Auto-Kuscheln mit Folgen

Am Savi­gny­platz ist es recht eng. Beson­ders bei den Park­plät­zen auf der Innen­seite des Plat­zes. Die Autos parken dort quer und das ist auch kein Problem, wenn es normale PKWs sind. Doch der Trend zum fetten SUV ist natür­lich längst in Char­lot­ten­burg ange­kom­men und so benö­ti­gen viele dieser Ange­ber­au­tos die gesamte Breite eines Park­plat­zes. Platz zum Ausstei­gen ist dann kaum noch. Oder gar nicht.

Gestern Abend konnte ich beob­ach­ten, wie ein SUV-Fahrer einparkte und dabei so nah an die rechts und links parken­den Autos fuhr, dass dessen Fahre­rIn­nen niemals die Tür hätten öffnen können. Er bugsierte sich so in die enge Lücke, dass schon klar war, was folgen würde: Er kam selber nicht mehr aus dem Fahr­zeug raus. Ein, zwei Minu­ten rangierte er den Mini­pan­zer immer vor und zurück, als ob die Lücke dadurch brei­ter werden würde. Dann kam er auf eine beson­ders inno­va­tive Idee: Er setzte sein Auto einen Meter vor, so dass es schließ­lich quer auf dem schma­len Gehweg stand. Passan­ten wären nicht mehr dran vorbei­ge­kom­men, sie müss­ten ins Gebüsch oder auf die Straße auswei­chen.

Stolz stieg er aus, besah sich sein Werk und wollte eben wegge­hen, als zwei Damen vom Ordnungs­amt kamen, die ihn natür­lich anspra­chen. Ich konnte sie zwar nicht genau verste­hen, aber er regte sich fürch­ter­lich auf, als wären die Frauen für die Breite seines Autos verant­wort­lich. Während er laut­hals schimpfte, notierte sich eine der Damen bereits seine Auto­num­mer. Wütend stieg er wieder ins Auto, setzte seinen Wagen zurück und schrammte dabei am rechts von ihm stehen­den Auto entlang.

Aufgrund seiner laut­star­ken Schimpf­ti­ra­den vorher stan­den bereits mehrere Passan­ten und noch zwei Taxi­kol­le­gen als Zuschauer da, manche lach­ten, einer applau­dierte. Zusam­men mit den Ordnungs­amts-Leuten waren wir bestimmt 10 Zeugen. Trotz­dem fuhr der Mann nicht etwa an die Seite, nach­dem er ausge­parkt hatte. Statt­des­sen gab er Gas, als die Ampel auf Grün umsprang und verschwand in der Kant­straße.

Die Frauen vom Amt tele­fo­nier­ten, vermut­lich benach­rich­tig­ten sie die Poli­zei. Sie notier­ten sich alles, auch die Perso­na­lien eines Kolle­gen als Zeuge. Der SUV-Fahrer wird demnächst sicher unan­ge­nehme Post bekom­men.
Tja, hätte er sich mal lieber einen Klein­wa­gen zuge­legt.

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Zufallstreffer

Weblog

Hanno Wupper ist gestorben

Seinen Namen kannte ich schon seit Jahren. Erst als Kommen­ta­tor auf dieser Website, später als Gast­au­tor. Erst im vergan­ge­nen Jahr habe ich Hanno Wupper persön­lich kennen­ge­lernt, bei einem seiner selte­nen Besu­che in Berlin. Damals empfing […]

Berlin

Gratulation, Stadtautobahn!

Umwelt­ver­schmut­zung? Luft­be­las­tung? Alles ruht, einsam wacht: Unser Stadt­ring. Berlin liegt bei der Spit­zen­be­las­tung von Auto­bah­nen unan­ge­foch­ten auf dem ersten Platz in Deutsch­land! Sechs der zehn meist befah­rens­ten deut­schen Auto­bahn­ab­schnitte liegen in Berlin, davon sogar die […]

7 Kommentare

  1. Post schon. Aber Konse­quen­zen eher nicht. Er wird entwe­der sein Auto als gestoh­len gemel­det haben (großer Aufwand). Dann werden nach Mona­ten die Zeugen zum Foto­ver­gleich gela­den und können sich in der Regel nicht mehr erin­nern. Keiner hat Lust zur Poli­zei in die Gall­witz­alle zu fahren. Oder sein Anwalt wird behaup­ten er hat den Unfall wegen der Aufreg­nung nicht bemerkt (gerin­ger Aufwand). So ist denn seine Aufreg­nung sogar noch hilf­reich für ihn. Er weiß schein­bar wie es geht.

