Die Bilder, die Mitte November 1990 weltweit in den Fernsehern zu sehen waren, erinnerten mehr an Krieg, an Bürgerkrieg. Und dabei war es nicht mal das, es war stattdessen der verzweifelte Versuch einige hundert Autonomer, ihr besetztes Terrain zu verteidigen. Und das schafften sie auch — für kurze Zeit und mit viel Gewalt.
Begonnen hatte es kurz nach der Wende in der DDR. Auch im Stadtviertel Friedrichshain gab es etliche leerstehende Wohnungen, oder wie in der Mainzer Straße sogar halb leere Straßenzüge. Und es gab junge Menschen, die nicht mehr bei den Eltern leben wollten, sondern in einer eigenen Bude. Nach der Öffnung der Grenze kamen auch Linksradikale aus West-Berlin zuhauf nach Friedrichshain, um hier ihre Politik fortzuführen, die bereits in Kreuzberg gescheitert war: Den Staat mit Gewalt herauszufordern und rechtsfreie Räume militant zu erkämpfen. Zu diesen Leuten gehörte auch ich.
Die Gewalt (wir nannten das heroisierend “Militanz”) gehörte zum politischen Konzept, egal ob man sie selbst anwandte oder nur verteidigte, sie war selbstverständlich und wurde nicht in Frage gestellt. Wer dies tat, stellte sich außerhalb “unserer Reihen”. Diese Reihen waren damals gerade mit dem “Kampf gegen den Faschismus” beschäftigt. Tatsächlich gab es in West-Berlin nicht so viel Aktivitäten von Neonazis, das änderte sich aber nach der Maueröffnung. Rechtsradikale Hooligans und Skinheads aus Ost-Berlin trafen auf organisierte Neonazis aus dem Westen, man vermischte sich, und trotz vieler Streits und Konflikte etablierten sich die Westnazis im Ostteil der Stadt. Sie arrangierten sich und profitierten voneinander. Zentrum der organisierten Neonazis wurde Lichtenberg, während wir West-“Antifas” uns auf Friedrichshain konzentrierten — also direkt nebenan.
Viele Ost-Berliner Linke hatten keine Lust auf diese Konfrontation, sie versuchten im Prenzlauer Berg eigene Strukturen aufzubauen, auch wenn sie sich natürlich ebenfalls rechter Gewalt ausgesetzt sahen und sich auch dagegen wehrten.
In Friedrichshain entstand aber eine offensive autonome Struktur, die sich hauptsächlich auf die Mainzer Straße konzentrierte. Hier wurden im Frühjahr 1990 elf leerstehende Wohnhäuser besetzt, ein ganzer Straßenzug, davon acht Häuser auf einer Seite, die alle in einer Reihe standen und miteinander verbunden waren. Es waren nicht auschließlich Autonome aus dem Westen in den Häusern, aber sie hatten das Sagen.
Als ich im Sommer ’90 ebenfalls in der Mainzer Straße landete, hatten sich die Strukturen dort bereits gefestigt. Es gab Einkaufsgemeinschaften, Aufgabenteilung bei der Vorbereitung einer Verteidigung der Straße, Plenen, Kneipen usw. In “unserem” Haus lebten vor allem jüngere Leute aus einer Antifagruppe, die ebenfalls militant war, daneben aber auch andere Taktiken ausprobierte. So haben wir sogenannte “Faschokids” in der Umgebung besucht und versuchten mit ihnen zu reden, anstatt sie zusammenzuschlagen. Die Jugendlichen in der Gegend waren politisch stark polarisiert, es gehörte zum guten Ton, sich den Linken oder Rechten anzuschließen — die meisten landeten rechts. Da wir es falsch fanden sie einfach zu schlagen, versuchten wir eben, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, oft mit Erfolg. So schafften wir es, dass einige der “Jungfaschos” plötzlich in der Mainzer Straße auftauchten, um z.B. in unserem Haus zu arbeiten. Bei den Bewohnern der anderen Häuser waren sie dagegen nicht so gern gesehen, da sie die 14- bis 16-Jährigen als “Nazi-Spitzel” ansahen. Ihnen passte es nicht, dass hier einige Leute eine antifaschistische Arbeit ohne Konfrontation aufzogen.
