Das Böse ist immer und überall

Schon in der Schule habe ich schmerz­lich erfah­ren, dass Mädchen stär­ker sein können als Jungs. Es war eine pädago­gisch wich­tige Erfah­rung, denn sie war mir nicht nur körper­lich, sondern auch in ande­rer Hinsicht über­le­gen. So habe ich mein dama­li­ges Frau­en­bild recht früh korri­giert.
Erst Jahre später kam ich wieder an den Punkt, dass ich Frauen nicht verstan­den habe. Da wurde von Sexis­mus gespro­chen, alltäg­li­chem, gesell­schaft­li­chen, media­len usw. Ich war mir sicher, dass ich damit nicht gemeint war, weil ich Frauen für in keiner Hinsicht weni­ger wert halte als Männer. Trotz­dem musste ich erfah­ren, dass ich allein Kraft meiner männ­li­chen Geschlechts­zu­ge­hö­rig­keit ein Sexist bin. Man könnte auch sagen, ich wurde aufgrund meines Geschlechts diskri­mi­niert. Aber das zu behaup­ten wäre vermut­lich auch wieder sexis­tisch, oder?

Jeden­falls wird es uns Männern immer wieder mal echt schwer gemacht, sich ernst­haft mit Sexis­mus ausein­an­der­zu­set­zen. Denn es gibt Frauen, die immer und über­all Sexis­mus wittern oder behaup­ten. Das fing schon vor vielen Jahren in der Spra­che an. Man darf nicht mehr “man” sagen, weil es sich ja wie “Mann” anhört und deshalb angeb­lich Frauen ausschließt. Noch schlim­mer ist es bei Bezeich­nun­gen z.B. für Berufe. Das “Bäcker­hand­werk” ist demnach ein sexis­ti­scher Begriff, weil es ja auch Bäcke­rin­nen gibt. Dass “Bäcker” dabei ein geschlechts­neu­tra­ler Name ist, wird nicht akzep­tiert. Also wurden im Laufe der Jahre zahl­rei­che Konstrukte entwi­ckelt, wie man/frau den vermeint­li­chen Sexis­mus in der Spra­che ausrot­ten könnte, vor allem mit diver­sen Sonder­zei­chen, die so auf der Tasta­tur zu finden sind. Beispiele: Bäcker/innen, Bäcker(innen), Bäck­le­rIn­nen, Bäcker_innen. Aktu­ell ist Bäcker*innen modern, aber das kann sich auch wieder ändern, dann haben wir viel­leicht bald die Bäcker:-)innen.

All diesen Fanta­sie­kon­struk­ten sind zwei­er­lei Dinge gemein:
1. Es betrifft niemals die bösen Perso­nen. Wer hat je von Faschist/innen oder Sexist/innen gele­sen? Solche Leute gibt es offen­bar nur in der männ­li­chen Form.
2. Hinter­fragt wird nicht die wirk­li­che Einstel­lung derje­ni­gen, die die neutrale (also angeb­lich männ­li­che) Bezeich­nung nutzen. Es geht nur um die Form, nicht um den Inhalt. Haupt­sa­che, die Form bleibt gewahrt, so dass man dem gröbs­ten Macker verzeiht, wenn er nur von “Bäcke­rIn­nen” spricht. Eine gesell­schaft­li­che Ände­rung erreicht man auf diese Art aber kaum.

