Razzia

Die Wege des Staats­an­walts sind uner­gründ­lich. Und so war ich doch sehr erstaunt, als es morgens klin­gelte und ein Durch­su­chungs­kom­mando von drei Mann und einer Frau vor der Tür stand. Da ich nachts arbeite und morgens schla­fen gehe, war ich eben erst ins Bett gegan­gen und entspre­chend wenig gast­freund­lich. Die Herr­schaf­ten wünsch­ten meine Wohnung zu durch­su­chen, ebenso den Keller und mein klei­nes Auto.
Natür­lich gingen mir sofort einige Gründe durch den Kopf, weswe­gen die Scher­gen mich über­fal­len. Hatte ich mit dem Taxi einen Umweg gefah­ren? Die GEZ-Über­wei­sung verschlampt? Oder war gar einer meiner Todes­flü­che wahr gewor­den, die ich im Leben schon zahl­reich verteilt habe? Als sie mir jedoch den tatsäch­li­chen Grund nann­ten, war ich doch über­rascht: Ich soll Papiere gefälscht haben, Pässe und Visa-Doku­mente. Außer­dem soll ich ille­gal Behör­den­s­tem­pel herge­stellt haben zum Zwecke der Einschleu­sung von nicht befug­ten Perso­nen. Damit waren wohl Flücht­linge gemeint, die nicht legal in Deutsch­land einrei­sen konn­ten.

Merk­wür­dig ist, dass all diese angeb­li­chen Taten bereits so lange her sind, dass sie längst verjährt wären. Wie also kommt die Staats­an­walt­schaft dazu, Haus und Hof zu razzen, offen­bar auch ohne einen konkre­ten Anhalts­punkt? Zum Glück habe ich eine flei­ßige Anwäl­tin, die sogar früh um Sechs erreich­bar ist. Sie stellte nach dem tele­fo­ni­schen Vorle­sen des Durch­su­chungs­be­schlus­ses und einem kurzen Tele­fo­nat mit der Justiz die Unrecht­mä­ßig­keit fest und konnte die betei­ligte Staats­macht davon abhal­ten, weiter­hin ille­gal zu handeln. Die Herr­schaf­ten gingen dann erst­mal Kaffee trin­ken und kündig­ten an, wieder von sich hören zu lassen.

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Putschversuch in der Türkei

Am Abend gegen 22 Uhr gab es in der Türkei einen Putsch­ver­such. Ein Teil des Mili­tärs hat die Macht über­nom­men, die Städte Ankara und Istan­bul, Flug­hä­fen, Fern­seh­sen­der und andere stra­te­gi­sche Orte wurden zumin­dest teil­weise unter […]

2 Kommentare

  1. Die ham’ sich halt gelang­weilt, außer­dem was liegt denn näher, als dass ein Taxi­fah­rer an Schleu­sung von Ille­ga­len betei­ligt ist, schliess­lich nimmt der ja fast jeden mit.
    Aber ehrlich, fahren die mit dem Taxi???

  2. Es sind sogar schon Kolle­gen in grenz­na­hen Land­krei­sen verur­teilt worden, weil sie “Ille­gale” trans­por­tiert haben. Man hat dann ernst­haft von denen erwar­tet, sich bei “Verdäch­ti­gen” die Aufent­halts­er­laub­nis zeigen zu lassen.
    Völlig krank.

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