    In beiden Fällen dürfte er ohne Strafe davon kommen, einfach weil die Anzeige bereits im Vorfeld als gering­fü­gig einge­stellt wird. Die Schwer­fäl­lig­keit unse­rer Justiz kommt den dreis­ten Mneschen fast immer zu Gute. Habe ich selbst erlebt. Sogar bei meinem Fahr­rad­un­fall mit gebro­chen­e­nem Hand­ge­lenk (blei­ben­der Scha­den) wurde das Verfah­ren einge­stellt…

    Der passende Bericht ist gerade heute im Tgsp: https://www.tagesspiegel.de/berlin/ueber-80-prozent-kommen-ungestraft-davon-warum-fahrerflucht-in-berlin-nur-selten-angeklagt-wird/25428858.html

    Rechts­staat olé!

  2. Gleich noch ein passen­des Erleb­nis von heute:

    Gedächt­nis­pro­to­koll 14.01.2020 — 19:30 Uhr

    Heute befuhr ich mit dem Fahr­rad die Turm­str. in Rich­tung Rathe­nower­str. An der Halte­stelle U‑Bahn Turm­str. über­holte ich auf der Busspur den stehen­den Verkehr und den BVG- Bus, welcher an der Hals­te­stelle Fahr­gäste lud und hielt an der roten Ampel an. Als die Busspur­am­pel auf grün schal­tete fuhr gemüt­lich ich los, in der Annahme dass ich dies dürfe. Dass die Fahr­rad­am­pel erst 5 Sekun­den später folgen würde ahnte ich nicht.

    An der nächs­ten Ecke 50 m vor der ggü. liegen­den Lübe­cker­str. wurde ich von einem Poli­zei­wa­gen gestoppt. Darin befan­den sich 7! Poli­zei­be­amte. Drei davon maßre­gel­ten mich während des Kontak­tes abwech­selnd. Mir wurde unter­stellt, dass ich an der Halte­stelle vorsätz­lich bei „rot“ gefah­ren wäre. und ob ich einen Führer­schein hätte und wo ich den gemacht hätte.

    Ich bin ein Rent­ner mit klei­ner Rente, viel Zeit und hatte es weder eilig noch habe ich das Bedürf­nis Verkehr­re­geln zu miss­ach­ten, noch die Poli­zei zu provo­zie­ren. Ein klären­des Gespräch war zu keiner Zeit möglich. Statt­des­sen wurde mir wie einem klei­nen Kind erklärt, dass wegen Menschen wie mir die Beam­ten Bilder von verun­glück­ten und schwer verlet­zen Radfah­rern mit nach Hause nehmen müss­ten. Und wie schlimm das für die Beam­ten sei!! Aha.

    Ich bin davon über­zeugt, dass die Kolle­gen an der 3. oder 4. Stelle der warten­den Autos an der besag­ten roten Ampel gar nicht rich­tig die sich hinter dem Bus befind­li­che Bus- und Fahr­rad­am­pel erken­nen konn­ten, vermut­lich dadurch die Situa­tion falsch einge­schätzt haben und dach­ten ich würde bei rot fahren. Unter­stell­ten mir die Kolle­gen wirk­lich, dass ich so dumm­dreist wäre vor ihren Augen vorsätz­lich bei rot zu fahren? Offen­sicht­lich. Denn ich wusste doch ganz genau, dass sich die Poli­zei hinter mir befand, obwohl dies nicht wirk­lich eine Rolle spielt, da ich mich an die Verkehrs­re­geln zu halten pflege.

    So musste ich mir von einer halb so alten Frau wie ich kopf­schüt­telnd erklä­ren lassen wie furcht­bar mein Verhal­ten und wie unein­sich­tig ich sein würde sei. Beim der Abfahrt des Wagens rief mir einer der Kolle­gen noch durch die Schie­be­türe hämisch zu ich solle auf die nächste Ampel achten – die wäre rot! Selten bin ich so respekt- und würde­los behan­delt worden. Die Poli­zei dein Freund? Eher nicht. Hätte es eine Beleh­rung nicht auch getan? Viel­leicht sogar freund­lich. Wie viel hätte dies bewirkt – auch für den Ruf der Poli­zei. Mich wundert es nach dieser Begeg­nung jeden­falls erneut nicht, dass niemand etwas mit der Poli­zei tun haben will.

    Auch beruf­lich gebe ich mit der Rikscha grund­sätz­lich den Bussen auf dem Kudamm Vorfahrt. Einfach weil sie einen Fahr­plan haben und ich NICHT. Ich habe IMMER alle Zeit der Welt und fahre sehr defen­siv. Eben, weil ich weiß wie gefähr­lich das tägli­che Radfah­ren in Berlin ist. Nur dadurch lebe ich über­haupt noch! Diese Tatsa­che von einer über­heb­li­chen, Auto fahren­den Poli­zis­tin erklärt zu bekom­men empfinde ich als eine boden­lose Frech­heit.

