War schön jewesen

An Podcasts ist die Medienlandschaft ja nicht wirklich arm. Mittlerweile hat jeder Radio- und Fernsehsender einige, dazu die vielen unabhängigen, dann Partei-Podcasts usw. Und auch hier bei Berlin Street gab es mal einen von 2007 bis 2014, als es gerade erst anfing mit der Senderei. Tobi und ich haben damals über 100 Folgen von Wir erklären euch die Welt gemacht.

Heute aber möchte ich auf die Beiträge der Schriftstellerin Lea Streisand hinweisen, die eigentlich gar keine Podcasts sind. Bei Radioeins laufen die wöchentlichen Sendungen jeden Montag für einige Minuten im Frühstücksradio als Comedy. Ist aber gar keine Comedy.

„War schön jewesen – Geschichten aus der großen Stadt“ heißen diese Beiträge, die immer direkt aus dem Leben Lea Streisands kommen. Sie erzählt darin von den Unbillen des Lebens, von tollen, traurigen und oft auch skurrilen Erlebnissen. Der Pankowerin merkt man die Berliner Herkunft an, nicht nur von der Sprache, auch von ihrem oft sehr trockenen Witz. Lea thematisiert ihren Alltag, ihre Familie, ihre Körperbehinderung, ihre eigene Geschichte, ihre politischen Ansichten. Dabei kommt sie nicht oberlehrerhaft rüber, sondern klar und konsequent.

Nicht immer war es wirklich schön, worüber sie spricht, aber sie macht klar, dass man in diesen Zeiten nicht nur Spaß haben kann. Den Arsch hochkriegen, das sagt sie, das macht sie. Vor einigen Jahren hat sie die weiblichen Stimmen eines Audiowalks eingesprochen, der über die Deportierten aus Moabit berichtet. Natürlich kostenlos. Sie hat sich auch am wichtigsten Deportationsbahnhof Berlins vor die Kamera gestellt und über diese verbrecherischen Machenschaften in der NS-Zeit erzählt. Nein, das war sicher nicht schön gewesen, aber ihr Beitrag am Montag danach war einer der Eindrucksvollsten überhaupt.
Wer möchte, kann sich Lea Streisands Geschichten auf der Radioeins-Website anhören, dort bleiben sie jeweils ein Jahr abrufbereit. Es lohnt sich auf jeden Fall!

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