Fast 40 Jahre lang haben wir uns nicht gesehen, hatten keinen Kontakt mehr zueinander. Deine Schläge, körperliche und psychische, haben mich sehr lange von Dir ferngehalten. Dann ein vorsichtiger Brief von Dir, ein unverbindliches Treffen, ein neues Kennenlernen. Du hast viele Fehler eingesehen, die Du als junger Vater gemacht hast, wusstest es oft nicht anders. Manches habe ich verstanden, einiges aber auch nicht. Aber wir hatten wieder eine Ebene, wenigstens zum Austausch.
In den paar Jahren danach haben wir uns mehrmals getroffen, ich habe Dich in Deinem Dorf besucht. Stundenlang haben wir geredet, ich glaube, Du hast mich da erst kennengelernt. Und Du hast meinen Weg respektiert, zum ersten Mal. So wie ich auch Deinen Glauben respektiert habe, obwohl ich nichts damit anfangen konnte.
Jetzt hast Du versucht, ein guter Vater zu sein, endlich. Auch zu meinen anderen Brüdern hattest Du wieder Kontakt, wolltest Dein Leben in Ordnung bringen. Vor einigen Monaten dann ein Brief, in dem Du Dein Leben beschrieben hast, vor allem Deine Kindheit und Jugend, im Heim, ohne Zuhause, ohne einen festen Boden unter den Füßen. Es war wie die Ankündigung des Abschieds.
Manches von Dir habe ich erst sehr spät verstanden, wenn auch nicht alles akzeptiert. Aber Menschen sind nun mal nicht perfekt, wie könnte ich das von Dir verlangen? Immerhin haben wir unseren Frieden miteinander gemacht, das war ein gutes Gefühl.
Wir sind nur eine begrenzte Zeit auf der Welt und trotzdem tun wir, als wäre das ewig. Manche Dinge wollte ich Dich noch fragen, Dir auch noch vieles erzählen. Das geht nun nicht mehr, die Zeit ist um. Jetzt bist Du gegangen und hinterlässt eine Lücke, wie ich sie vorher nicht erwartet hätte. Mach’s gut, Papa.
Das ist so schön geschrieben. Ich musste auch deswegen weinen, gerade. Im Herzen wird er bei euch weiterhin sein. Habt Ihn in Guter Erinnerung, auch wenn es sehr spät war. Ich trauere mit euch.
…ich bin froh, dass ihr noch zueinander gefunden habt. Vielleicht können wir ihn in guter Erinnerung behalten.
Ich kenne weder Sie noch Ihren Vater. Aber es scheint mir, als hätten Sie so kurz vor dem Ende doch noch Ihren Frieden gemacht. Das freut und berührt mich sehr.