Hurra, das Leben wird einfacher! Jedenfalls, wenn man den Aussagen der Banken glauben darf. Denn ab dem 1. Februar haben wir nicht mehr einfach nur Kontonummern, sondern die IBAN (“International Bank Ass Numbers”). Die ist zwar mehr als doppelt so lang wie bisher, dafür aber auch unglaublich praktisch. Zumindest, wenn man mal Geld auf ein ausländisches Konto überweisen will. Zwar gehen nur 0,3 Prozent der Überweisungen in Deutschland in ein anderes Land, aber wenigstens für diese Fälle sind die neuen Nummern doch toll. Wenn man natürlich zu den 99,7 Prozent Nörglern gehört, die ja immer was zum Meckern haben, ist man eben selber schuld.
Dabei ist die IBAN erst der Anfang. Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, Nummern komplizierter einheitlicher zu gestalten. Telefonnummern sind ein erster guter Ansatz. Statt 7654321 könnte man die auf DE0001349307654321AK unbenennen — mit Prüfzimmer, Sicherheitscode, Namensinitial.
Oder Autokennzeichen: B‑CD 1234 ist ja dermaßen irreführend, da fehlt jeglicher Hinweis auf die Automarke, Farbe, Baujahr und den Halter. Künftig also bitte DE-B-99EURVWBL2012MUEL1234, inkl. Prüfziffer.
Oder Schuhe: DE13SCHW-HEHO48 steht für Art, Höhe, Farbe, Prüfziffer und die Größe! Einfach nur 48 wäre zu banal.
Auch Hausnummern sollte man auf diese Art erweitern, damit gleich die genaue Lage auf dem Globus kenntlich wird, inkl. Art des Gebäudes, Höhe, Anzahl der Fenster, durchschnittliche Monatsmiete und Link zu Google Maps.
Selbstverständlich brauchen wir auch neue Ausweisnummern, die neben dem Geburtsdatum, Geschlecht, Augenfarbe, Größe und Gewicht des Inhabers auch die Anzahl der Geschwister, sexuelle Präferenzen und den Beziehungsstatus beinhalten. Plus Prüfziffer.
In vereinheitlichten Postleitzahlen könnte man den Ruf des entsprechenden Stadtteils einbinden, Anzahl der Einwohner und durchschnittliches Alter.
Schön wäre es auch, wenn man den Buslinien neue Nummern zuweisen würde, die gleich Anfahrt- und Zielort angeben. Dazu die Prüfziffer, Anzahl der Sitzplätze, in welchem Minutentakt die Busse fahren, Baujahr der Wagen sowie den durchschnittlichen Vornamen der Busfahrer auf dieser Linie. Dann weiß man schon ganz gut bescheid, wenn man den 123OPLRSE86102011UWE29er Bus nimmt.
Man sieht an diesen Beispielen, dass es noch viele Möglichkeiten gibt, das Leben zu verbessern und zu vereinheitlichen. Wenn das alles erledigt ist, werden auch die Temperaturangaben geändert, Mindesthaltbarkeitsdaten und natürlich auch die Fußballergebnisse.
Alles wird gut.
Schwach, ganz schwach… wer sich die IBAN nicht merken kann, hat in der Schule damals zu oft nur aus dem Fenster geschaut, statt mal aufzupassen.
Die IBAN setzt sich zusammen aus dem Ländercode: DE
Das wird sich jeder Deutsche mit qualifiziertem Hauptschulabschluss herleiten können.
Dann kommt schon der schwierigste Teil der IBAN: Die Prüfziffer. Die kann man im Kopf errechnen, auch wenn man sein Mathestudium im dritten Semester abgebrochen hat. Für Alle, die es nicht mit Klatschen und Singen zum Studium geschafft haben, merken sich diese ZWEI Ziffern einfach.
Dann kommt euere achtstellige Bankleitzahl: Falls ihr die nicht auswendig könnt, dann schaut auch weiterhin hinten auf euere EC-Karte. Dort steht im Übrigen auch euere IBAN…
Und zu guter Letzt kommt euere Kontonummer. Wenn diese bisher weniger als zehn Stellen hatte, wird die Kontonummer links, also vorne, einfach mit Nullen aufgefüllt. Aus der Kontonummer 123456 wird so 0000123456. Und wenn ihr die Kontonummer bisher nicht auswendig gelernt habt, dann schaut auf euerer EC-Karte vorne. Und denkt dran, hinten steht die ganze IBAN drauf.
Was ist also die IBAN? Sie ist die Zusammensetzung des zweistelligen Codes des Landes, in dem das Bankkonto ist. Dann kommt eine zweistellige Prüfziffer, damit auch die Dümmsten unter euch nicht an falsche Konten ausversehen Geld überweisen. Es folgen die bekannte Bankleitzahl und die Kontonummer.
