Das Gerücht, „der Führer“ hätte die Autobahn gebaut, ist nicht nur deswegen falsch, weil er dort mit Sicherheit keine 5 Minuten lang eine Schaufel in der Hand gehabt hat. Als Hitler an die Macht kam, gab es auch bereits eine Autobahn, und zwar zwischen Köln und Bonn. Eröffnet im August 1932 vom Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der weissagte, dass so „die Straßen der Zukunft“ aussehen werden. Er hatte nicht ganz Unrecht, die Zählung der Autobahnen in Deutschland ist bereits bei der A 995 angekommen. Aus den 20 Kilometern am Anfang sind mittlerweile 12.400 geworden, Tendenz steigend. Leider auch in Berlin, wo man Ende der 80er Jahre dachte, dass der unselige Autobahnbauwahn endlich ein Ende hätte. Die Planung in den 60er und 70er Jahren sah viele weitere Kilometer quer durch West-Berlin vor, z.B. mit einem Autobahnkreuz auf dem Oranienplatz als Verlängerung der bestehenden Strecke von Schöneberger Kreuz aus sowie einer Autobahn über die See-, Osloer und Bornholmer Straße. Das ist zwar vom Tisch, dafür geht es an anderer Stelle weiter: Derzeit wird die A 113 bis nach Schönefeld verlängert, im kommenden Mai ist Eröffnung. Doch schon ist die nächste Strecke in Vorbereitung: Der Senat möchte den Stadtring A 100 vom Dreieck Neukölln zum Treptower Park verlängern, danach sogar via Ostkreuz bis zum Frankfurter Tor. Wieder müssten viele Grünflächen und zahlreiche Wohnhäuser weichen, nur um dem Individual-Autoverkehr neuen Platz zu geben. Dass die Wohnqualität in den betroffenen Gegenden erheblich sinkt, stört die Verantwortlichen wenig. Und auch dass neue Autobahnen kaum sinnvoll sind, da der motorisierte Verkehr in Berlin seit Jahren stetig abnimmt, ist offenbar kein Argument gegen neue Autobahnen. Da wünscht man sich fast, dass Berlin noch ärmer wird, um sich keine neuen Schnellstraßen leisten zu können.
Dem kann ich nur 150prozentig zustimmen.