Gründerzeitmuseum Mahlsdorf

Selten ist ein Museum auf eine solche Art mit einer leben­den Person verbun­den gewe­sen, wie das Grün­der­zeit­mu­seum Mahls­dorf. Kurz vor dem östli­chen Ende der Stadt, rechts in den Hults­chi­ner Damm, dann sind es nur noch ein paar Meter: Hier hat sich 1959 jemand nieder­las­sen, der — oder besser: die — ab 1970 zur schil­lern­den Figur der Ost-Berli­ner Schwu­len­szene zählen sollte: Später nannte sich Lothar Berfelde nur noch Char­lotte von Mahls­dorf und bis heute ist dieser Name untrenn­bar mit dem Museum verbun­den.

Schon in ihrer Jugend­zeit sammelte “Char­lotte” Einrich­tungs­ge­gen­stände aus der Grün­der­zeit, nach dem Krieg eröff­nete sie im Schloss Fried­richs­felde die ersten fünf Räume zur Besich­ti­gung. Auch aus West-Berlin kamen damals noch Möbel. Als sie 1959 vom geplan­ten Abriss der Kriegs­ruine des Guts­hau­ses in Mahls­dorf hörte, setzte sie sich für den Erhalt ein und bekam das Haus sogar miet­frei zur Verfü­gung gestellt. 1960 öffnete sie den ersten klei­nen Teil im damals größ­ten­teils noch zerstör­ten Gebäude. 1964 rettete sie die Innen­ein­rich­tung der Mulack­ritze, einer typi­schen Zille-Kneipe in Mitte, und baute sie im Grün­der­zeit­mu­seum wieder auf. Mit den Jahren trug ihre Arbeit Früchte, das in der DDR nie offi­zi­ell aner­kannte Museum wurde in Film‑, Künst­ler- und auch Schwu­len­krei­sen immer belieb­ter. Ab 1970 fanden hier oft Tref­fen und Parties von Schwu­len und Lesben, aber auch der Künst­ler­szene statt.

Bei einer dieser Feste gab es 1991 einen Über­fall von Neona­zis, mehrere Teil­neh­mer wurden verletzt. Dies war für Char­lotte von Mahls­dorf der Anlass, Berlin zu verlas­sen. Im selben Jahr wurde sie als erster Trans­ves­tit mit dem Bundes­ver­dienst­kreuz ausge­zeich­net. 1997 zog sie nach Schwe­den. Während eines Besuchs in Berlin starb sie uner­war­tet im Jahr 2002.

Heute präsen­tiert der Förder­ver­ein des Muse­ums jede Woche Führun­gen durch die von Char­lotte zusam­men getra­gene kultur­his­to­ri­sche Samm­lung. Dane­ben werden Spezi­al­füh­run­gen ange­bo­ten und das Haus und Gelände kann auch für Veran­stal­tun­gen gemie­tet werden.

www.gruenderzeitmuseum-mahlsdorf.de

Hults­chi­ner Damm 333
12623 Berlin
Tel. 5678 329
Öffnungs­zei­ten des Muse­ums:
Mitt­woch und Sonn­tag 10–18 Uhr, Führun­gen auch nach Verein­ba­rung

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