Hindernislauf

Es war schon im April absehbar, dass die Leichtathletik-Weltmeisterschaft ein Debakel wird, die derzeit in Berlin stattfindet. Natürlich wird sie auch mit der Fußball-WM von 2006 verglichen, diese Messlatte ist aber viel zu hoch. Leichtathletik füllt selten Stadien oder Fanmeilen, auch die Veranstalter der – sagen wir mal – Schachmeisterschaften oder die der Gummistiefel-Weitwerfer würden nicht wirklich das Olympiastadion mieten.
Dass nun aber selbst bei wichtigen Wettkämpfen nur halb so viel Leute kommen wie erwartet, liegt nicht in erster Linie am Sport, sondern an der Vermarktung der ganzen Veranstaltung. Hier in Berlin, wo die WM stattfindet und deshalb auch die meisten Zuschauer mobilisiert werden könnten, hat man bis vor wenigen Wochen praktisch nichts von dem Ereignis mitbekommen. Im Juli wurden am Ernst-Reuter-Platz und dem Großen Stern einige Flaggen aufgehängt, doch das hat wohl niemand ernsthaft als Mobilisierung begriffen.

Großveranstaltungen wie solche Weltmeisterschaften werden normalerweise dadurch populär gemacht, dass sie im Vorfeld massiv in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Aber Fehlanzeige, erst vier Monate vor Beginn der WM sollte es das Maskottchen als Figur zu kaufen geben. Dieses „Berlino“ ist jedoch an Biederkeit kaum zu übertreffen – ein Teddybär, ach wie originell. Vielleicht hatten die Veranstalter Mitleid mit uns, und so wurde der Verkaufstermin des Bären immer weiter hinausgeschoben. Aus April wurde Mai, dann hieß es „im Sommer“ und nur eine Woche vor Beginn war das Maskottchen als Figur endlich in den Läden. Offenbar ist aber versehentlich ein Lastwagen über die gesamte Lieferung gefahren, denn anders kann ich mir das verknautsche Anlitz dieses Elends nicht vorstellen. Kein Wunder, dass es uns so lange vorenthalten wurde, vielleicht hätte man die gesamte Weltmeisterschaft geheimhalten sollen.
Denn bei dieser Vorgeschichte musste es ja so weitergehen. Vor allem ein Thema interessiert die Öffentlchkeit, weil es in den letzten Jahren immer mehr Sportarten zum Verhängnis wird. Man sollte meinen, dass es zu dieser WM gut organisierte Dopingkontrollen gäbe, immerhin hat in der Vergangenheit schon der eine oder andere mit Medikamenten nachgeholfen, um seine Leistung zu verbessern. Die ehrlichsten Sportler kommen offenbar aus Russland und Afrika und deshalb hat der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF dort weitgehend darauf verzichtet, Trainingskontrollen durchzuführen. „Transportkosten“ wurden als Grund genannt, außerdem sollen die Tester bestochen worden sein.

Favorit und schließlich auch Sieger bei 20-Kilometer-Gehen der Herren wurde der Russe Waleri Bortschin, der bereits eine einjährige Dopingsperre hinter sich gebracht hat, aber wir wollen ja nicht Böses unterstellen.

Tagesschau

Jedenfalls wird es beim halbleeren Olympiastadion schnell gehen, wenn man eine Wurst kaufen will oder mal auf die Toilette muss. Hauptsache, dass man nicht im Promiblock sitzt, dort gibt sich die Berliner und bundesdeutsche Prominenz ein Stelldichein. Beim Bericht darüber blendete die Tagesschau gestern den Namen den anwesenden Bundespräsidenten „Klaus Köhler“ ein, aber solche Fehler kennt man ja von denen schon. Und überhaupt: Warum sollte gerade das als Einziges nicht schieflaufen?

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