    Nun schreibe ich dieses Proto­koll um

    1. meine Trauer über so wenig Mitmensch­lich­keit und Fein­ge­fühl zu verar­bei­ten und
    2. und nicht allzu lange an dieser Unge­rech­tig­keit zu knab­bern
    3. Ich leide sehr stark unter so einer will­kür­li­chen Unge­rech­tig­keit

    So feind­se­lig wie mir die Kolle­gen in diesem sieben zu eins begeg­net sind gehe ich davon aus, dass ich bei auch bei einer evtl. gericht­li­chen Verhand­lung keine Chance auf Gerech­tig­keit haben werde. Allein durch die Begeg­nung mit diesen Poli­zis­ten fühle ich mich jedoch so sehr bestraft, dass eine Geld­strafe nur noch das I‑Tüpfelchen in dieser Ange­le­gen­heit sein wird. Viel­leicht haben Sie aber auch etwas mehr Fein­ge­fühl in dieser Ange­le­gen­heit.

    So lange ich auf der Turm­straße fahre werde ich – neben­bei gesagt – immer von zahl­rei­chen Autos und Liefer­fah­rer­zeu­gen behin­dert, die auf dem Radweg parken. Dadurch muss ich sehr oft wirk­lich gefähr­li­che Manö­ver machen. In den Jahren mit diesem Radweg habe ich nur EINMAL erlebt, wie 2 Fahr­rad­be­amte einen Fahrer kontrol­lier­ten. Ansons­ten blei­ben diese Verkehr­teil­neh­mer immer unbe­hel­ligt…

    Kann es sein, dass sich manche Polizisten/innen nur noch an den schwächs­ten Bürgern abar­bei­ten um wenigs­tens dadurch ein klei­nes Erfolgs­er­leb­nis zu haben und es sich sehr einfach zu machen? Kann es sein, dass die Poli­zei den Kampf gegen die wirk­li­chen Verkehrs­sün­der und Verbre­cher bereits aufge­ge­ben hat? Sind unsere Gesetze nicht FÜR die Menschen gemacht, anstatt GEGEN die Menschen?

    Nach zahl­rei­chen unan­ge­neh­men Erfah­run­gen mit der Poli­zei fühle ich mich von ihr und der Justiz geschützt, sondern in Gegen­teil immer wieder will­kür­lich und unge­recht, und manch­mal sogar vorver­ur­teilt. Ein Kopf­schüt­teln und mangeln­des Beneh­men vorge­wor­fen zu bekom­men ist wohl eher der Ton mit dem man Kinder erzieht. Bleibt mir nur erneut zu kapi­tu­lie­ren vor der Macht der Behör­den und deren Vertre­ter.

    • Da ist den Beam­ten heute ja endlich mal ein Schlag gegen die Rotlicht­fahr­ma­fia geglückt! Zum Glück haben sie Dich nicht gleich erschos­sen :-/

  3. Um die Sache besser zu verste­hen, darf man in Berlin mit einem Fahr­rad auf der Busspur fahren? Hier in Dres­den ist das nicht so, ein Taxi darf die Busspur auch nur benut­zen, wenn dies durch Schil­der ange­zeigt wird und muß dann nach der Ampel für den Bus fahren.
    Der Vorfall mit dem SUV Fahrer bestä­tigt, was ich schon seit eini­ger Zeit beob­achte, die Arro­ganz vieler Verkehrs­teil­neh­mer, die meinen, daß sich die Verkehrs­re­geln nach dem Kauf­preis des Fahr­zeugs rich­ten.

    • Ja, das ist mit den Busspu­ren offen­bar gleich wie in Dres­den. Norma­ler­weise steht ein Schild dabei, dass Fahr­rä­der, Taxis und Kran­ken­trans­porte (selten auch LKW) die Spur nutzen dürfen. Das dürfte sicher 95 Prozent aller Busspu­ren in Berlin betref­fen.
      Im Fall von Michael ist die Busspur aber nur für Fahr­rä­der zusätz­lich frei­ge­ge­ben.

  4. Aber am Schlimms­ten empfinde ich die Tatsa­che, dass es keine (Polizei-)schulung fertig bringt dummen Menschen den Reflex abzu­ge­wöh­nen auf schwa­che und hilf­lose Menschen loszu­ge­hen. Das diese Struk­tu­ren in Deutsch­land erneut so mäch­tig werden macht mir Angst.

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