Die Musikkonzerne sehen es nicht gerne, wenn sich Leute Songs irgendwo aus dem Internet runterladen, das ist ja bekannt. Und auch, dass sie sich nicht wirklich um neue Vertriebswege kümmern, sondern stattdessen lieber rumjammern und die angeblichen Einbußen beklagen, die sie durch „Raubkopierer“ hätten. Da nützt der Hinweis nichts, dass viele Nutzer die Lieder auch ohne Internet nicht im Laden gekauft hätten und der Industrie demnach auch kein Verlust entstanden ist.
Die Verantwortlichen der Konzerne schießen stattdessen mit Kanonen auf Spatzen, indem sie selbst kleinste Tauschbörsennutzer verklagen, die für manchmal nur ein paar heruntergeladene oder angebotene Songs hunderte Euro zahlen müssen. Zwischen 500 und 2000 EUR sind die Regel. Dabei dürfte klar sein, dass diese Nutzer künftig erst recht kein Geld mehr in den Kauf von CDs stecken werden, um ihre Ankläger nicht noch zusätzlich zu finanzieren. Stattdessen floriert das Kopieren von Rechner zu Rechner, das kann nicht so einfach kontrolliert werden.
Vielleicht denkt die Musikindustrie ja auch, dass sie sich statt über den CD-Verkauf künftig über solche Klagen finanzieren können. Nach einer völlig übertriebenen Kampagne unter dem Motto „Raubkopierer sind Verbrecher“ ging die Film- und DVD-Industrie seit letztem Jahr massiv gegen Nutzer von eDonkey, eMule oder BitTorrent vor. Das Ergebnis ist, dass oft Jugendliche einen Strafbefehl bekommen, die tatsächlich gar nicht kriminell sind, aber auf diese Art kriminalisiert werden. Die Industrie versucht gar nicht erst, sie als Kunden zu gewinnen, sondern schlägt mit der Keule auf sie ein. Nach eigenen Angaben wurden im ersten Halbjahr 2007 in Deutschland 25.000 Strafanzeigen gegen sogenannte „Internetpiraten“ gestellt, ein Jahr vorher waren es noch 10.000. Angeblich ist die Zahl der illegalen Downloads seitdem um etwa 40 Prozent gesunken, was stark bezweifelt werden muss. Zumal sich viele regelmäßige Filesharer („Datentauscher“) auf eine Verschleierung ihrer IP-Nummer zurückgreifen.
Letztendlich wird auch der jetzige Amoklauf der Musikindustrie deren eigentliches Problem nicht lösen, nämlich dass sie nicht in der Lage sind, sich auf veränderte Situationen so einzustellen, dass sie ihre Kunden weiterhin bedienen können.
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