Zum Umgang mit Rechtsradikalen

Gestern hat die Partei AfD in Bran­den­burg und Sach­sen enorme Wahl­er­folge errun­gen. Jeweils etwa ein Vier­tel der Wähler*innen hat für sie gestimmt und sie damit zur zweit­stärks­ten Kraft gemacht. Bei der Wahl nächs­ten Monat in Thürin­gen wird es vermut­lich nicht anders ausse­hen.

Und wie reagie­ren die ande­ren Parteien und die Medien?

Die Berli­ner Zeitung titelt „Noch­mal davon­ge­kom­men“. In Sach­sen sind CDU und SPD „erleich­tert“, obwohl die Rassis­ten­par­tei dort fast eine Vier­tel­mil­lion Stim­men erhal­ten hat. Davon­ge­kom­men? Erleich­tert? Hier hat eine Partei einen unglaub­li­chen Wahl­er­folg errun­gen und niemand der Mode­ra­to­ren benennt diese Leute als das, was sie sind. Sie beju­beln, dass es gestern noch keine Macht­er­grei­fung gege­ben hat.

Es ist so pein­lich, wie nun wieder rumge­ei­ert wird, dass man doch nach den Grün­den schauen müsste. Und dass man die Wähler besser verste­hen müsste. Und dass sie doch Abge­hängte seien.

Nein, man muss sie nicht verste­hen!

Wer eine rechts­ra­di­kale Partei wählt, in der Neona­zis auf den höchs­ten Posten sitzen, macht sich mit ihr gemein. Entwe­der ist er selbst rechts­extrem oder er akzep­tiert es, wenn diese Leute ihre Poli­tik machen. Oder er ist so dumm, dass er es nicht versteht und dann sollte er lieber gar nicht erst wählen gehen.

Die AfD ist keine Protest­par­tei mehr, sondern ein Haufen von Rech­ten und Rechts­ra­di­ka­len, in Bran­den­burg z.B. unter der Führung eines Mannes, der sich seit Jahr­zehn­ten in der Neonazi-Szene bewegt. Das ist bekannt und es hat zigtau­sende Menschen trotz­dem nicht daran gehin­dert, ihn zu wählen.

Während die ganzen Pseu­do­psy­cho­lo­gen nun wieder ihre Erklä­run­gen abge­ben, sollte man sich mal klar­ma­chen, dass es alles viel einfa­cher ist: In Deutsch­land (und nicht nur im Osten!) gibt es in der Bevöl­ke­rung einen großen Anteil von Rechts­ra­di­ka­len. Die weit­aus meis­ten von ihnen sind nicht orga­ni­siert, haben viele Jahre auch eher bürger­li­che Parteien gewählt, weil andere keine Chance hatten, in die Parla­mente zu kommen. Aber das Denken, der Rassis­mus, der Natio­na­lis­mus, die Ableh­nung des „Nicht­nor­ma­len“ und auch die Meinung, die „Vergan­gen­heit endlich mal ruhen zu lassen“ – all das ist bei den Deut­schen sehr weit verbrei­tet. Auch schon ohne die AfD.
Etli­che Male wurde ich belei­digt, bespuckt, geschla­gen, weil ich als Punk rumlief, weil ich Haus­be­set­zer war, weil ich nicht ins Normal­schema passte: „Dich müsste man verga­sen!“ habe ich oft gehört. Meist waren diese Leute „ganz normale Bürger“. Bis heute kriege ich es immer wieder mit, im Wohn­haus, von Fahr­gäs­ten im Taxi und auf der Straße.

Ich halte es für sinn­los, nach den tiefe­ren Hinter­grün­den zu fragen. Diese Leute haben Scheiße im Kopf, das ist alles. Akzep­tiert es endlich, anstatt sie zu psycho­ana­ly­sie­ren. Wer will kann ja gerne versu­chen, sie von ihrem Denken abzu­brin­gen. Ich halte das für sinn­los, viele Jahre habe ich auch gegen dieses Denken argu­men­tiert. Dass es z.B. völlig egal ist, ob jemand in Deutsch­land, der Türkei oder meinet­we­gen in China gebo­ren wurde, dass alle Menschen die glei­chen Rechte haben müssen. Dass Schwarze nicht dümmer sind, nur weil ihre Haut dunk­ler ist. Dass auch zwei schwule Männer Kinder erzie­hen können, ohne diese stän­dig zu verge­wal­ti­gen. Oder dass „die Juden“ nicht alle nur ans Geld verdie­nen denken und „die Moslems“ nicht alles poten­zi­elle Terro­ris­ten sind. Aber es ist egal, was man sagt. Das Ergeb­nis sind dann Sätze wie „Ich bin ja kein Rassist, aber diese Asylan­ten…“ und dann kommen wieder irgend­wel­che Dumm­ar­gu­mente, weil man Hetzern wie der AfD eher glaubt, als denje­ni­gen, die mit den Betref­fen­den täglich zu tu haben.

Wer noch auf die AfD Rück­sicht nimmt, verharm­lost die Gefahr, die von der extre­men Rech­ten ausgeht. Die AfD ist der parla­men­ta­ri­sche Arm einer Szene, zu der auch die Mörder der NSU und von Walter Lübcke gehö­ren. Die einen schie­ßen mit Worten, die ande­ren mit Pisto­len. Das Denken und die Ziele dürf­ten sich kaum unter­schei­den.

Natür­lich sind nicht alle AfD-Wähler Neona­zis. Und auch nicht alle ihre Mitglie­der. Aber die Paral­le­len zum Aufstieg der NSDAP sind unüber­seh­bar. Wer sie im März 1933 wählte oder in die Partei eintrat, war auch nicht unbe­dingt ein Nazi – aber er unter­stützte sie. Um sich von ande­ren abzu­gren­zen, seien es die Juden, die Kommu­nis­ten oder Sozi­al­de­mo­kra­ten. Ab 1933 auch aus Karrie­re­grün­den. Es war der dama­lige Zeit­geist. Und 12 Jahre später haben alle nichts gewusst, niemand war je dabei gewe­sen.

Rechts­extre­mis­mus gerade wieder normal, auch wenn er sich selber lieber als „konser­va­tiv“ bezeich­net. Aber ihre Sprü­che und ihr Perso­nal zeigt, wessen faschis­ti­schen Geis­tes sie sind. Dass die meis­ten Medien sie weiter­hin mit Samt­hand­schu­hen anfas­sen, sie als gleich­wer­tige Poli­ti­ker inter­viewen und in Talk­shows einla­den, ist uner­träg­lich. Das Argu­ment, sonst würden sie sich ja als Opfer hinstel­len, ist beson­ders erbärm­lich: Damit wird deren Darstel­lung über­nom­men. Die Rechts­extre­mis­ten sind keine Opfer, sie sind Täter!

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