Ach komm, mein Süßer…

Mit einem Taxi zu fahren, ist teuer. Jeden­falls zahlt man mehr als bei der BVG, weshalb die U‑Bahn auch mehr Fahr­gäste hat. Viele wollen oder können sich keine Taxi­fahr­ten leis­ten. Trotz­dem gibt es immer wieder welche, die es auch ohne Bezah­lung probie­ren. Ich meine nicht die bösar­ti­gen, berech­nen­den Typen, die einem am Ende der Tour auf den Kopf hauen oder die Tür aufrei­ßen und weglau­fen. Es gibt noch andere, die zwar weni­ger gefähr­lich sind, aber trotz allem nicht zahlen.

Erst vor Kurzem hatte ich einen Mann im Auto, der offen­bar auch geis­tig verwirrt war. Dies allein und auch sein punki­ges Äuße­res wären noch kein Grund, für eine Ableh­nung gewe­sen. Zumal die Bestel­lung nicht von ihm selbst kam, sondern von einem Hotel nahe des Anhal­ter Bahn­hofs. Im Auto wollte er erst von mir wissen, wo es hingeht, dann aber gab er mir eine Adresse im Wedding. Auf dem Weg änderte er plötz­lich das Fahrt­ziel Rich­tung Rosen­tha­ler Platz. An einer Kreu­zung stand neben uns ein Motor­rad­fah­rer, der grinste ihn an und zeigte zur ande­ren Stra­ßen­seite. Plötz­lich wollte mein Fahr­gast also nach links, die Motor­rad­fah­rer hätten es ihm befoh­len. Als wir kurz darauf am Rosen­tha­ler anka­men, sagte er, ich solle die Poli­zei rufen, weil er kein Geld dabei hat. Das habe ich dann auch getan. Dass ich noch ausste­hende Fahr­geld aber jemals bekom­men, glaube ich nicht.

Sehr dreist waren auch die drei türki­schen Gang­ban­ger, die vom Tauent­zien zur Prin­zen­al­lee woll­ten. Schon während der Fahrt musste ich sie ein paar­mal in die Schran­ken weisen, damit sie z.B. das Radio in Ruhe lassen. Im Wedding ange­kom­men stie­gen sie aus dem Auto, einer rannte gleich in die U‑Bahn runter. Den ande­ren blickte ich genau ins Gesicht und forderte in ener­gi­schem Ton das Fahr­geld. Ich bekam einen Fünfer ins Auto gewor­fen, “den Rest kriegste nächs­tes Mal!” Ich wurde wütend und brüllte ihn an, dass er sofort zahlen soll. Mitt­ler­weile war ich schon abge­schnallt und bereit zum Ausstei­gen. Anschei­nend hat mein Ton geses­sen, jeden­falls war plötz­lich das Geld da. Schimp­fend zogen die Kerle ab.

Eher frus­trie­rend war die Begeg­nung mit dem Mann, der mich in der Liet­zen­bur­ger winkte. Er müsste nach Heili­gen­see, hat aber nur noch einen Euro. Ziem­lich trau­rig und hilf­los wirkte er, trotz­dem wollte ich ihn keine 20 Kilo­me­ter kosten­los fahren. Da ich noch einen Fahr­schein von der Konkur­renz hatte, schlug ich vor, ihm den für seinen Euro zu verkau­fen und ihn noch zum Bahn­hof Zoo zu brin­gen. Von dort könnte er ja dann mit dem Bus nach Hause fahren. Eigent­lich wollte ich nur seine Reak­tion testen, den Euro hätte ich ihm nicht abge­nom­men. Statt­des­sen wurde er aber sauer und beschimpfte mich. Damit war die Aktion been­det, ich fuhr weiter mit meinem Fahr­schein durch die Nacht.

Dort traf ich ein paar Tage später drei, tja, was eigent­lich. Tunten, Trans­ves­ti­ten, ich weiß es nicht so genau. Jeden­falls waren sie wohl männ­li­chen Geschlechts, ansons­ten aber sehr weib­lich. Und zickig. Wieso ich sie nicht für 10 Euro vom Nollen­dorf­platz nach Fried­richs­hain fahren würde, ohne Uhr, ohne Abrech­nung. Ich lernte, dass ich ein Spie­ßer bin, ein Angst­hase und dass das sonst alle Taxi­fah­rer machen würden. Dann schlug der Ton um: “Ach komm, mein Süßer, tu es für mich!” Es war schon lustig, zumal hinter mir bestimmt zehn weitere Taxis stan­den, aber sie woll­ten unbe­dingt bei mir einstei­gen. Viel­leicht weil ich so schön bin.
Dann machte es “Ding, dong” und ein Funk­auf­trag landete auf meinem Display. Mit “Tschüss, die Damen!” fuhr ich ihnen davon.

Letz­tens waren es wieder drei, Tatort dies­mal der Savi­gny­platz. Zwei der Jungs waren viel­leicht 14, der andere höchs­ten 12 Jahre alt. “Wie viel Neukölln?” fragte der Jüngste in schlech­tem Deutsch, obwohl er bestimmt hier gebo­ren ist und zur Schule geht. Bevor ich antwor­ten konnte, stie­gen sie ein und sagten “Rathaus Span­dau. Wie teuer?” Was denn nun, Neukölln oder Span­dau? Das war natür­lich nicht koscher, also verlangte ich 20 Euro — mit Vorkasse. In diesem Moment rief einer von ihnen “Der Bus!” und alle spran­gen sie aus dem Auto und rann­ten zum Bus Rich­tung Span­dau. War wohl besser so.

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Chez Romy Haag

Schö­ne­berg, das Haus an der Fugger- Ecke Wels­er­straße. Hier befin­det sich heute auf zwei Etagen die schwule Disco­thek Connec­tion. Vor vier­zig Jahren aber eröff­nete in dieser Räumen das “Chez Romy Haag”, das bald in der […]

5 Kommentare

  1. Reizende Aussich­ten für meine Zukunft :(
    Aber immer­hin hab ich jetzt mehr als ein halbes Jahr in dem Job hinter mir, und die einzi­gen in die Rich­tung waren die Arsch­gei­gen, die mir Handy und Kamera geklaut haben.
    Naja, kohle­mä­ßig erset­zen die leider alle hier aufge­führ­ten zusam­men…

  2. Wenn’de mich mit dem oben gezeig­ten Gefährt abholst, würde ich och ‘mal wieder ins Taxi stei­gen. Du nimmst doch sicher­lich auch Hotel-Gutscheine?

    Nah, die Leute soll einer verste­hen, welche alles sofort und alles möglichst umsonst haben wollen, aber eben haben wollen. Das nennt sich das Berlin-Syndrom.

  3. @Klaus
    Nee, das passiert nicht nur in den West-Bezir­ken, sondern auch im Norden… ;-)

    @GMU
    Wenn mein Chef nicht so geizig wäre. In Wirk­lich­keit muss ich ja noch mit einem Skoda von 1984 herum­fah­ren.

    @Tom
    Da muss du dich aber nicht bei mir, sondern bei den Fahr­gäs­ten bedan­ken.

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