Man muss sich also nur merken, was wann kommt. Und eben die Prüfziffer…
Dem Ton Deines Kommentars nach bist Du ein ziemlich toller Kerl, korrekt? Wie sich die IBAN zusammensetzt, brauchst Du wohl kaum zu erklären, das konnte man schon überall lesen. Und wenn, dann geht es vielleicht auch mit ein weniger Arroganz und Beleidigungen.
Im Übrigen hast Du offenbar nicht begriffen, worum es bei dem Text eigentlich geht. Schwach, oder?
Die IBAN hat laut Norm genug Stellen, dass man jedem Lebewesen im ganzen Kosmos ein eindeutiges Konto geben könnte, alle anderen Sternnebel, in denen es vielleicht Planeten gibt, mit eingerechnet. Einerseits ist das endlich mal etwas Zukunftsorientiertes statt einer Notreparatur eines Problems.
Andererseits gibt es zu denken. Denn Funksignale bräuchten Millionen Jahre, um etwas auf so einen anderen Planeten zu überweisen. Ist die Länge der IBAN nicht vielleicht wirklich Unsinn, wie Aro suggeriert? Die Länge ist verdächtig.
Früher hatte mein Winzer die Kontonummer 333 bei der Sparkasse Zeltingen. Das funktionierte, und es wird Aro gefallen. Es ging ganz ohne Bankleitzahlen.
Dann setzten zwei Entwicklungen ein. Je mehr Sparkassen zusammengelegt wurden, desto länger wurden bei den Sparkassen die Kontonummer. Auch das ehemalige, inzwischen längst eingemeindete Städtchen ist nun in die Kontonummer codiert. Unabhängig davon dachte eine andere Kommission die Bankleitzahl aus, mit der man allein in Deutschland 10 Millionen Banken unterscheiden kann. Damit hätte man die alte Sparkasse Zeltingen eindeutig identifizieren und also die Kontonummer 333 in Ruhe lassen können.
Mit anderen Worten: in der IBAN steckt viel Information zweimal drin. Dazu kommt, dass Kontonummer und BLZ getrennt verprüfziffert sind, was bei der neuen Prüfziffer der IBAN gar nicht mehr nötig wäre.
Wo ich mir früher “Sparkasse Zeltingen 333” merken musste, habe ich mir bis jetzt eine lange BLZ und eine lange Kontonummer merken müssen. Wie m1 richtig erklärt, muss ich mir dazu jetzt noch das DE und eine zweistellige Prüfziffer merken und dazu die Anzahl der Nullen zwischen BLZ und Kontonummer.
Das ist der Fortschritt.
Wenn wir demnächst Handelskontakte mit ein paar Milliarden anderer Planeten aufnehmen, haben die alle das Problem natürlich auf ihre Weise gelöst. Also kommt eine Super-IBAN. Die besteht dann aus der irdischen IBAN, mit Nullen aufgefüllt auf die volle Länge von 34 Stellen, davor mindestens 10 Stellen für den Planeten — und eine Prüfziffer.
Es ginge auch anders. Das will ich am Beispiel Postleitzahl erklären. Die Postleitzahl meiner Geburtsstadt Solingen war früher 22a, dann 565, und jetzt sind es fünf Ziffern, die ich mir nicht merken kann. Damit kann man 100000 Ortsteile in Deutschland unterscheiden. Vor ungefähr hundert Jahren wurden Gemeinden mit Namen wie Ohligs, Gräfrath, Dorp, Schlicken in Solingen eingemeindet.
Alle Poststücke werden automatisch sortiert. Die Adressen werden vom Computer gelesen. Im ‘Ortslexikon des Deutschen Reiches’ von 1890 sieht man, dass all diese Solinger Stadtteile nur einmal im Reich vorkommen. Abgesehen von einer Handvoll Neustadts bräuchte man also heute gar keine Postleitzahlen mehr, nur noch die uralten Ortsteilbezeichnungen. Man braucht nur einmal den Postcomouter richtig zu programmieren.
Aber, lieber taxifahrender, kritisch denkender Aro, so wird es nicht kommen. Stattdessen werden in Deutschland alle Straßennamen durch Taxileitzahlen ersetzt werden, in denen aufgrund von Zusammenlegungen und Eingemeindungen “Rixdorf” mindestens zweimal hineincodiert ist, einmal laut Ordnungssystem von Buschkowsky, einmal laut Wowereit. Und m1 findet das prima.
Stimmt, das mit der intergalaktischen Kommunikation habe ich nicht bedacht. Ich nehme meine Kritik hiermit zurück, unsere Banken sind wirklich innovativ!
Was “m1” glaube ich sagen wollte, auch wenn das sehr von oben herab klang:
Bisher brauchte man die 8stellige BLZ und die 10stellige Kontonummer.
