Köln am Rhein

480 km. Preu­ßen kümmert sich um eine Invest­ruine

Hein­rich Heine besingt den „Dom zu Köln am Rhein“, denn damals gab es noch ein Cölln an der Spree, das nach dem am Rhein benannt war, und das man mit einem oder zwei L und manch­mal mit K schrieb. Es lag auf einer Insel in der Spree, und an der rech­ten Seite gegen­über lag Berlin, an der linken Neu-Cölln. Das Stadt­schloss lag damals in Cölln.
Als die Doppel­stadt Cölln-Berlin zu Berlin zusam­men­ge­fügt wurde, wurde der Name Cölln vorüber­ge­hend nicht mehr gebraucht, bis das ferne Rixdorf sich auf einmal Neukölln nannte.
Die Spree­insel hat heute keinen Namen mehr. Das nörd­li­che Ende heißt Muse­ums­in­sel, das südli­che Fischer­insel und die Mitte „Neubau des Stadt­schlos­ses“.
Aber nun geht es um Köln am Rhein. Das war seit Menschen­ge­den­ken sehr reich und sehr katho­lisch, und dort stand seit dem Mittel­al­ter eine kläg­li­che Invest­ruine herum, die einmal ein goti­scher Dom hätte werden sollen.
Bis dann nach dem Wiener Kongress das Rhein­land preu­ßisch wurde und Fried­rich Wilhelm IV., der älteste Sohn von Köni­gin Luise, den Zustän­den ein Ende machte.
Fried­rich Wilhelm IV. hatte ein katho­li­sches Mädchen aus Bayern gehei­ra­tet und wollte den Kölnern zeigen, dass er auch sonst nichts gegen Katho­li­ken hatte und gern König aller Preu­ßen sein wollte, auch und gerade der neuen in Köln und Umge­bung. Die aber mach­ten sich über die neue Herr­schaft lustig. Zu Karne­val steck­ten sie Mädchen in preu­ßi­sche Grena­diers­uni­for­men, aber mit unan­stän­dig kurzen Röck­chen statt Hosen, und ließen sie aufrei­zend herum­hop­sen. Diese Tanz­ma­rie­chen gibt es bis heute.
Dadurch ließ sich der König aber nicht abschre­cken. Er beauf­tragte Baumeis­ter Zwir­ner, den wir schon von Moyland kennen, den Dom endlich fertig zu bauen und beschäf­tigte sich mit Zeich­nun­gen jeder einzel­nen Verzie­rung. Er ließ auch eine Eisen­bahn­brü­cke über den Rhein bauen, und zwar genau in der Verlän­ge­rung der Altarachse des Doms: die goti­sche Kathe­drale und modernste Verkehrs­tech­nik soll­ten eine Einheit formen. Da der Dom aber nicht zu einem Bahn­hof umge­baut werden sollte, machen die Gleise kurz vor dem Chor eine Kurve, wodurch der Kölner Haupt­bahn­hof bis heute krumm ist.
Fried­rich Wilhelm IV. hat viel für Köln und das Rhein­land getan, und es verwun­dert, dass er sich nicht dort im Dom beiset­zen ließ. Irgend­wie zog es ihn wohl dann doch wie Moritz von Nassau in die Nähe seiner Fami­lie, aber auch wieder nicht zu nah, also in die Frie­dens­kir­che in Pots­dam.
In Köln am Rhein aber hopsen heut­zu­tage zu Karne­val auch Männer in den Unifor­men von Tanz­ma­rie­chen mit kurzen Röck­chen herum und sehen das als Beitrag zur Eman­zi­pa­tion von Homo­se­xu­el­len. Hoffent­lich sagt ihnen kein Spiel­ver­der­ber, dass sie Solda­ten­uni­for­men tragen.

Aus: Suche nach der Mitte von Berlin

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