Aber es gab auch andere Begegnungen mit Rechtsradikalen in unserer Straße: Mehrmals zogen kleine Gruppen von ihnen nachts in die Mainzer Straße, um wahllos jeden zusammenzuschlagen, den sie in die Finger bekamen. Auch tagsüber gab es mehrmals Überfälle, bis zu 200 Nazis versuchten dabei, die Straße zu stürmen. In der Regel wurden diese Angriffe abgewehrt, doch es gab immer auf beiden Seiten Verletzte. Zum Schutz vor den Naziüberfällen, aber auch vor einem eventuellen “Besuch” der Polizei in den Häusern, wurde eine Verteidigungsstruktur aufgebaut. Wenn nun Rechte — wie es öfter vorgekommen ist — mit Autos durch die Straße rasten und aus den Fenstern auf die Häuser schossen (teilweise scharf, meist aber mit Pyromunition), dann konnten Hakenkrallen auf die Straße gezogen werden, die alle Reifen der Autos sofort zerstörten, so dass sie nicht mehr flüchten konnten.
In den Häusern wurden zudem zahlreiche Molotow-Cocktails gebunkert, Sportkatapulte mit Stahlgeschossen (Muttern) lagen an den Fenstern bereit, die Dächer wurden gesichert. Der Polizeifunk wurde ständig abgehört, nachts fuhren Patrouillen durch die Straßen und beobachteten die Polizeiwachen und rechten Treffpunkte. Vor allem das Haus in der Lichtenberger Weitling- Ecke Lückstraße war Ziel der Observation, da dies vom Bezirk den organisierten Neonazis zur Verfügung gestellt worden war. Es war sozusagen das rechte Gegenstück zur Mainzer Straße.
Im Herbst eskalierten die Zusammenstöße zwischen Links- und Rechtsextremisten immer mehr, Neonazis entführten eine Autonome, die Linksradikalen versuchten das Haus in der Weitlingstraße zu stürmen, auf dem Alexanderplatz wurde ein 18-jähriger Rechter bei einer größeren Auseinandersetzung getötet. Der rot-grüne Senat unter Walter Momper ging kaum konsequent gegen die Extremisten vor, aus der Polizeiführung kam deshalb immer schärfere Kritik.
Anfang November 1990 zeichnete sich ab, dass Polizeipräsident Schertz die Situation beenden wollte. Er nannte die Häuser in der Mainzer Straße das Zentrum der Gewalt, wenngleich es zu diesem Zeitpunkt in Friedrichshain, Lichtenberg und dem Prenzlauer Berg noch ca. 40 weitere besetzte Häuser gab. Mit seiner Einschätzung hatte er recht, denn in der Mainzer lebten wohl diejenigen, die am wenigsten an einer einvernehmlichen Lösung mit dem Senat interessiert waren, für die meisten waren die Häuser nur Mittel im “Klassenkampf”. In unserem Haus hatten wir allerdings andere Gedanken, wir sahen es nicht als Trutzburg an, aus der heraus die feindliche Welt draußen bekämpft wird. Doch solch eine Position wurde in der Straße schon als “versöhnlerisch” gebrandmarkt und kategorisch abgelehnt.
Als am Morgen des 12. November dann die Nachricht kam, dass in Lichtenberg und Prenzlauer Berg gerade zwei Häuser von der Polizei geräumt würden, witterten viele in der Mainzer Straße einen Trick der Polizei: Nicht zu Unrecht spekulierten wir darauf, dass die Polizei möglichst viele Unterstützer aus unserer Straße zu den Hausräumungen locken wolle, um dann in Ruhe in der Mainzer Straße zuschlagen zu können.
Stattdessen aber gab es eine Reaktion vor der eigenen Haustür: Die Mainzer Straße wurde an beiden Enden blockiert, Baucontainer und quergestellte PKWs waren die ersten Barrikaden. Dann ging ein Protestzug in die Frankfurter Allee, der dort einige zerstörte Schaufensterscheiben sowie ebenfalls Barrikaden hinterließ. Nun war klar, dass es zu einer Konfrontation kommen würde und die ließ nicht auf sich warten: Gegen 12 Uhr mittags rückte die Polizei mit Wasserwerfern, Räumpanzern und einige hundert Mann an, um die Mainzer Straße zu stürmen. Sie waren aber nicht auf die heftige Gegenwehr gefasst: Aus etlichen Fenstern wurde mit Katapulten geschossen, ein Steinhagel prasselte auf sie nieder, die Beamten mussten zurückgezogen werden, schon zu diesem Zeitpunkt gab es mehrere Verletzte, vor allem auf Seiten der Polizei.
