Willy Brandt in Berlin

Es gibt nur wenige Poli­ti­ker, die ich respek­tiere. An erster Stelle steht dabei Willy Brandt. Nicht nur aufgrund seiner offe­nen Poli­tik als Bundes­kanz­ler, spezi­ell seiner Außen­po­li­tik, sondern auch wegen seiner Geschichte während der Nazi­zeit. Er war ja bereits 1933 nach Norwe­gen geflo­hen und baute dort das Auslands­büro der Sozia­lis­ti­schen Arbei­ter­par­tei (SAP) auf, die teil­weise bis zum Ende des Faschis­mus in Deutsch­land ille­gale Arbeit leis­tete. Aber ich habe auch Kritik an ihm, vor allem wegen seiner Städ­te­bau­po­li­tik als Regie­ren­der Bürger­meis­ter von Berlin. Brandt gehörte zu denen, die die auto­ge­rechte Stadt propa­gier­ten, was er wohl als fort­schritt­lich und modern ansah. Genauso wie den Bau der Groß­sied­lun­gen Märki­sches Vier­tel und Gropi­us­stadt, für die im Gegen­zug riesige Altbau­ge­biete im Wedding und Kreuz­berg abge­ris­sen wurden. Er selber wollte jedoch lieber im ruhi­gen Zehlen­dorf wohnen.

Willy Brandt und Berlin gehö­ren eng zusam­men, obwohl er nur 19 Jahre hier gewohnt hat. Aber es gibt einige Adres­sen, die eng mit seinem Namen verbun­den sind:

Kurfürs­ten­damm 20
Drei Jahre nach seiner Flucht kam Willy Brandt 1936 unter falschem Namen nach Berlin, um hier die Kontakte zur mitt­ler­weile ille­ga­len SAP und dem anti­fa­schis­ti­schen Wider­stand zu pfle­gen. Drei Monate lang lebte er als angeb­li­cher Student „Gunnar Gaas­land“ in einer Pension direkt neben dem dama­li­gen Café Kranz­ler.

Mara­tho­n­al­lee 34
1938 war Brandt die deut­sche Staats­bür­ger­schaft aberkannt worden, ab 1940 war er Norwe­ger. Nach der Nazi­zeit kam er 1947 als Pres­se­at­ta­ché der norwe­gi­schen Mili­tär­mis­sion nach Berlin. Das Gebäude im West­end wurde vom „U‑Bahn-Archi­tek­ten“ Alfred Gren­an­der entwor­fen und steht heute unter Denk­mal­schutz.

Uhland­straße 7
Dort befand sich der 1. Sitz der norwe­gi­schen Mili­tär­mis­sion in Berlin. Auch hier arbei­tete Willy Brandt.

Trabe­ner Straße 74
1948 und 1949 lebte Brandt mit seiner Frau Ruth am Halen­see. Hier wurde auch ihr gemein­sa­mer Sohn Peter gebo­ren.

Mari­ne­steig 9
In dieser Zeit arbei­tet Willy Brandt bereits für die SPD. Als die Partei­füh­rung 1949 nach Bonn zieht, arbei­tete er teil­weise dort. Er war Mitglied des Bundes­tags für Berlin. Anfang 1950 zog das Ehepaar Brandt nach Zehlen­dorf, wo der zweite Sohn Lars gebo­ren wurde. Hier stand die NS-Mari­ne­sied­lung, wo die Brandts eine Wohnung hatten.

Mari­ne­steig 14
1955 zog die Fami­lie auf die andere Stra­ßen­seite, direkt am Schlach­ten­see in eine Doppel­haus­hälfte. In diesem Haus kam der dritte Sohn zur Welt, Matthias. 1957 wurde Willy Brandt dann Regie­ren­der Bürger­meis­ter.

John‑F.-Kennedy-Platz
Zu dieser Zeit stand das Rathaus Schö­ne­berg noch am Rudolph-Wilde-Platz. Er wurde erst nach der Ermor­dung Kenne­dys nach ihm benannt. Von 1949 bis 1990 befand sich dort der Sitz des Senats sowie des Abge­ord­ne­ten­hau­ses. Es war von 1957 bis 1966 Brandts Arbeits­platz als Regie­ren­der Bürger­meis­ter.

Taubert­straße 19
1964 folgte der nächste Umzug, dies­mal in ein Neben­ge­bäude des Senats­gäs­te­hau­ses im Stadt­teil Grune­wald. Zwei Jahre später verließ Brandt die Stadt und ging als Außen­mi­nis­ter nach Bonn.

Wasgen­steig
Nach seinem Tod wurde Willy Brand auf dem Wald­fried­hof Zehlen­dorf begra­ben, nahe dem Grab von Ernst Reuter.

Willy-Brandt-Straße 1
Das einzige Gebäude in dieser Straße ist seit 2001 das Bundes­kanz­ler­amt. Damit erhielt Brandt zwar nur eine sehr kurze Straße, aber eine wich­tige Adresse.

Wilhelm­straße 140
Ausge­rech­net nach dem letz­ten Kaiser, der die Sozi­al­de­mo­kra­ten ja gehasst und verfolgt hat, ist die Straße benannt, in der sich seit 1996 die Bundes­zen­trale der SPD befin­det, das Willy-Brandt-Haus.

BER
Am Haupt­ge­bäude des neuen Flug­ha­fens in Schö­ne­feld steht zu beiden Seiten „Flug­ha­fen Berlin Bran­den­burg Willy Brandt“. Damit sollte einer der wich­tigs­ten Poli­ti­ker der Region und des Staa­tes geehrt werden. Dass mit ihm nun auch die ewige Verzö­ge­rung der Inbe­trieb­nahme verbun­den wird, dafür kann Brandt aber wirk­lich nichts.

print

Zufallstreffer

Weblog

Blitzkrieg gegen Nazi-Websites

Irgend­wann zwischen Weih­nach­ten und Silves­ter began­nen Hacker aus dem Kreis von Anony­mous, Websites für Neona­zis zu hacken und still­zu­le­gen. Betrof­fen waren die Platt­form Alter­me­dia sowie die Seiten der NPD-Zeitung “Deut­sche Stimme”. Gleich­zei­tig wurden in einem […]

2 Kommentare

  1. Herbert Frahm so hieß er rich­tig und ein Alias Name–> Willy Brandt war sein Deck­name! Warum er hier abhaute, wer das heute sagt der wird verfolgt von den SPD/SED Marxis­ten.

    • Er floh vor den Faschis­ten und arbei­tete im Ausland gegen sie, zeit­weise verdeckt auch in Deutsch­land. Dies ehrt ihn! Dass er dafür seinen Namen änderte, ist klar.
      Übri­gens: Die SED gibt es seit vielen Jahren nicht mehr. Aber für manche ist ja schon die Sozi­al­de­mo­kra­tie kommu­nis­tisch, nicht wahr? :-D

Hier kannst Du kommentieren

Deine Mailadresse ist nicht offen sichtbar.


*