Manche Vorstöße (ups) bestimm­ter Frauen sind da eher hinder­lich, sie machen sogar die mühse­lige Arbeit ganzer Gene­ra­tio­nen von Frau­en­recht­le­rin­nen zunichte. Und zwar, weil ihre Argu­men­ta­tion derma­ßen lächer­lich wirkt, dass man (nicht nur Mann!) sich nicht wirk­lich damit ausein­an­der­set­zen mag.
Spezi­ell einige SPD-Frauen haben dabei das Feind­bild Ampel­männ­chen für sich entdeckt. Aktu­ell ist Frau Mati­schok von der Frak­tion Berlin-Mitte sehr aktiv. Sie fordert die gene­relle Einfüh­rung von Ampel­frau­chen an den Über­gän­gen in ihrem Bezirk “unter dem Gesicht­punkt der Gleich­stel­lung von Menschen.” Offen­bar ist sie der Meinung, dass die bishe­ri­gen Ampel­männ­chen auch nur für Männer gelten. Und dass Frauen dadurch diskri­mi­niert werden, wenn es nicht auch Ampel­frau­chen gibt. Dabei exis­tie­ren diese bereits, wenn auch nicht in Berlin. Aber selbst die bereits bestehen­den weib­li­chen Abbil­dun­gen gefal­len der Dame nicht: “Bei der Umset­zung ist darauf zu achten, dass das moderne Frau­en­bild wieder­ge­ge­ben wird, um einem Rollen- oder Sexis­mus­kli­schee entge­gen­zu­wir­ken. Die moderne selbst­be­wusste Frau trägt in der Regel keine Zöpfe und keine weiten Röcke. Sie ist auch nicht über­wie­gend im Mini­rock und auf High­heels unter­wegs.”
Wie das Ampel­frau­chen ihrer Meinung nach konkret ausse­hen sollte, sagt sie leider nicht. Vermut­lich weil sie Angst hat, es könnte ihr auf die Füße fallen. Denn was das heutige Ampel­männ­chen ist, könnte genauso gut eine Frau darstel­len. Zumal auch viele von ihnen einen Hut tragen. Da kein Geschlechts­teil zu sehen ist, könn­ten die bishe­ri­gen Ampel­männ­chen einfach umde­fi­niert werden. Das “moderne Frau­en­bild” bietet durch­aus auch die Möglich­keit, geschlechts­neu­trale Klamot­ten zu tragen. Wobei man ja eh nur die Umrisse sieht. Viel­leicht soll­ten sie ein brei­te­res Becken bekom­men? Oder eine größere Ober­weite? Aber das wäre vermut­lich auch wieder sexis­tisch.
Wie auch immer die Gestal­tung ausfällt: Im Zuge der Gleich­be­rech­ti­gung ist es dann auch nötig, weitere Perso­nen darzu­stel­len. Beispiels­weise alte Leute, gerne mit Krück­stock. Juden mit Kippa, jugend­li­che Gangsta-Rapper, Frauen mit Kopf­tuch, Schwarze, Asia­ten, Punks, Beim­am­pu­tierte, Dicke, Buli­mie­op­fer und natür­lich — ganz wich­tig im Kampf gegen Sexis­mus! — Trans­gen­der. Gerade das dritte Geschlecht nicht darzu­stel­len wäre eine unge­heu­er­li­che Form von Sexis­mus!

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Die Puppenallee

Als Geschenk Kaiser Wilhelms II. an die Stadt Berlin wurden um die vorletzte Jahr­hun­dert­wende im Tier­gar­ten zwischen Kemper­platz und Königs­platz (heute Platz der Repu­blik) 32 über­le­bens­große Marmor­sta­tuen der Herr­scher Bran­den­burgs und Preu­ßens aufge­stellt. Im Volks­mund […]

6 Kommentare

  1. Wie hat schon vor eini­ger Zeit ein Come­dian gesagt?

    Jede Minder­heit hat das Recht auf Diskri­mi­nie­rung…

    Auffäl­lig ist auf jeden Fall daß solche beklopp­ten Themen zuneh­mend aus dem Multi­kulti Berlin kommen. Frau­en­quote bei Stras­sen­na­men, drit­tes Geschlecht bei öffent­li­chen Toilet­ten um nur zwei Beispiele aus der jüngs­ten Vergan­gen­heit zu nennen. Ich denke das Berli­ner Lokal­po­li­ti­ker mit Gewalt “hip” sein wollen und nicht über die Grütze die aus ihrem Mund kommt nach­den­ken. Haupt­sa­che anders als der Rest der Repu­blik…

  2. Viel­leicht sollte man die veral­tete Ampel­tech­nik ganz abschaf­fen?! Bestimmt geht das auch mit einer APP für das Handy oder Navi. Die könnte man (auch ups) dann mit austausch­ba­ren Icons ausstat­ten.

    Mit augen­zwin­kern­dem Gruß

    Ortwin

  3. @Ortwin: Super­idee! Dass da noch keiner drauf gekom­men ist. Jeder Fußgän­ger, Radfah­rer, Auto­fah­rer bekommt eine Ampel-App, die ihm jeweils sein grün oder rot zeigt. Auf den Schnell­fahr­stre­cken der Bahn funk­tio­niert das ja schliess­lich auch. Wäre bestimmt lustig :-)

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