Es war völlig klar, dass es nun einen besser koordinierten Angriff geben würde, deshalb wurden bundesweit Antifagruppen und Autonome alarmiert, damit sie sofort nach Berlin kommen. Die Mainzer Straße war ja mittlerweile bundesweit ein Begriff und ein Symbol des militanten Kampfes, so dass in den folgenden Stunden tatsächlich Dutzende Unterstützer aus allen Teilen Deutschlands zu uns stießen.
Während die Polizei sich sammelte und ebenfalls Unterstützung aus anderen Bundesländern anforderte, wurde die Straße vollends dicht gemacht. Durch die vielen Baustellen in der unmittelbaren Umgebung war sofort viel Material zum Barrikadenbau vorhanden. In der Mainzer Straße selbst stand ein Schaufelradbagger, der aufgebrochen wurde. Damit wurden nun an beiden Enden quer zur Straße Gräben ausgehoben, um ein Durchbrechen der Polizeipanzer zu verhindern. Zwischendurch gab es immer wieder mal Konfrontationen am Rande, meist mit der Polizei, aber auch mit empörten Bürgern sowie mit Rechtsradikalen, die in völliger Verkennung der Lage meinten, “die Linken” wären bereits geschlagen und am Ende. Das Gegenteil stimmte: Uns war klar, dass es nun zur Entscheidung kommen würde, aber wir wollten unsere Häuser nicht kampflos aufgeben, auch wenn wir nicht daran glaubten, sie erfolgreich verteidigen zu können. Doch die folgenden Stunden bewiesen erstmal das Gegenteil.
Immer und immer wieder versuchte die Polizei in die Straße einzudringen. Teilweise mit massivem Tränengaseinsatz von drei Seiten (die Scharnweberstraße führte noch auf die Mainzer Straße), mit Rammen die auf Bagger geschweißt waren und natürlich mit ihren Panzern. Sie schossen hilflos mit ihren Wasserwerfern über die Barrikaden, aber sie schafften es einfach nicht durchzubrechen. Zwischendurch gab es immer wieder Ausbrüche von Gruppen aus der unserer Straße, die mit Steinen und Molotow-Cocktails auf die Polizei losgingen. Als die Boxhagener Straße, die die Mainzer südlich begrenzt, einmal gerade polizeifrei war, versuchte ein Straßenbahnfahrer noch schnell seinen Zug in Sicherheit zu bringen. Aber einige Leute stürmten hinein und die Fahrgäste flüchteten. Sofort war ein Schweißgerät zur Stelle und es wurde versucht, die Straßenbahn an die Schienen festzuschweißen, als vorgelagerte Barrikade gegen die Polizei. Die hatte das Vorhaben aber spitzgekriegt und sich dann massiv auf die Leute am Zug konzentriert, Wasserwerfer, Tränengas, das übliche Repertoire. So platzte dieser Plan.
Nachts um 3 Uhr zog sich die Polizei endgültig zurück, sie hatte es in 15 Stunden Kampf nicht geschafft, die Straße zu stürmen, ganz zu schweigen davon, die Häuser zu räumen.
Am nächsten Tag herrschten in der Öffentlichkeit zwei Meinungen vor: Die einen forderten, uns rauszuprügeln und alle einzusperren; die anderen sahen es differenzierter und meinten, wir führten einen berechtigten Kampf zum Erhalt der Häuser. Wie naiv, denn darum ging es auf unserer Seite leider kaum jemandem. Die meisten wollten die Konfrontation. Und wir aus unserem Haus konnten dem nun auch nicht mehr entgegensteuern.
Der 13. November war davon geprägt, dass politische Kreise zu vermitteln versuchten. Vor allem Funktionäre der Alternativen Liste (heute Die Grünen), die immerhin mit in der Regierung saßen, wollten sowohl die Polizei, als auch die militanten Hausbesetzer von einer weiteren Eskalation abhalten. Polizeipräsident Schertz log öffentlich, dass eine Räumung der Häuser in der Mainzer Straße nicht vorgesehen wäre. Doch uns war klar, dass dies nur der Verschleierung diente, zumal wir von Sympathisanten aus mehreren Bundesländern hörten, dass weitere Polizeieinheiten zur Unterstützung auf dem Weg nach Berlin wären. Auch wir mobilisierten weiter bundesweit, aber das Ergebnis war entmutigend: Vielleicht 200 Unterstützer waren bis zum nächsten Morgen angekommen.
