Volkspark Friedrichshain

Der Volks­park Fried­richs­hain war der erste von mehre­ren Park­an­la­gen, die im 19. Jahr­hun­dert rund um Berlin entstan­den. Dieser Park wurde von 1846 bis 1848 ange­legt, unmit­tel­bar an der Außen­seite der dama­li­gen Stadt­mauer. Diese verlief entlang der heuti­gen Frie­den­straße, über­querte vom Königs­tor kommend am Lands­ber­ger Tor die jetzige Lands­ber­ger Allee und verlief gera­de­aus weiter in Rich­tung der Karl-Marx-Allee.
Damals gab es die beiden Berge noch nicht, ledig­lich eine Anhöhe. Der Park war bereits als Volks­park ange­legt, das hieß dass er “für alle Stände” offen war — anders als z.B. der Tier­gar­ten, bei dem große Teile für die Hohen­zol­lern reser­viert waren.

Der welt­of­fene Gustav Meyer aus Frankfurt/Oder orien­tierte sich beim Erwei­tern des Parks nach 1870 am New Yorker Central Park. Eine große Besu­cher­zahl sollte sich erho­len und sich in der Natur betä­ti­gen. Die stadt­kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen verbes­ser­ten sich, die Berli­ner beka­men erst­mals öffent­li­che Spiel­plätze und Sport­ge­räte. Musik, bildende Künste aber auch pädago­gi­sche Zwecke runde­ten das noch bis heute aktu­elle Park­kon­zept ab.

Früh­ling auf dem Mont Klamott

Der Winter lag im Ster­ben, wir lebten immer noch
Aus Miet­ka­ser­nen dampfte ein warmer Nebel hoch
Die Schorn­steine erbra­chen den gelben fetten Rauch
Und aus den Hinter­hö­fen stieg zart ein Früh­lings­hauch
Da ging ich mit der Dicken die ersten Kätz­chen pflü­cken
Trotz Magis­trats­ver­bot zum Mont Klamott

Wir krochen durch Gestrüpp durch und latschen über Gras
zum Liegen war’n die Wiesen uns noch zu tot und nass
Die Apfel­si­nen­sonne schwann groß im Hunde­blau
Da wurde uns so mäch­tig und wurde uns so flau
Wir fühl­ten neue Kräfte, gewal­tig stie­gen Säfte
Wir waren wieder flott am Mont Klamott

Wir küss­ten uns im Gehen und küss­ten uns im Stehen
Wir sahen ’ne Menge Leute und wurden selbst gese­hen
Ich rollte meine Schöne die stei­len Hänge rauf
Sie kreischte und ich lachte, sie fiel, ich fing sie auf
Mensch, waren das Genüsse und schmeck­ten uns’re Küsse
Wie Ananas­kom­pott, am Mont Klamott

Und als wir oben stan­den, die Stadt lag fern und tief
Da hatten wir vom Halse, den ganzen deut­schen Mief
Ich legte meine Hände auf ihren warmen Bauch
Und sagte: “Süße Dicke, fühlst Du den Früh­ling auch?“
Die Tauben und die Spat­zen, die ersten Knos­pen plat­zen
Auf Trüm­mern und auf Schrott, am Mont Klamott

Wir saßen auf dem Kerich vom letzen großen Krieg
Die Dicke sprach von Frie­den, ich hörte zu und schwieg
Wir saßen, bis die Sonne im Häuser­meer absoff
Sahen zu, wie da der Westen die rote Farbe soff
Auf Kirchen und auf Schlo­ten, die selben roten Pfoten
Wir danken Marx und Gott am Mont Klamott

(Wolf Bier­mann)

Der 56 Hektar große Fried­richs­hain wurde erst aufgrund der Kriegs­aus­wir­kun­gen zu einem Berg: Im ersten Schritt bauten die Nazis hier einen von drei Berli­ner Hoch­bun­kern. Er bot der Bevöl­ke­rung Schutz, diente in erster Linie aber als Stand­ort für die Flak.

