Der Schlüssel zur Stadt

Zum Thema “unmensch­li­cher Umgang mit Obdach­lo­sen” habe ich ja erst vor eini­gen Tagen etwas geschrie­ben. Dass es auch anders geht, zeigt nicht nur der Bezirk Fried­richs­hain-Kreuz­berg, in dem das Obdach­lo­sen­la­ger an der Rummels­bur­ger Bucht vom Bezirk betreut wird. Da, wo der Staat versagt — bzw. seine Verant­wort­li­chen wie im Bezirk Mitte — müssen eben die Bürger/innen ran.

Die BVG hatte nach langem Hin und Her gerade mal zwei U‑Bahnhöfe als Kälte­bahn­höfe geöff­net. “Viel zu wenig”, sagten sich einige Künstler/innen. Um Obdach­lo­sen auch weiter­hin Zutritt zu den Statio­nen zu gewäh­ren, haben sich das Künst­ler­kol­lek­tiv Rocco und seine Brüder und Dies Irae zusam­men­ge­tan und mit nach­ge­mach­ten Schlüs­seln Berli­ner U‑Bahnhöfe nachts aufge­schlos­sen. Außer­dem haben sie Winter-Pakete gepackt und an verschie­de­nen U‑Bahnhöfen verteilt, die neben einer Decke und etwas zu Essen auch auch Schlüs­sel für die U‑Bahnhöfe enthiel­ten. Dazu gab es noch eine Warn­weste und einen Sicher­heits­hin­weis.

Mehrere Tage lang wurden so insge­samt rund 50 Bahn­höfe für Obdach­lose geöff­net. Der BVG fällt dazu nichts weiter ein, als diese Aktion zu diskre­di­tie­ren. Spre­che­rin Petra Nelken bezeich­nete das Vorge­hen der Akti­vis­ten als “billige Art, eine Show abzu­zie­hen”. Man habe wegen Haus­frie­dens­bruch bereits juris­ti­sche Schritte einge­lei­tet. Dass es in diesem Winter im Wedding bereits einen Kälte­to­ten gab, inter­es­siert die BVG nicht. Statt­des­sen heuchelt man Sorge um die Obdach­lo­sen, die sich ja an den Strom­schie­nen verlet­zen könn­ten. Als wenn diese Menschen zu blöd sind, um zu wissen, wie man sich auf einem Bahn­hof verhält. Die Aktion der Künstler/innen ist jeden­falls Urban Art vom Feins­ten!

https://vimeo.com/313668081

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4 Kommentare

  1. Moin, moin,
    wem gehö­ren die U‑Bahnhöfe? Sind das öffent­li­che Räume oder genau­ge­nom­men ein Eigen­tum der BVG? Als Eigen­tü­mer würde ich schon Panik bekom­men, wenn da Obdach­lose unkon­trol­liert Zugang in die Bahn­höfe bekom­men. Stich­wort Verkehrs­si­che­rungs­pflicht! Ist denn da nach Verschlie­ßen Licht?
    Die Aktion ist jeden­falls geeig­net, für das Thema zu sensi­bi­li­sie­ren. Eine Lösung ist sie sicher nicht.
    Gruß Frank

    • Die BVG gehört zu 100 % der Stadt Berlin. Und die Bahn­höfe sind rund um die Uhr beleuch­tet.
      Ansons­ten ist es da tags­über vermut­lich wesent­lich voller und gefähr­li­cher als nachts. Und Perso­nal gibt es dort ja auch tags­über nicht.

  2. Immer wieder helfen Bürger weil unsere Poli­ti­ker es nicht auf die Reihe bekom­men vernünf­tige Lösun­gen zu tref­fen. War ja schon bei den Flücht­lin­gen so das die Bürger spon­tan und besser gehol­fen haben als die Verant­wort­li­chen.

  3. Ich verstehe diese plötz­li­che Zurück­hal­tung bei der BVG nicht. War es nicht eine Zeit­lang so, dass die BVG umstands­los im Winter die U‑Bahnhöfe für Obdach­lose geöff­net hat? Oder habe ich da etwas falsch abge­spei­chert?

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