Keine Hilfe für behinderten Fahrgast

Mitt­woch Abend, Taxi­halte am Hotel Hilton. Vor mir steht ein Kollege mit Kombi­wa­gen. Die Luft ist heiß und schwül, seine kurz­be­hos­ten Beine hat er hoch­ge­schla­gen, sie schauen aus dem Seiten­fens­ter. Vom Gendar­men­markt nähern sich zwei Männer, etwa 30 Jahre alt. Der eine schiebt den ande­ren im Roll­stuhl über die Straße direkt auf das Taxi zu, doch der Kollege reagiert nicht, wendet sogar noch seinen Kopf ab. Ich kann kaum glau­ben, was ich da sehe.

Als die beiden das Taxi errei­chen und den Fahrer anspre­chen, höre ich von ihm nur “Wenns denn sein muss…”. Er zeigt nach hinten, ohne auszu­stei­gen. Ich fahre ein Stück nach hinten, damit der Kollege die Klappe seinen Kombis öffnen kann, um den Roll­stuhl rein­zu­pa­cken, aber er bleibt weiter­hin im Auto sitzen.
Während­des­sen schiebt der Mann den Roll­stuhl zur hinte­ren Seiten­tür und versucht, seinen Freund hinein zu bekom­men.
Nun habe ich genug, ich steige aus und schreie den Fahrer an, er solle seinen Fahr­gäs­ten gefäl­ligst mal helfen. In diesem Moment sitzt der Mann aber drin. Tatsäch­lich steigt der Kollege nun aus und schüt­telt demons­tra­tiv den Kopf. Während er die Heck­klappe öffnet, faltet der Beglei­ter den Roll­stuhl zusam­men und packt ihn — wieder ohne Hilfe des Fahrers — ins Auto. Mit generv­tem Gesicht schließt der Taxi­fah­rer die Klappe und steigt wieder ein.
Ich war selten über das Verhal­ten eines Kolle­gen so empört, am Liebs­ten hätte ich den Fahr­gäs­ten ange­bo­ten, dass sie bei mir einstei­gen. Dieses Erleb­nis hat mir sehr deut­lich gemacht, dass das schlechte Bild, das viele von uns Taxi­fah­rern haben, teil­weise berech­tigt ist. Mir war es in diesem Moment rich­tig pein­lich, dazu­zu­ge­hö­ren.

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2 Kommentare

  1. Ich habe durch Deinen Link in den Kommen­ta­ren bei Sash heute erst diesen Arti­kel gefun­den. Darf man bei Dir in den Kommen­ta­ren eigent­lich mal rich­tig fluchen?

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