Wir nutzten den Tag, um weiter an den Barrikaden zu bauen. Dazwischen wurden einige wichtige Dinge aus den Häusern weggebracht, auf der Straße gab es zahlreiche Interviewfragen, in den Häusern bastelte man wieder Mollies. Alles wartete auf die große Schlacht und es war klar, dass sie am nächsten Morgen beginnen würde. Noch einmal setzten wir uns zusammen und berieten, wie wir uns verhalten würden. Da unser Haus ganz am Anfang der Straße stand, zudem noch etwas abgelegen von der Straßenfront und nach hinten völlig offen, war klar, dass wir es nicht verteidigen würden. Einige von uns wollten deshalb in andere Häuser, wir anderen blieben zur Verteidigung draußen. Wir wussten, dass es der letzte Abend in unserem Haus sein würde.
Morgens gegen fünf Uhr gab es plötzlich Feueralarm: In einem der nicht besetzten, aber bewohnten Häusern mitten in der Mainzer Straße war im Keller ein Brand ausgebrochen. Wir haben nie rausgekriegt, wie das passierte, aber die Vermutung, dass das dazu dienen sollte, die Barrikaden für die Feuerwehr zu öffnen, ist nicht von der Hand zu weisen. Wenn es so war, dann haben diejenigen bewusst den Tod von unschuldigen Menschen in Kauf genommen. Während die Feuerwehr alarmiert wurde (und dann noch überzeugt wurde, dass sie die Schläuche von außerhalb in die Mainzer Straße bringen musste), rannte ich mit einigen anderen in den völlig verqualmten Treppenflur. Gasmasken gehörten damals wegen des Tränengases zu unserer Standardausrüstung, doch wie man sich im Qualm bewegt, haben wir nicht gewusst. Zu dritt sind wir mit Feuerlöschern in den Keller gestiegen, ohne uns irgendwie orientieren zu können. Wir wollten den Brand unten bekämpfen, während andere bereits die Bewohner über einen Balkon im ersten Stock und eine lange Leiter evakuierten. Doch wir mussten unser Vorhaben aufgeben, durch den dichten Qualm war die Sicht praktisch Null. Die Feuerwehr löschte den Brand innerhalb weniger Minuten, danach musste sie die Straße sofort wieder verlassen.
Kurz danach stand ich mit einigen Freunden müde vor der Barrikade an der Frankfurter Allee. Wir waren ausgelaugt, aber auch wütend und nervös. Noch war kein Polizist in Sicht. Gegen 6.30 Uhr kam dann die Nachricht, dass hunderte Mannschaftswagen aus allen Richtungen unterwegs wären, über uns tauchten die ersten Hubschrauber auf. Plötzlich ging alles sehr schnell. Ein Sondereinsatzkommando hatte sich durch die U‑Bahn oder angrenzende Häuser geschlichen, sie standen plötzlich vor uns, unser Widerstand wurde sofort niedergeprügelt. Blutend, teilweise mit gebrochenen Knochen, ließen sie uns liegen und versuchten die Barrikade zu zerstören. Mein Freund Toni, der auf der Barrikade stand, wurde kurz danach durch einen Schuss ins Bein verletzt.
Mehrere hundert Polizisten stürmten sofort hintendran, sie zogen uns weg, wer konnte, flüchtete. Ich selber konnte noch einen Schwerverletzten wegziehen und brachte ihn zwei Blocks weiter, wo ihn ein Krankenwagen aufnahm. Der Weg zurück war versperrt, aber er öffnete mir doch die Augen: Insgesamt 3.000 Polizisten stürmten gegen die Straße. Auch auf den Dächern sah ich die ersten SEK’ler, sie versuchten die Häuser von oben zu öffnen. Mir wurde schlagartig deutlich, was unser Vorgehen doch für ein Wahnsinn war. Wir hatten ja keine Chance.
Diese Schlacht um die Straße dauerte etwa 2 Stunden. Die Luft war voll Tränengas und fliegenden Steinen, aus den Häusern flog alles, was beweglich war, heraus. Selbst Balken, Gehwegplatten und Gullydeckel wurden auf die Beamten heruntergeworfen, ihr Tod wurde einfach in Kauf genommen. Hunderte Liter Benzin wurden entzündet, Stahlgeschosse auf die Polizei geschossen. Auf einem Dach kam es zum direkten Kampf zwischen Polizisten und Hausbesetzern, glücklicherweise stürzte niemand herunter.
Es hatte im Vorfeld die Absprache gegeben, dass die Verteidigung der Häuser beendet wird, wenn die Polizei die gesamte Straße unter Kontrolle hat. Die Besetzer sollten dann versuchen, über die Höfe und den Friedhof zu flüchten.