Nach dem Zusam­men­bruch des Dutzend­jäh­ri­gen Reiches karr­ten die Trüm­mer­frauen hier den Schutt der umlie­gen­den Stadt­vier­tel hin, eine Million Quadrat­me­ter Abraum mach­ten nun aus dem Bunker und dem Park einen zwei­hü­ge­li­gen Berg. Aufgrund dieser Geschichte wird er seit­dem in der Bevöl­ke­rung “Mont Klamott” genannt (wie übri­gens auch der Volks­park Prenz­lauer Berg an der nord­öst­li­chen Bezirks­grenze).

Mont Klamott

Mitten in der City, zwischen Staub und Stra­ßen­lärm
Wächst ’ne grüne Beule aus’m Stadt­ge­därm
Dort hängen wir zum Weekend die Lungen in den Wind
Bis ihre schlap­pen Flügel so rich­tig durch­lüf­tet sind

Neulich sitz ich mit ’ner alten Dame auf der Bank
Wir reden über dies und das, da sag ich: Gott sei Dank
Ds ist ihn’n mal was eingefall’n den Vätern dieser Stadt
Dass unser­eins ’n bissel frische Luft zum Atmen hat

Die alte Dame läch­telt matt:
Lass sie ruhn, die Väter dieser Stadt
Die sind so tot seit Deutsch­lands Himmel­fahrt…
Die Mütter dieser Stadt hab’n den Berg zusam­men’ gekarrt.

Mont Klamott — Auf’m Dach von Berlin
Mont Klamott — Sind die Wiesen so grün

(Silly / Werner Karma)

78 und 48 Meter hoch ist der Fried­richs­hain, an seiner Spitze befin­det sich eine Platt­form, auf der die Besu­cher einen schö­nen Blick über die Stadt haben. Hier oben finden auch manch­mal kleine Musik­auf­füh­run­gen statt.
An der Südseite es Parks befin­det sich der Fried­hof der März­ge­fal­le­nen, der zivi­len Opfer des 18. März 1848. In einem großen Trau­er­zug, vorbei am König, wurden am 22. März die Revo­lu­ti­ons­to­ten hier­her gebracht und beer­digt. Zehn­tau­sende Berli­ner erwie­sen ihnen damals die letzte Ehre. In den Folge­jah­ren gab es an dieser Stelle immer wieder Konfron­ta­tio­nen mit dem Mili­tär und der Gendar­me­rie, wenn am Jahres­tag der Revo­lu­tion hier der Opfer gedacht wurde. An die hier beer­dig­ten 183 Toten des 18. März erin­nert ein schlich­ter Gedenk­stein.
Nur wenige Meter weiter befin­det sich die Frei­licht­bühne Fried­richs­hain, wo im Sommer Kino­filme gezeigt werden.

Dort wo einst das Königs­tor stand, an der heuti­gen Ecke Friedenstraße/Am Fried­richs­hain, wurde 1913 gegen den Wider­stand Wilhelms II. der von Ludwig Hoff­mann entwor­fene Märchen­brun­nen ange­legt, gesäumt von stei­ner­nen Figu­ren aus den Geschich­ten der Gebrü­der Grimm (gestal­tet von Igna­tius Tasch­ner und Georg Wrba).
Unmit­tel­bar dahin­ter befin­det sich Ostber­lins größ­ter Schwu­len­treff­punkt unter freiem Himmel. Haupt­säch­lich in den Sommer­mo­na­ten tref­fen sich hier nachts bis zu hundert meist junge Gays auf der Suche nach einem Part­ner. Tags­über ist das Gelände aller­dings fest in der Hand der Kinder.
1968 entstand im Fried­richs­hain, direkt an der Frie­den­straße, auch das Denk­mal der 3.000 Spani­en­kämp­fer, das an die Inter­na­tio­na­len Briga­den von 1936 bis 1939 erin­nert.

An der Seite zur Danzi­ger Straße befand sich noch in den 1990er Jahren eine große Sport­an­lage, das Sport- und Erho­lungs­zen­trum SEZ.

Foto: © A.Savin, Wiki­Com­mons

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