Bahnhof Hermannplatz

Wer als Frem­der über den Hermann­platz an der Grenze zwischen Kreuz­berg und Neukölln läuft, ahnt nichts von Geschichte, die dort im Boden vergra­ben liegt. Von oben sieht man nur einige U‑Bahn-Eingänge, doch unten wurde der Bahn­hof rekon­stru­iert und hat einen Teil seines alten Glan­zes wieder­be­kom­men.
Der Bhf. Hermann­platz ist ein Kreu­zungs­bahn­hof, der von 1923 bis 1927 nach den Plänen von Alfred Gren­an­der und Alfred Fehse erbaut wurde. Vor allem die untere Bahn­steig­halle der Linie 7 beein­druckt durch ihre Höhe und die inter­es­san­ten Torpor­tale für die Ein- und Ausfahrt der Züge. Vom west­lich gele­ge­nen Teil des Bahn­stei­ges erhebt sich eine Brücken­kon­struk­tion, die über das Gleis den Bahn­hof mit dem Kauf­haus Karstadt verbin­det. Dieser Zugang musste 1928/29 nach­träg­lich einge­baut werden, als das Waren­haus errich­tet wurde. Nach dem Krieg war er Jahr­zehnte lang geschlos­sen.

Auch vom Bahn­steig der Linie 8, der ehema­li­gen Nord-Süd- oder auch GN-Bahn (“Gesund­brun­nen-Neukölln”) gibt es einen direk­ten Zugang zum Kauf­haus, aller­dings verläuft dieser weit weni­ger spek­ta­ku­lär unter dem dorti­gen Bahn­steig hindurch. Die gesamte Bahn­steig­halle macht einen wesent­lich beschei­de­ne­ren Eindruck als der tiefer gele­gene. Die Ausstat­tung mit grauen Kacheln, die nur durch einige gelbe Reihen unter­bro­chen wurde, gaben dem nied­ri­gen GN-Bahn­steig einen düste­ren Eindruck, ganz im Gegen­satz zum Bahn­steig der Linie 7, der nicht nur sehr hoch, sondern auch komplett mit gelben Kacheln bestückt war und dadurch sehr freund­lich und anzie­hend wirkte. Leider wurden nach der Sanie­rung in den 90er Jahren andere Kacheln einge­setzt, die diesen Eindruck nicht mehr vermit­teln. Der Über­gang zwischen beiden Bahn­stei­gen wird in der großen Halle durch ein kreis­run­des Stuck­band umschlos­sen.

Die Planung für diesen wich­ti­gen unter­ir­di­schen Verkehrs­kno­ten gestal­tete sich seiner­zeit recht schwie­rig, da das vorge­se­hene Gelände noch in zwei verschie­de­nen Städ­ten lag. Während die nord­west­li­che Seite zu Berlin gehörte, lag der südöst­li­che Teil des Plat­zes in Rixdorf. Erst mit der zwischen­zeit­lich voll­zo­ge­nen Grün­dung von Groß-Berlin 1920 war dieses Problem vom Tisch.
Trotz­dem nahm die Planung des Bahn­hofs insge­samt 15 Jahre in Anspruch, immer wieder wurden die Konstruk­ti­ons­pläne geän­dert oder sogar ganz über den Haufen gewor­fen. Zwischen­durch wurde der Platz von 36 auf 52 Meter verbrei­tert, außer­dem musste unter dem (damals noch in der Planung befind­li­chen) Kauf­haus ein Verbin­dungs­gleis zwischen den beiden Linien gebaut werden. Auch eine Abstell­an­lage für Züge wurde einge­baut. Am Hermann­platz wurde zudem die erste Roll­treppe Berlins in einem U‑Bahnhof einge­baut.
Wie zur Zeit seiner Errich­tung macht der Bahn­hof Hermann­platz dem über­ir­di­schen Verkehr in der Masse gewal­tige Konkur­renz. Zeit seines Bestehens stieß er an die Gren­zen seiner Kapa­zi­tät, so dass die Tunnel zum Waren­haus wenigs­tens einen Teil dazu beitra­gen, den ober­ir­di­schen Fußgän­ger­ver­kehr auf der Straße zu entlas­ten.

Foto: Phaeton1, CC BY-SA 3.0

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