Merkwürdige Straßen

Die Berli­ner Stra­ßen haben manche Merk­wür­dig­keit zu bieten. Manche hören zum Beispiel irgendwo auf und gehen an einer ganz ande­ren Stelle weiter. Das ist mit der Mauer­straße in Mitte so. Wenn Sie zu Fuß vom Check­point Char­lie der Mauer­straße folgen wollen, kommen Sie nur bis kurz hinter die Leip­zi­ger Straße. Von dort heißt sie Glin­ka­straße, es gibt keinen Hinweis auf den Verbleib des länge­ren Teils der Mauer­straße. Aber sie exis­tiert!
Man muss der Glin­ka­straße weiter Rich­tung Norden folgen. Links steht die nord­ko­rea­ni­sche Botschaft. An der nächs­ten Kreu­zung dann nach links in die Mohren­straße. Man kommt dort an die Rück­seite des ehema­li­gen Wilhelm­plat­zes und hier gehts nun rechts wieder in die Mauer­straße.
Auflö­sung: Tatsäch­lich war die Mauer­straße mal in einem Stück. Am jetzt fehlen­den Teil gab es einen drei­ecki­gen Platz, auf dem einst die Drei­fal­tig­keits­kir­che stand, an ihr schlän­gelte sich die Mauer­straße vorbei. Zu DDR-Zeiten wurde dort ein Neubau hinein­ge­baut, die Botschaft von Nord­ko­rea.

Ähnlich ist es mit dem fehlen­den Rathaus in der Mari­en­dor­fer Rathaus­straße. An der Ecke Kaiser­straße, gegen­über der Kirche, steht heute der Bau des Tempel­ho­fer Gesund­heits­amts. Das alte Rathaus Mari­en­dorf wurde im Krieg zerstört. So hat Mari­en­dorf heute zwar eine Rathaus­straße, dort steht aber kein Rathaus.

Wo aber ist der Kurfürs­ten­damm Nummer 1? Der Kudamm fängt mit der Haus­num­mer 11 an, am Breit­scheid­platz. Vor dem Platz liegt die Tauent­zi­en­straße.
Auflö­sung: Am östli­chen Ende des Kudamms war nicht immer Schluss. Ursprüng­lich verlief der Kurfürs­ten­damm an der Gedächt­nis­kir­che vorbei gera­de­aus Rich­tung Land­wehr­ka­nal. 1925 wurde dieser Teil in Buda­pes­ter Straße umbe­nannt. Die Haus­num­mern auf dem Kudamm wurden jedoch nicht neu geord­net, deshalb fängt er bis heute mit der Nummer 11 an.

Selt­sam ist auch die Tatsa­che, dass es in Kreuz­berg mit Kott­bus­ser Damm, Straße und Tor drei Namen gibt, die gleich zwei Fehler beinhal­ten. Denn Cott­bus wird ja mit “C” und hinten nur einem “s” geschrie­ben. Wenigs­tens der Cott­bus­ser Platz in Hellers­dorf beginnt korrekt.
Auflö­sung: Keine.

Dafür hat der Bezirk Mitte eine andere Merk­wür­dig­keit unauf­fäl­lig besei­tigt: Eine der kürzes­ten Stra­ßen Berlin heißt Thus­nelda-Allee. Auf den ca. 50 Metern ist kaum Platz für alle vier Stra­ßen­schil­der, was den eins­ti­gen Bezirk Tier­gar­ten nicht hinderte, der Allee zwei unter­schied­li­che Schreib­wei­sen zu spen­die­ren: Thus­neld­a­al­lee und Thus­nelda-Allee. Heute steht sie mit Binde­strich auf den Schil­dern und damit falsch. Denn in Berlin wird bei einfa­chen Perso­nen­na­men die “…straße” direkt ange­hängt. Die Schreib­weise mit Binde­strich wird genutzt, wenn Vor- und Nach­name genannt werden, was bei “Thus­nelda-Allee” aber nicht der Fall ist.

Aber bei unse­rem nächs­ten und letz­ten Sorgen­kind: In Char­lot­ten­burg, beim Schloss, liegt die Sophie-Char­lot­ten-Straße. Char­lot­ten, mit “n”. Aber wieso Mehr­zahl, die Straße ist doch nach nur einer einzi­gen Person benannt? Zumal der nahe Sophie-Char­lotte-Platz korrekt geschrie­ben ist, und auch die Straße in Zehlen­dorf braucht kein falsches “n”. Ein Anruf beim Bezirks­amt brachte jeden­falls keine Lösung. Viel­leicht wissen Sie ja eine?

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Zufallstreffer

Berlin

Ach, Friedbert …

Lieber Herr Pflü­ger. Wir wissen ja, dass Berlin ein schwe­res Pflas­ter ist. Und wir soll­ten es Ihnen eigent­lich nicht noch schwe­rer machen bei Ihrem Versuch, sich hier einzu­schlei­men. Ande­rer­seits versu­chen Sie sich hier einzu­schlei­men, also […]

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Aktion Wasserschlag

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6 Kommentare

  1. Kott­bus: Das K kommt aus einer Zeit, als sich Cöln in Köln und Cölln in Kölln umbe­nannt haben. In Berlin wurde Cott­bus schon mal mit umbe­nannt, aber dort blieb es letzt­lich halt doch beim C. Die zwei s sind ganz einfach gutes Deutsch: ‑bus/-busser wie Bus/Busse. Sonst würde man das ja “Kott­buh­ser” ausspre­chen.
    Sophie-Char­lotte-Platz ist im Gegen­teil einfach schlech­tes Deutsch. Bei einer Falsch­schrei­bung “Char­lot­testraße” merkt man es viel­leicht noch deut­li­cher. Das etwas alter­tüm­li­che und wie das Fugen‑s kaum Regeln gehor­chende Fugen‑n ist in diesen Fällen wenigs­tens nach meinem Sprach­ge­fühl wohl­tu­end. Es heißt ja auch nicht Operhaus.
    Alte Stra­ßen­na­men sollte man eh so lassen, wie sie nun mal sind: oder wollte Ihr ernst­haft eine Johann-Hein­rich-Behr-Straße? Mit der Behren­straße ist man jahr­hun­der­te­lang gut gefah­ren.

  2. Hallo,
    wie werden die Berli­ner Haus­num­mern korrekt geschrie­ben? Mit Binde­strich oder Verbin­dungs­strich, z. B. …straße 13–15 oder …straße 13/15?
    Besten Dank für eine Antwort.
    MfG, Feli­ci­tas

  3. Ich habe ein Bild von einem (damals, 1928/29) neuen Wohn­block. Der Stras­sen­name am Lampen­pfos­ten sagt ‘Strasse 20’.
    Wo war das?

    Foto ueber e‑mail.

  4. @ Gunter Scher­rer
    Foto ist bisher nicht ange­kom­men.
    Alelr­dings: Da in Wohn­vier­teln neue Stra­ßen oft erst­mal durch­num­me­riert wurden, bevor sie eigene Namen erhiel­ten, wird das sicher schwie­rig sein, heraus­zu­fin­den.
    Zumal es viele Häuser, die 1928/29 noch stan­den, 20 Jahre später nicht mehr gab.

  5. Die Berli­ner Stra­ßen­na­men beinhal­ten sogar gerne mal den ein oder ande­ren Witz. So geht die Vete­ra­nen­straße in die ungleich viel längere Inva­li­den­straße über, worüber ich immer wieder herz­haft lachen kann.

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