Jetzt braucht man die 22stellige IBAN, das sind (wenn man das DE noch abzieht) genau zwei Ziffern mehr als früher. Die bringen einen nicht um. Die IBAN sieht zwar fürchterlich lang aus, aber im Endeffekt sind es zwei weitere Ziffern, mehr nicht. Und zwei Ziffern, die sogar sinnvoll sind (weil sie eine Prüfung auf Zahlendreher erlauben, was mit der alten Kontonummer nur begrenzt vorhanden war).
Trotzdem ist meine Meinung über die SEPA-Einführung eher schlecht:
- Auch wenn das nur zwei Ziffern mehr sind — “Konto 12345” bei der “Sparkasse XYZ” war einfacher zu merken und weiterzugeben als die dazugehörige IBAN DE991112223330000012345”. Die Leute werden sich also mit der IBAN schwertun und sie verteufeln
- Die ganze Umstellung ist heilloses Chaos. Angeblich sind die Unternehmen ja nicht so weit, weshalb die Übergangsfrist verlängert wurde. In Wahrheit herrscht vor allem bei den Banken Chaos. Hier nur eine kleine Auswahl, womit meine Kollegen und ich bei der IT-Umstellung einiger Systeme zu kämpfen habe: Eine Bank akzeptiert selbst heute noch keine SEPA-XML-Aufträge in deren Online-Banking. Die nächste Bank hat vergessen, ihre BLZ-Zusammenführung an die Bundesbank zu melden (d.h. sämtliche am Markt befindlichen IBAN-Rechner, die mit den offiziellen Regeln arbeiten, werden die IBANs dieser Bank falsch errechnen). Dann habe ich von einer Bank noch so ein paar Hundert Kontonummern, die man nicht in IBANs umrechnen kann, nicht mal der eigene Konverter dieser Bank kann das. Diese muss man sich dann von einem Mitarbeiter dieser Bank per Mail umrechnen lassen.
- Im nationalen Zahlungsverkehr braucht man gar keine BIC. Im internationalen Zahlungsverkehr braucht man sie, sehr oft auch 11stellig. Viele Banken nennen dem Kunden nur die achtstellige BIC.
Das heißt, dass der Kunde jetzt im nationalen Zahlungsverkehr immer überall die BIC einträgt (völlig unsinnige Angabe, steht in der IBAN schon drin) und sich womöglich noch die BIC sogar auswendig lernt (wozu?). Aber dann, wenn er seine eigene BIC mal wirklich braucht (z.B. weil er im Ausland etwas per Lastschrift bestellt), klappt es doch nicht (weil dann vielleicht die 11stellige gebraucht wird und die kennt er nicht bzw. weiß nicht, dass einfach drei Xe dahinter kommen).
Völliger Blödsinn in meinen Augen.
Joern, danke für die Beschreibung der Umstellungsprobleme. Das kommt noch dazu.
Aber was m1 sagen wollte, ist doch eine zu rosige Sicht. Meine Kontonummer bei der Sparkasse hat keine 10, sondern 7 Stellen. Die BLZ ist künstlich lang gemacht, damit sie überall gleich lang ist, Kontonummer und BLZ enthalten teilweise die gleiche Information und jeweils auch Prüfziffern. Hochrechnung: Wenn es in Deutschland maximal 999 Millionen Menschen gibt und jeder maximal 999 Konten hat, reichen 12 Stellen aus. Plus zwei Prüfziffern und die Buchstaben DE, also zusammen 16 statt 22.
Ja, und dann die BIC. Im internen Verkehr ist die nicht nötig, aber da kein Verwaltungsangestellter das versteht und alle Angst haben, Fehler zu machen, wird sie ununterbrochen verlangt. Also 22 plus 10 Stellen.
In ein paar Jahren wird man dann internationale Kontonummern einführen, und die werden bei uns natürlich aus BIC und IBAN bestehen, obwohl dann manches dreimal drinsteht und überall Prüfziffern drin sind. 32 Stellen.
Mit maximal 99 Milliarden Menschen mit maximal 999 Konten würden inl. Prüfziffer 16 Stellen ausreichen. Das ist die Hälfte.
Siehe auch http://de.rationalitas.eu/?p=384 .
Es kommt aber noch etwas dazu: die unwahrscheinlich primitiven Softwareschnittstellen beim Banking, die einen immer wieder zwingen, diese Kontonummern einzutragen. Ja, es gibt auch Adressbücher, aber bei jeder Bank hat man ein eigenes.
Ich will die Kontonummern meiner Bekannten und Geschäftspartner einmal aus deren vcard in mein Adressbuch aufnehmen und dann vergessen. Danach will ich nur noch auf dem Bildschirm virtuelle Geldsäckchen hin und herschieben zwischen Gesichtern und Firmenlogos. Dann wäre mir egal, wie lang unter der Oberfläche diese Nummern sind.
