Angetüdelt

Taxi­fah­rer unter­schei­den ihre be- und ange­trun­ke­nen Fahr­gäste in mehrere Kate­go­rien:
Aggres­siv (lässt man möglichst stehen)
Stark auswurf­ge­fähr­det (dito)
Verpeilt (kein Problem)
Leise und zurück­hal­tend (sehr will­kom­men)
Laut und eher wenig zurück­hal­tend (je nach­dem)

Die beiden mittel­al­ten Damen waren eindeu­tig der letz­ten Kate­go­rie zuzu­ord­nen. Sie haben noch nicht gelallt und waren eher lustig als unan­ge­nehm.
Schon beim Einstei­gen war klar, dass das keine normale Fahrt wird: “Und bagger den Taxi­fah­rer nicht gleich an!”
“Wieso denn nicht? Der ist doch süß.”
Ich bedankte mich brav mit einem Lachen und fragte nach dem Fahrt­ziel.
Die eine fragte die andere: “Gehen wir zu dir oder zu ihm?” Glück­li­cher­weise entschie­den sie, zu ihr zu fahren.

Das Gespräch zwischen den beiden ging dann im selben Stil weiter. Ich erfuhr, dass sie beide verhei­ra­tet sind, aber keine Lust mehr auf ihre Männer hätten. Bei einer spielte dabei die Farbe der Unter­hose eine wich­tige Rolle: “Weiße Schlüp­per, das muss man sich mal vorstel­len! Die hat er von seinem Vater geerbt.” (die ausführ­li­chere Beschrei­bung des Schlüp­fer­zu­stands erspare ich mir hier).
“Da kriegt man doch keinen mehr hoch!”
“Seit wann kannst du denn einen hoch­krie­gen?”, fragte die Freun­din belus­tig.
“Sag ich ja.”
Allge­mei­nes Gega­cker.

“Aber jetzt mal ehrlich: Wäre denn der Taxi­fah­rer nicht was für dich?”
“Ja, der ist schon schnu­cke­lig.”
“Herr Fahrer, würden Sie meine Freun­din auch nach Hause beglei­ten?”
“Herr Pfar­rer!!!”, prus­tete die andere los.
“Ich habe Fahrer gesagt, du olle Kuh. Wasch dir mal die Ohren!”
Lautes Geläch­ter.

Zu mir: “Und was ist nun? Brin­gen Sie sie noch ins Bett?” Wieder Geläch­ter.
“Ich fürchte nein”, antwor­tete ich, schon fast ein biss­chen klein­laut. So viel Frau­en­power schü­chert mich dann doch ein.
“Ach Mensch, Junge, da versäumst du aber was. Bist du etwa schwul?”
“Das auch, ja.”
“Warum sind die schöns­ten Männer eigent­lich immer schwul? Das ist doch gemein.”
“Trotz­dem danke für das Kompli­ment…”
“Ganz sicher nicht? Nicht mal probie­ren?”
“Nee, keine Chance.”

Den nächs­ten Teil der Fahrt analy­sier­ten sie noch die Männer des Abends, aber keiner von denen konnte mit mir mithal­ten, was sie noch ein paar­mal beton­ten.
“Hoffent­lich sind Sie nicht sauer, weil wir ein biss­chen ange­tü­delt sind.”
“Wieso siezt du ihn denn? Wir waren doch schon beim Du. Stimmts, lieber Taxi­fah­rer?”
“Na ja, ich wurde ja nicht gefragt…”
“Siehste, jetzt haste den armen Kerl einge­schüch­tert, du Kuh.”
“Wirk­lich? Ist er denn so  sensi­bel?”
“Sieht so aus. Mach ihn bloß nicht kaputt.”
Schal­len­des Geläch­ter.

Dann waren wir am Ziel ange­kom­men.
Beim Bezah­len wollte die Lady noch meine Tele­fon­num­mer haben.
“Nächs­tes Mal”, verab­schie­dete ich sie.
Uff.

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2 Kommentare

  1. HAHA! Super Geschichte. Wirk­lich. Selten so einen unter­halt­sa­men Arti­kel gele­sen :)

    Frauen sind eben genau so schlimm wie Männer wenns ums anbag­gern geht. Und beim Thema Untreue sowieso…

    Wie gesagt, sehr unter­halt­sam! Mehr davon :)

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