Dresden, Hans Modrow, zum Vorsitzenden des Ministerrats der DDR.

22. Dezember 1989
Öffnung von Übergängen am Brandenburger Tor.

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