Was auch zum Thema passt: Soeben hat die Bahn auf eine Beschwerde reagiert. Das Zeichen des Vorgangs ist: 1–12813302649. Wenn man annimmt, dass die 1 vorne die Prüfziffer ist, können also 100 Milliarden Beschwerden unterschieden werden. Wenn jeder Deutsche Bahnkunde wäre (was die Bahn ja gerne hätte), könnte jeder tausend Beschwerden schreiben. Das ist im Gegensatz zur IBAN wahrscheinlich eine realistische Planung.
Danke für diesen erfrischend sarkastischen Artikel. Ich sehe es genauso!
Zu M1:
Ich habe in der Schule aufgepasst. Wenn ich als einfacher Arbeiter nur ein Konto für den Rest meines Lebens hätte, wäre der IBAN-BIC-Kram vermutlich überhaupt kein Problem. Aber:
Allein für das Büro muss ich mir fünf (!) Konten mit Pins, Alias etc. pp. merken. Dazu jetzt noch diese blödsinnigen IBAN und BIC. Wozu? Ich muss NIEMALS ins Ausland überweisen. Natürlich sind da auch die Privatkonten, mit Mann und Kindern an der Zahl neun, weitere Nummern zu merken. Ich kann mir doch nicht für jedes Konto ein “Kärtchen der Bank” — wie es mir soeben nett am Telefon angeboten wurde, in die Tasche stecken, dann brauch ich bald einen Trolly um Rückschäden zu entgehen.
Wenn die Trottel der Nation, die sich diesen Unfug haben einfallen lassen, wenigstens logisch vorgegangen wären, aber nein! Die Nummer im BIC hätte sich doch zumindest an der PLZ der Bank orientieren können. Die kann jeder und die Prüfnummer weglassen oder zumindest einheitlich zu jeder Bank gehörig und nicht zu jedem einzelnen Konto.
Ich verstehe ohnehin nicht, warum sich die Banken nicht gegen diesen Mist zusammengeschlossen haben, im Interesse ihrer Kunden. Denn der Frust bei den Mitarbeitern dort ist genauso groß. Die sehen darin ebenfalls keinen Sinn und Zwecke, geschweige denn Arbeitserleichterung. Noch kann ich online mit Kontonummer und BLZ überweisen. Solange wie es geht, mach ich das so. Und danach? Bargeld jeden Monat vom Konto abholen und alles bar bezahlen… wie in der Steinzeit. Sehr fortschrittlich. Genauso werden es aber vor allem ältere Mitbürger machen müssen. Denn ich glaube nicht, dass mein 86jähriger Opa verstehen kann und wird, was eine IBAN und BIC ist, wenn er gar nicht ins Ausland überweisen will, sondern nur seine Telefonrechnung zahlen. Und alles damit 0,3 % der Bonzen — die unsere Politik munter beeinflussen — es etwas leichter bei ihren Auslandsüberweisungen haben. Vielen Dank für diese Zeitverschwendung meiner kostbaren Arbeitszeit (oder dient es vielleicht nur dazu, dass Arbeitgeber Arbeitskräfte einstellen müssen, weil die derzeitigen Kräfte ihre Arbeit nicht mehr schaffen? Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Stillen?). Ich habe ja sonst nix zu tun, als mir diese IBAN-Sch.… zu merken.
@ Maja
Es wäre schön, wenn die Banken im Interesse ihrer Kunden handeln würden, nicht ihrer Aktionäre.
Gedächtniskünstler rezitiert als erster Mensch der Welt seine vollständige IBAN: http://is.gd/2iO7GW
Das Problem an der IBAN ist nicht, dass es soooo viele Änderungen zu vorher gibt. Das Problem sind die z.T. vielen vielen Nullen hintereinander. Da fängt man schon mal ordentlich das zählen an… und um sicher zu gehen zählt man nochmal… “Ach misst, jetzt kommt was anderes raus wie vorhin”… also nochmal zählen…
Die Nummer ist schlicht und ergreifend unpraktisch. Und wie er sagt, der geringste Teil der Überweisungen gehen ins Ausland, für den absoluten großteil der Bankkunden ist es ein unnötiger Mehraufwand. Neulich hat erst ein Bekannter eine von den vielen Nullen vergessen und schon kamen die Überweisungen nicht mehr an bzw. konnten nicht durchgeführt werden.
Die Konten waren absolut ALLE, egal ob In- oder Ausland auch vorher schon eindeutig anhand Bankleitzahl und Kontonummer zu identifizieren…
Also, EU-Bürokratenscheis den kein Mensch auf dieser Welt (und niemand auf anderen Welten :) ) benötigt hätte.
Ich finde den Beitrag lustig und gut geschrieben. Weiter so!!!