Normalerweise zeichnet sich die RBB-Abendschau durch Langeweile und Spießigkeit aus. Nicht dass es früher anders war, trotzdem ist es interessant, sich die Aufzeichnungen aus vergangenen Zeiten anzuschauen. Im Rahmen des Gedenkens an den Mauerfall werden die Sendungen von vor genau 25 Jahren nochmal veröffentlicht. Das weckt bei manchen Erinnerungen, für andere ist das ein interessanter Blick ins West-Berlin vor ihrer Zeit. Aktuell wird dort vom Berliner Skandal um den Verfassungsschutz berichtet, die Streiks an der Unis sind ein Thema und auch der Unfall der sogenannten M‑Bahn — einer Magnetbahn-Teststrecke, die damals zwischen dem Gleisdreieck und Kemperplatz fuhr und die Wand des Endbahnhofs durchbrochen hatte.
Damals traten gerade die rechtsradikalen “Republikaner” zur Abgeordnetenhauswahl an, die S‑Bahn war ein paar Jahre vorher von der BVG übernomen worden und über allem schwebten noch die Alliierten, die in West-Berlin die oberste Gewalt hatten. Auch die fast wöchentlichen Berichte über DDR-Flüchtlinge muten heute wie Geschichten aus einer anderen Welt an.
Die Serie läuft immer nachts im RBB. Die jeweils sieben letzten Folgen sind aber auch im Internet abrufbar:
www.rbb-online.de/abendschau/serien/berliner-abendschau-vor25jahren/
Wieso langweilig und spießig? Die Abendschau ist doch für Berliner immer interessant, wenn sie auch mal etwas bissiger und kritischer sein dürfte!
Sabine Ebel