Das Gestapo-Bordell “Salon Kitty”

Prosti­tu­tion gab es schon immer und alle Versu­che, sie zu unter­bin­den, sind bisher geschei­tert. Auch während der NS-Zeit war Prosti­tu­tion in Deutsch­land verbo­ten. Dies war aber reine Theo­rie, denn Bordelle wurden nicht nur gedul­det, sondern teil­weise sogar geför­dert. So gab es über 500 Wehr­machts­bor­delle in den besetz­ten Gebie­ten. Dort waren es vor allem einhei­mi­sche Frauen, die größ­ten­teils unter Zwang arbei­te­ten. Sogar in zehn KZs gab es soge­nannte Lager­bor­delle, die männ­li­chen Häft­lin­gen als Anreiz zur Mehr­ar­beit dien­ten.

In Berlin nutzen die Nazis aber auch ein Wohnungs­bor­dell zu beson­de­ren Zwecken. Der Salon Kitty, betrie­ben von Kitty Schmidt, wurde bereits um 1930 gegrün­det. Bald wurde die 3. Etage in der Giese­b­recht­str. 11, nahe des Kurfürs­ten­damms, zum belieb­ten Etablis­se­ment für gut betuchte Männer. Vor allem Unter­neh­mer, Diplo­ma­ten, Poli­ti­ker und andere Promi­nente fanden sich hier ein, der VIP-Puff war sehr diskret, auch nach außen hin. Angeb­lich wuss­ten sogar manche Haus­be­woh­ner lange nichts von seiner Exis­tenz.

1939 wollte die Inha­be­rin und Anti­fa­schis­tin Kitty Schmidt vor den Nazis flie­hen, wurde aber an der hollän­di­schen Grenze von der Gestapo fest­ge­nom­men. Ihr wurde ange­droht, sie in ein Konzen­tra­ti­ons­la­ger zu brin­gen, wenn sie nicht mit dem “Sicher­heits­dienst” zusam­men­ar­bei­ten würde. Sie willigte ein.
Nun baute die Gestapo in alle Zimmer des Bordells Mikro­fone ein, im Keller wurde eine Abhör­zen­trale instal­liert. 20 poli­zei­be­kannte Prosti­tu­ierte wurden ange­stellt, “Frauen und Mädchen, die intel­li­gent, mehr­spra­chig, natio­na­lis­tisch gesinnt und ferner mann­stoll sind”. Sie alle erhiel­ten eine Spio­na­ge­schu­lung und soll­ten künf­tig ihre Kunden dazu brin­gen, unter dem Eindruck von Sex und Alko­hol ihre Meinung zum NS-Regime zu sagen. Auch Nazi-Funk­tio­näre wurden abge­hört, Diplo­ma­ten soll­ten Geheim­nisse abge­luchst werden, darun­ter war sogar der italie­ni­sche Außen­mi­nis­ter. Da es sich aller­dings schnell herum­ge­spro­chen hatte, dass dort die Gestapo span­nerte, waren die Abhör­erfolge nicht sehr groß.

Nach­dem das Haus 1942 von einer Flie­ger­bombe getrof­fen worden war, wurde der Salon Kitty in das Erdge­schoss verlegt, kurz danach ende­ten die Abhör­ak­tio­nen. Das Bordell selber aber wurde nach dem Tod von Kitty Schmidt 1954 von ihrer Toch­ter unter dem Namen Pension Florian weiter betrie­ben, danach führte es noch ihr Enkel einige Jahre. Erst in den 1990er Jahren wurde der Betrieb einge­stellt.
Bereits 1976 gab es einen reiße­ri­schen Kino­film über den Salon Kitty, der in Deutsch­land aufgrund der massiv darge­stell­ten Nazi-Ästhe­tik nur stark gekürzt gezeigt wurde.

Foto: Frido­lin freu­den­fett (Peter Kuley) CC BY-SA 3.0

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