Arrogante Schnösel

Das Edel­re­stau­rant nahe des Gendar­men­markts ist dafür bekannt, dass sein Perso­nal Taxi­fah­rern oft hoch­nä­sig gegen­über­tritt. Manche Kell­ner reagie­ren sogar über­haupt nicht, wenn man sie anspricht. Dabei sind sie selber nur Knechte. Und von Ange­stell­ten ande­rer Restau­rants der Umge­bung weiß ich, dass sie auch bei denen unbe­liebt sind.

Doch auch manche Gäste lassen es einen spüren, dass sie sich für etwas Besse­res halten. Etwas viel Besse­res. So auch letzte Nacht, als ich einen Auftrag für 5 Perso­nen bekam. Ich meldete mich im Restau­rant, der Ober sagte nur “Ja, ja” und ging dann zu einem der Tische. Dort zeigte er auf mich, alles klar. Wegen des strö­men­den Regens wartete ich nicht am Eingang, sondern setzte mich wieder ins Auto. Zwei Minu­ten später schal­tete ich das Taxa­me­ter an, nach einer Minute begann es die Warte­zeit zu berech­nen. Eigent­lich hätte ich es schon beim Eintref­fen anschal­ten können, aber norma­ler­weise warte ich, bis die Fahr­gäste kommen.

Das dauerte dies­mal, aber das war mir egal. Man kann davon ausge­hen, dass die Leute dort keine Geld­sor­gen haben, auf die ich Rück­sicht nehmen würde. Nach geschla­ge­nen 10 Minu­ten kam die Mann­schaft raus und stand vor dem Auto im Regen. Ich hatte bereits die Rück­bank vorge­scho­ben, weil dahin­ter der Sitz für den 5. Fahr­gast ist. Aber niemand wollte einstei­gen, sie weiger­ten sich. Auf “solch einen” Sitz wollte sich niemand setzen, statt­des­sen zu viert auf die Rück­bank. Das geht nicht und in diesem Fall hatte ich auch keine Lust auf irgend­eine Rück­sicht­nahme. Plötz­lich begann einer der Männer damit, an der Rück­bank herum­zu­fum­meln, er wollte sie eigen­mäch­tig nach hinten schie­ben. Sie bestan­den darauf, dass sie nicht einstei­gen würden. Mitt­ler­weile stand die Uhr auf 8 Euro, die forderte ich nun ein. “Wie bitte???” schrie mich eine der Frauen an, was mir einfal­len würde, keinen Cent würde sie zahlen. “Gut, dann rufe ich jetzt die Poli­zei und Sie bekom­men Sie eine Anzeige”, sagte ich ganz ruhig. “Und glau­ben Sie nicht, dass irgend ein Kollege Sie jetzt noch mitnimmt.”

Nun bequem­ten sie sich doch einzu­stei­gen, die kleine Frau auf dem hinters­ten Sitz meckerte nur über die ätzen­den Berli­ner Taxi­fah­rer. In Hamburg würde es sowas nicht geben, usw. Außer dem Mann neben mir betei­lig­ten sich alle daran, aber das war mir egal. Ich machte das Radio lauter und zum Glück ging die Fahrt auch nicht allzu weit. Am Hotel ange­kom­men stan­den knapp 15 Euro auf dem Taxa­me­ter. Als ich den Zuschlag von 1,50 EUR für die fünfte Person drückte, schrie genau diese von hinten: “Das zahlen wir niemals”. Die ande­ren fielen gleich wieder mit ein, Frech­heit, Unver­schämt­heit, was man sich alles gefal­len lassen müsste, bla.

Nur der Mann neben mit drückte mir einen Zwan­zi­ger in die Hand und sagte “Stimmt so.” Meine Frage, ob er eine Quit­tung bräuchte, beant­wor­tete er grin­send: “Nein, ich zahle keine Steu­ern, das habe ich nicht nötig.”
Man kann sich denken wie froh ich war, als ich diese Herr­schaf­ten endlich wieder aus dem Auto hatte.

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Zufallstreffer

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Der TUNIX-Kongress

In der Tech­ni­schen Univer­si­tät Berlin begann am 27. Januar 1978 der drei­tä­gige TUNIX-Kongress mit etwa 15.000 Teil­neh­me­rIn­nen. Dies war der Versuch verschie­de­ner Basis­in­itia­ti­ven und unor­ga­ni­sier­ter Linken, die zerstreute neue Gene­ra­tion nach der 68er-Bewe­­gung zu versam­meln, […]

7 Kommentare

  1. Wahr­schein­lich hätte ich dem Herrn noch eine Karte in die Hand gedrückt und dazu gesagt, damit er die Zentral­num­mer hat, wo er sich noch mal nach dem Tarif erkun­di­gen kann, wenn es denn notwen­dig sein sollte. Oder so.

    Manche Leute können echt ätzend sein. Wahr­schein­lich hat die Kleine das meiste Geld …

  2. Das klingt ja so, als sei der Beifah­rer recht vernünf­tig gewe­sen und habe sich womög­lich wegen seiner Mitfah­rer etwas geschämt (am Meckern nicht betei­ligt und zum Schluss, um die Diskus­sion abzu­kür­zen, mit ordent­li­chem Trink-/Schmer­zens­geld bezahlt).

    Wenn das so war, war das mit den Steu­ern viel­leicht nur ein (zuge­ge­be­ner­ma­ßen verun­glück­ter) Witz, mit dem er die Situa­tion etwas auflo­ckern wollte und wollte insbe­son­dere dir nicht noch mit einer Quit­tung Arbeit berei­ten.

    Da wir aber nur deinen Text haben, du aber den direk­ten Eindruck hattest, kannst du besser einschät­zen, ob auch dieser Herr zu der in der Über­schrift genann­ten Spezies gehört.

  3. Ne, ich bin ziem­lich sicher, dass das ernst gemeint war. Aber im Verhält­nis zu den ande­ren Fahr­gäs­ten war er trotz­dem ange­nehm.

  4. Genau wegen solcher Leute bin ich der Meinung, daß Deutsch­land kein gesun­des Volk hat. 1990 wäre ich lieber mit Öster­reich wieder­ver­ei­nigt worden. Die haben noch Kultur und Lebens­art.

  5. Wieder­ver­ei­ni­gung mit Öster­reich? Aha, inter­es­sant.
    Und das mit dem gesun­den Volks­kör­per hatten wir ja auch schon mal.

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