Todesengelchen

Die lieben Klei­nen sind längst nicht mehr so lieb, wie es einem lieb wäre. Jeden­falls sind in manchen Gegen­den Berlins Kinder soweit (v)erzogen worden, dass Über­fälle und Körper­ver­let­zun­gen für sie offen­bar normal sind. Im Norden Moabit häufen sich solche Erfah­run­gen. Immer wieder werden rund um den Steph­an­platz Leute von Kinder bzw. Jugend­li­chen bedroht, geschla­gen und beraubt, oft sind die Jungs noch nicht mal straf­mün­dig. So wie die beiden höchs­tens 12-Jähri­gen, die in der Rathe­nower Straße ein Mädchen berau­ben woll­ten. Oder der etwa 14-Jährige, der auf dem Steph­an­platz eine alte Frau bedrängte. Als sich ein Passant einmischte, wurde er von dem Jungen massiv bedroht. Vor zwei Wochen griff eine Gruppe von 11- bis 14-jähri­gen Kindern einen Mann in der U‑Bahn sogar mit dem Messer an, der sich jedoch wehren konnte. Weni­ger Glück hatte die 84 Jahre alte Frau, die Anfang Dezem­ber über­fal­len wurde. In der Havel­ber­ger Straße rissen mehrere Jungs die Rent­ne­rin zu Boden und raub­ten ihr die Hand­ta­sche. Als Folge des Über­falls starb die Frau wenig später.

In fast allen diesen Fällen sind die Täter türki­sche und arabi­sche Jungs, was mitt­ler­weile schon zu rassis­ti­schen Äuße­run­gen im Kiez führt. Trotz­dem ist es eine Tatsa­che. Offen­bar ist den Eltern die Erzie­hung ihrer Kinder egal. Oder sie tole­rie­ren dieses Vorge­hen sogar, denn manche der Jungs sind bei der Poli­zei schon als Inten­siv­tä­ter bekannt, ohne dass die Eltern wirk­sam eingrei­fen.
Diese Gewalt gibt es natür­lich nicht nur in Moabit und genauso von deut­schen, bosni­schen oder russi­schen Kids und Jugend­li­chen. Am S‑Bahnhof Schö­ne­weide und in der Frank­fur­ter Allee in Lich­ten­berg prügel­ten vergan­ge­nes Wochen­ende mehrere 12- bis 16-Jährige auf Passan­ten ein, um sie zu berau­ben. In diesen Fällen konn­ten alle Schlä­ger fest­ge­nom­men werden.

Die Berli­ner Jugend­rich­te­rin Kirs­ten Heisig sprach bereits von einer nach­wach­sen­den Gene­ra­tion junger Inten­siv­tä­ter, die Bruta­li­tät der straf­fäl­lig gewor­de­nen 10- bis 13-Jähri­gen in der Stadt sei enorm. Dass es dazu auch zu Todes­op­fern kommt wie jetzt in Moabit, ist glück­li­cher­weise noch die Ausnahme. Aber der selbst­ver­ständ­li­che Gebrauch auch von Stich­waf­fen lässt für die Zukunft Schlim­me­res befürch­ten.
Wenn die Eltern nicht in der Lage oder nicht gewillt sind, ihren Kindern Regeln des sozia­len Zusam­men­le­bens beizu­brin­gen, braucht man sich nicht wundern, wenn sich Bürger in den Kiezen orga­ni­sie­ren und auch gegen diese Engel­chen vorge­hen. Das gab es schon einmal vor 20 Jahren, während der Haus­be­set­zun­gen in Fried­richs­hain. Damals schlos­sen sich auch Neona­zis den Bürger­weh­ren an und es kam zu harten Ausein­an­der­set­zun­gen zwischen denen und Haus­be­set­zern, mit vielen Verletz­ten.
Eine solche Entwick­lung in Moabit, Wedding oder Neukölln sollte vermie­den werden. Ande­rer­seits ist sie verständ­lich, wenn Eltern, Schule und Jugend­amt versa­gen. Denn niemand hat Lust, das nächste Opfer zu werden.

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7 Kommentare

  1. Verständ­nis habe ich schon, soweit es sich nicht um Bürger­weh­ren wie damals in Fried­richs­hain handelt. Trotz­dem finde ich es nicht gut. Das sind zwei verschie­dene Dinge.
    Merk­wür­dig ist aller­dings auch das Desin­ter­esse von Kiez­be­woh­nern, nur weil sie selber noch nicht Opfer der Atta­cken gewor­den sind. Frag mal dieje­ni­gen, die Angst haben, ihre Kinder allein raus zu lassen. Dass es das Problem gibt, ist nicht erst seit dem Tod der Frau bekannt. Die Täter eini­ger Angriffe und Pöbe­leien sind im Kiez bekant und dürfen sich weiter­hin unge­stört auf dem Steph­an­platz aufhal­ten und dort andere Leute bedro­hen. Man lässt sie gewäh­ren, ihnen werden offen­sicht­lich auch vor Ort keine Gren­zen gesetzt.
    Wenn aber weder Sozi­al­ar­bei­ter noch Poli­zei die Angriffe nicht unter­bin­den können, muss man sich nicht wundern, wenn Bürger das selber orga­ni­sie­ren. Was ist denn die Alter­na­tive? Sich von den Mackern terro­ri­sie­ren zu lassen?

  2. So habe ich es nicht gemeint, ich finde es sehr gut, wenn sich Kiez­be­woh­ner zusam­men­tun. Auch das Motto “Kiez gegen Gewalt”. Gerade auf dem Steph­an­platz gibt es für die Kinder Frei­zeit­an­ge­bote. Nur die Kinder (v)erzogen zu nennen und die Eltern desin­ter­es­siert, geht meines Erach­tens an den Grün­den, warum immer mehr Kinder aggres­siv sind, vorbei. Wie sagt man in Afrika so schön “um ein Kind zu erzie­hen, braucht es ein ganzes Dorf”. Das war heute wieder zu hören bei der Aktion zum Frau­en­tag vor dem Rathaus Tier­gar­ten.

  3. Das ist ein schö­ner Spruch, der aber leider nichts ändert. Mehrere jugend­li­che Täter sind ja im Stephan­kiez bekannt. Aber weder Sozi­al­ar­bei­ter, noch Eltern oder Dorf­be­woh­ner hindern sie an den Taten.

  4. Es tut mir leid, so kann ich das einfach nicht glau­ben. Ich habe erlebt wie sich der Präven­ti­ons­be­auf­tragte des Abschnitts 33 einge­setzt hat, als es ähnli­che Probleme in der Lehr­ter Straße gab. Das es nicht von heute auf morgen geht, ist klar.

  5. Was meinst du mit Glau­ben? Ich denke, dass z.B. mein Kollege Thomas zu dem Tref­fen im Bürs­ten­la­den kommen wird. Leider habe ich aber den Termin verges­sen. Er hat auch eini­ges aus eige­ner Erfah­rung zu erzäh­len. Oder frag mal bei der Tank­stelle nach, die haben eben­falls ihre Erfah­run­gen mit den lieben Klei­nen.
    Und es geht auch nicht um von heute auf morgen. Die Kerle sind dort seit mindes­tens 2008 “aktiv”.

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