Der “Nutten-Silo”

Auch Prosti­tu­ierte müssen irgendwo wohnen. In den 1980er Jahren lebten viele von ihnen im Hoch­haus an der Neuen Kant­straße, unmit­tel­bar vor dem Liet­zen­see. Kleine, billige Einzim­mer-Wohnun­gen, nicht weit weg vom Nacht­club-Hotspot am Stutt­gar­ter Platz, also güns­tige Verhält­nisse. Aufgrund der vielen Prosti­tu­ier­ten wurde das Haus “Nutten-Silo” genannt.
Einige der Frauen brauch­ten nicht mal bis zum Stutti laufen, sie schaff­ten direkt vor der Haus­tür an. Ihre Zuhäl­ter lebten natür­lich in feine­ren Gegen­den und kamen nur zur Kontrolle in die Neue Kant­straße.

Eine Ausnahme aber gab es: Der Nacht­club­be­trei­ber “Holzi” Termer vom Stutt­gar­ter Platz bewohnte jahre­lang eine Pent­house-Wohnung auf dem Dach. Die Frauen im Haus arbei­te­ten jedoch nicht für ihn. Erst nach eini­gen Jahren kam er mal mit einer von ihnen ins Gespräch und warb sie sofort für seine Clubs an.
Mitt­ler­weile hat sich die Klien­tel im Haus gewan­delt, ein Nutten-Silo ist es längst nicht mehr.

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Der Kreuz­ber­ger Moritz­platz ist ein typi­sches Beispiel dafür, wie erst der Krieg einen Stadt­teil zerstört und danach eine wider­sin­nige Stadt­pla­nung verhin­dert, dass daraus wieder etwas erwächst. Bis in die 1940er Jahre war der Platz eine […]

2 Kommentare

  1. Hallo, ich habe Ende der 70er bis Mitte der 80er gegen­über gewohnt, mir war der oben genannte Umstand aber nicht bekannt. Ich hielt die dort ein und aus gehen­den Menschen für ganz normale Mieter, der dress­code war völlig unauf­fäl­lig.
    Mit freund­li­chen Grüßen
    Bruce Voigt

  2. Nach­dem unser Vater unsere Fami­lie in Wilmers­dorf verliess, lebte er im 13. Stock, von 1958 bis 1961 als Osram ihn (Physi­ker) nach München versetzte. Mein Bruder uns ich muss­ten ihn ein Mal im Monat besu­chen. Wir taten es nicht gern, denn das Verhaelt­nis war gespannt und ausser­dem fuehl­ten wir uns in unse­rer Frei­heit beschnit­ten, irgendwo zum Kinder­ge­burts­tag etc zu gehen. Wir fuet­ter­ten vom Balkon aus die Moewen. Im Bidet weichte der Vater seine Socken ein. Im Fahr­stuhl trafen wir einmal Chris­tian Wolff, einen Schau­spie­ler fuer den ich schwaermte. Meine kind­li­chen Gedan­ken kreis­ten auch einmal darum, ihn vom Balkon zu stuer­zen, was natuer­lich nicht passierte. Auf dem Weg zur Schule, fuhr ich drei Jahre land jeden Tag an dem Haus vorbei mit der Stras­sen­bahn.

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