Als es gegen 9 Uhr soweit war, kam die Rache der Polizei: Diejenigen, die nicht mehr rausgekommen sind, wurden zusammengeschlagen und teilweise wie im Blutrausch misshandelt. In einem Haus zwangen die Polizisten jemanden, aus dem 2. Stock in den Hof zu springen, andere wurden bis zu einer Stunde in ihrem Blut liegengelassen, bevor sie ins Krankenhaus kamen.
Die Räumung der Mainzer Straße war ein Symbol, so wie es zuvor ein 3/4 Jahr lang ihre Besetzung war. Polizei und Innensenat setzten sich durch, die rot-grüne Koalition zerbrach daran, weitere Hausbesetzungen wurden danach nicht mehr toleriert. In der Folgezeit gab es gegen einige der etwa 150 Festgenommenen Verurteilungen wegen Landfriedensbruch, mehrere Menschen (auf beiden Seiten) werden als Folge der Gewalt ihr Leben lang behindert sein. Mir haben diese Erfahrungen deutlich gemacht, dass Gewalt in der politischen Auseinandersetzung nicht das richtige Mittel sein kann. Sie erzeugt nur Gegengewalt und Verhärtung der Fronten, aber keine Verständigung. Aber ohne Verständigung gibt es keine wirkliche Lösung von Problemen. Das gilt übrigens nicht nur für die Autonomen, sondern für alle Beteiligten.
Ich war damals als Journalistin ebenfalls in der Mainzer Straße unterwegs,müsste allerdings die Zeitung dazu raussuchen, wir vom Verlag “das Blatt” haben eine Sonderausgabe herausgebracht. Wir sprachen mit Hausbesetzer/Innen, wir sahen, wie eine der SEKler auf der Straße brüllte, dass es unmöglich ist, dass sie ausbügeln müssen, was die Politiker/der Staat versaut haben.Ich sprach einen der SEKler (ich glaube sie waren aus Nordrhein/Westfahlen) an, der mit eine Absperrung bildete. Und fragte: “macht Dir das Spaß?” Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Ich weiß, dass der Bürgermeister von Friedrichshain ebenfalls fassungslos war, da er ja noch in Gesprächen mit einigen Hausbesetzern war . vielleicht mit Euch? Es ging um reguläre Verträge für Euch? Naja, die gesamte Geschichte ist wenig rühmlich für alle Seiten, ich für meinen Teil muss nicht noch einmal neben einem Wasserwerfer stehen, der auf Menschen gerichtet ist. Ich sah damalsvor allem eins — hier wurde eine Generation gegeneinander getrieben. Ich finde Deine Reflektion sehr ehrlich und achtungswürdig!!!
Ich habe damals in einer Nachbarstraße der Mainzer gewohnt und die Kämpfe erlebt.
Es war schon eine gefährliche Aktion, mit dem “Schaufelradbagger”, es handelte sich um einen T‑174–2 Mobilbagger vom VEB Kombinat Fortschritt, die Straße aufzubuddeln. Nicht nur Wasser‑, auch Gasleitungen hätten beschädigt werden können. Die Räumung hätte so nicht sein brauchen, viele Ostberliner und vor allem die Friedrichshainer sahen in dieser Aktion eine Machtdemonstration der neuen gesamtdeutschen Herrscher. Die “neue” BRD war ja erst ein paar Wochen alt. Den Ostberlinern sollte gezeigt werden, wer die neuen “Bosse” sind. Nichts mit Wiedervereinigung, nein, es war ein Anschluß und das sollte jedem Ostdeutschen klar gemacht werden.
Auf jeden Fall war es Krieg, eine ganz böse Sache die damals abgelaufen ist. Nach der Räumung das stundenlange festhalten der Verhafteten, vor allem hatten diese fast nichts mit der Verteidigung der Mainzer zu tun, das waren normale Bewohner der Straße. Die meißten der aktiven Verteitiger, nicht alle, waren längst weg, als die Polizei in die Häuser einbrach. Brutal, wie die Polizei gegen Unschuldige vorging. Wer das damals erlebt hat, oder dem es berichtet wurde, wird diesen Hass nicht mehr los…
Die Räumung der Mainzer Straße — ein unrühmliches Kapitel (Ost)Berliner Nachwendegeschichte und ein Beweis für die Unfähigkeit der Berliner Momper Regierung aus dem Jahre 1990.