Rio Reiser

Am 20. August 1996 starb Rio Reiser mit nur 46 Jahren. Der Sänger, Komponist und Schauspieler hat mit seiner zärtlichen und konsequenten Art sehr viele Menschen bewegt und angespornt.

Als Ralph Möbius sich nach dem gescheiterten Schauspieler Anton Reiser nannte, war er gerade 18 Jahre alt und sammelte bei Hoffmanns Comic Theater (HCT) in Berlin erste Bühnen-Erfahrungen. Zuvor hatte der bekennende Beatles-Fan (später Stones) die Schule und eine Fotografen-Ausbildung abgebrochen und war erst mal nach Liverpool ausgebüxt. Bis Ende der 60er traten Reiser und R.P.S. Lanrue mit ihrer Coverband Degalaxis auf und waren als Musiker und Komponisten am HCT engagiert.
1970 nahm Rio Reiser den Song „Macht kaputt, was Euch kaputt macht“ auf, dies war die Geburtsstunde von „Ton Steine Scherben“. Die Band wurde während der Schüler- und Jungarbeiter-Bewegung in West-Berlin zu dem, was man heute Kult nennt. Sie nahm an Festivals und Hausbesetzungen teil (Tommy-Weißbecker-Haus, Georg-von-Rauch-Haus, Drugstore).
Ab Mitte der 70er Jahre erfolgte eine musikalische Umorientierung zu melodischerem Rock und weniger vordergründig politischen Texten. Außerdem auch Rios schwules Coming Out mit zwei Alben als „Brühwarm“.

Rio Reiser war Zeit seines Lebens auf der Suche und am Ausprobieren, bis zum Schluss neugierig wie ein kleiner Junge. Einiges, was er probierte, war sehr erfolgreich, wie die Titeltolle in Kollers Spielfilm „Johnny West“ (1977), für die er mit dem Bundesfilmpreis in Gold ausgezeichnet wurde.

1985 trennten sich Ton Steine Scherben, Rio Reiser machte als Solokünstler weiter. Im Folgejahr erschien sein Album „Rio I.“, das ihn bundesweit bekannt machte, vor allem durch die Single-Auskopplung „König von Deutschland“.
Einen persönlichen Höhepunkt seines Lebens erreichte Rio am 2. Oktober 1988, als er von 6.000 Menschen in der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle gefeiert wurde.

Rio Reiser war und ist für viele Menschen mehr als nur ein Künstler. Durch die Zärtlichkeit in seinen Liedern und in seinem Auftreten ist er selbst noch Jahre nach seinem Tod für viele eine Identifikationsfigur geblieben, die ein Denken und Fühlen verkörpert, wie es nur sehr selten vorkommt.
[Update:]
Im Sommer 2022 wurde der Heinrichplatz in Kreuzberg nach Rio Reiser benannt.

Weitere Infos:
Rio Reiser Website

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