Somalia — Norwegen 1:0

In den vergan­ge­nen Tagen ist in den Medien wieder mal zu beob­ach­ten, wie Kata­stro­phen gewich­tet werden. Nach dem Doppel­an­schlag mit 76 Todes­op­fern erschie­nen in meiner Lieb­lings-Tages­zei­tung mitt­ler­weile 13 Seiten nur zu diesem Thema. Im Fern­se­hen gibt es Sonder­sen­dun­gen, große Online-Maga­zine haben eigene Rubri­ken zum Terror in Norwe­gen einge­rich­tet.
Zu den “weite­ren Nach­rich­ten” gehö­ren der Volks­ent­scheid zu Stutt­gart 21, Manuel Neuer als Torwart bei Bayern München sowie die Hunger­ka­ta­stro­phe in Soma­lia. Aber seien wir ehrlich: Wen inter­es­siert schon Ostafrika? Dass es dort inner­halb der letz­ten Wochen zu Zehn­tau­sen­den Toten gekom­men ist und das Schlimmste den Menschen noch bevor­steht, das ist hier bei uns kaum ein Thema.

Ausführ­lich schrei­ben die Medien über den Rassis­ten von Oslo, seinen Lebens­lauf, seine Website, seinen Bauern­hof, seine Idee, wir tauchen förm­lich ein in sein Leben. Dabei ist diese Bericht­erstat­tung genauso rassis­tisch wie er selbst. Zwar bomben die Medien nicht mit Spreng­stoff, dafür aber mit ihrem Schwei­gen.
Hundert­tau­sende Opfer in Afrika werden als weni­ger wich­tig hinge­stellt, als die Toten von Oslo und Utøya. Wo blei­ben die Sonder­be­richte aus Moga­dishu und Nairobi? Wo die Aufrufe, Blumen an der Botschaft nieder­zu­le­gen? Wo die Kondo­lenz­bü­cher?
Und sage niemand, nur die Entfer­nung wäre der Unter­schied. Als es 2001 die Anschläge in den USA gab, wurde hier auch das große Rad gedreht. Es geht ganz offen­sicht darum, dass  die blon­den Norwe­ger mehr wert sind, als die schwar­zen Afri­ka­ner.

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Geschichtspark Moabit

Vor zehn Jahren, am 26. Okto­ber 2006, wurde gegen­über des neuen Haupt­bahn­hofs der Geschichts­park “Ehema­li­ges Zellen­ge­fäng­nis Moabit” eröff­net. Nach drei Jahren Bauzeit entstand aus der eins­ti­gen Lager­stätte des Tief­bau­amts ein Gedenk­ort, der vor allem aus […]

4 Kommentare

  1. ..Wunder­ba­rer Arti­kel. Einfach auf den Punkt gebracht. In Afrika werden die Rohstoffe geplün­dert, den Konti­nent läßt man vor die Hunde gehen.

  2. Das muß ich leider bestä­ti­gen. Tage­lang rege ich mich schon darüber auf, dass von dieser Hungers­not kaum was berich­tet geschweige gehol­fen wird.

  3. Ich glaub nicht, dass das mit der Haut­farbe der Menschen zu tun hat. Es liegt eher daran, dass Hungers­nöte in Afrika einfach nichts beson­de­res sind, so trau­rig das auch ist.
    Außer­dem ist ein Amok­läu­fer einfach inter­es­san­ter als verhun­gernde Menschen. In Wirk­lich­keit will man doch nur unter­hal­ten werden, wenn man Zeitung liest. Es gibt ja auch keine span­nen­den Action­filme über Hunger.

  4. Diese Kata­stro­phe wird nicht als solche gese­hen, weil dort weder Touris­mus noch Öl eine Rolle spielt.
    Nach­dem man 1991 mit maßgeb­li­cher ameri­ka­ni­scher Hilfe den exis­tie­ren­den Staat (Siad Barre) besei­tigt hatte (der große Bruder UdSSR exis­tierte ja nicht mehr), wurde dort seitens des Westens (und des Nach­barn Äthio­pien) alles getan, dass das land kaputt geht. Hinzu kommen offen­bar flächen­de­ckende Wirkun­gen des Klima­wech­sels hinzu.
    Das wird nicht das letzte Hunger­ge­biet blei­ben. In Afrika werden verblei­bende frucht­bare Land­schaf­ten durch Fonds “aufge­kauft” (d.h. in der Regel den Klein­bau­ern geraubt) um dort lukra­tive Bio-Ener­gie Produkte anzu­bauen und dadurch noch funk­tio­nie­rende gesell­schaft­li­che Struk­tu­ren zu zerstö­ren.
    Übri­gens: Die EU hat mal eben 227 Mio. für die euro­päi­schen Gemü­se­bau­ern spen­diert, um die Umsatz­aus­fälle wegen der EHEC-“Epedemie”, die ca. 200 Todes­op­fer forderte, also etwas über 1 Mio. je Todes­fall, etwa 20.000 ster­ben jähr­lich an Grippe, etwa 200.000 an Klinik-Infek­tio­nen.
    Die Medien sind leider taub und blind, oder einfach Huren.

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