Peterchens Freunde

Peter Sommer (Name geän­dert) ist 19 Jahre alt. Er lebt in einer ostdeut­schen Klein­stadt und da beginnt schon das Problem. Denn er hat eine Neigung, die gerade in einer Klein­stadt beson­ders unpas­send ist: Er ist Sodo­mist. In einer anony­men Groß­stadt hätte er diese Vorliebe ja verbor­gen halten können, aber hier…
Doch begin­nen wir am Anfang.

Schon als klei­nes Kind spielte Peter­chen, wie er von allen genannt wurde, beson­ders gerne mit Tieren. Waren es am Anfang noch Hams­ter, Katzen und Hunde die in seinem Haus herum­lie­fen, änderte sich das mit begin­nen­der Geschlechts­reife des Jungen. Klein-Peter war 13 Jahre alt, als er auf dem Bauern­hof, auf dem seine Eltern arbei­te­ten, das erste Mal Bekannt­schaft mit einem Schaf machte. Gerade erst hatte der Hof einige dieser Tiere aus polni­scher Produk­tion erhal­ten und Peter war abge­stellt, sich um die Schafe zu kümmern. Er musste sie füttern, sche­ren und ihnen Deutsch-Unter­richt geben. Natür­lich war er deshalb oft allein mit ihnen auf der Weide oder im Stall und so kam man sich bald näher. Wenn Peter den Scha­fen durch’s Fell strich, sanft mit seinen Fingern an den Ohren spielte oder sich die Schafe ansah, nach­dem er ihnen das Fell gescho­ren hatte und sie nackt vor ihm stan­den, dann lag immer eine erotisch-knis­ternde Span­nung in der Luft, der Stall vibrierte unmerk­lich ob dessen, was dort geschah. Und da Peter keine Zeit für eine Freun­din oder einen Freund hatte, blieb das Unver­meid­li­che nicht aus und eines Tages konnte er nicht mehr wider­ste­hen.

Nach­dem die Schwelle erst einmal über­schrit­ten war, hatte er immer weni­ger Hemmun­gen. Oft schlich er auch in der Nacht noch einmal in den Stall, um sich an einem der wehr­lo­sen Tiere zu verge­hen. Nach eini­gen Mona­ten spürte er auch keiner­lei Schuld­ge­fühle mehr. Er wollte nur noch Befrie­di­gung und nur noch Sex. Manch­mal trieb er es mit drei oder vier Scha­fen gleich­zei­tig, was nicht leicht war, denn in solch einer Situa­tion wollte er natür­lich keines der Tiere vernach­läs­si­gen.

Doch eines Tages wurden die Schafe weiter­ver­kauft, und ein Metz­ger holte sie mit seinem Klein­las­ter ab. Obwohl Peter ihn nie zuvor gese­hen hatte, stieg ein unbän­di­ger Hass gegen den Mann in ihm auf, die Eifer­sucht stieg ins Uner­mess­li­che.
Aber es half alles nichts, Peter war wieder allein. Jetzt erst merkte er, dass er mit den Scha­fen mehr verlo­ren hatte, als nur Objekte zur Befrie­di­gung seiner Lust. Er nahm sich vor, in den Tieren niemals mehr nur Sexu­al­ob­jekte zu sehen, sondern sie als eigene Persön­lich­kei­ten zu betrach­ten, denen er nicht nur seinen Samen, sondern auch seine Liebe schen­ken würde.

Im folgen­den Jahr verliebte er sich dann in eine Kuh, die eigent­lich schon lange auf dem Hof war, ihm aber nie so rich­tig aufge­fal­len war. Viel­leicht, weil ihr Stall so weit abseits lag, viel­leicht aber auch, weil er erst­mal den Schmerz der Tren­nung von seinen Scha­fen über­win­den musste. In den nächs­ten Tagen war zu bemer­ken, wie aufop­fernd sich Peter um das Tier kümmerte. Und weil er sich so für sie inter­es­sierte, gaben die Kolle­gen ihm die Aufgabe, in Zukunft das Rind zu melken. Schon in den Näch­ten zuvor hatte Peter sich beim heim­li­chen Onanie­ren unter der Bett­de­cke vorge­stellt, wie es wohl wäre, wenn er die Kuh auch einmal melken dürfte. Wie er die Zitzen ihres Euters in seine zittern­den Finger nehmen würde, sie sanft nach unten ziehen…
Und plötz­lich sollte es wahr werden! Aber die Kolle­gen waren doch schon miss­trau­isch und so kam es, dass eines Tages plötz­lich zwei der ande­ren Bauern neben ihm stan­den, als er nicht nur an der Kuh herum spielte.

Natür­lich war der Spott und die folgende Ableh­nung für Peter kaum auszu­hal­ten. Ihm wurde klarer als jemals zuvor, dass es nicht nur Sex ist, was ihn an den Tieren inter­es­sierte, sondern auch deren Charak­ter. Die Mensch­lich­keit, die er bei den Menschen doch so sehr vermisste. Oft hatte er mit seiner Kuh einfach nur dage­ses­sen und erzählt. Über seine Probleme, über seine Gefühle und Wünsche. Niemals hatte sie ihm wider­spro­chen, nur manch­mal den Kopf wegge­dreht, was ihn dann nach­denk­lich werden ließ. Doch nun sollte alles vorbei sein, er musste den Hof verlas­sen.

In der nahen Klein­stadt versuchte er mehr­mals mit Hunden anzu­bän­deln, die vor der Kauf­halle auf ihre Herr­chen oder Frau­chen warte­ten. Doch das ging meist schief, wenn auch die ankom­men­den Besit­zer nicht ahnten, was genau er eigent­lich im Schilde führte.
Erst als er sich endlich einen eige­nen Hund zulegte, verbes­serte sich Peters Situa­tion wieder. Sein Liebes­le­ben begann in geord­ne­ten Bahnen zu verlau­fen, bis der Hund irgend­wann im Stadt­park auf die Idee kam, sich an Peters Knie zu reiben. Da sie das oft auch in der Wohnung taten, war es eigent­lich nichts beson­de­res und Peter wollte seinen Hund auch nicht enttäu­schen. Außer­dem war er selber viel zu erregt, um das Tier wegzu­sto­ßen. Und so platzte es förm­lich aus ihm heraus, gerade in dem Moment, als eine Poli­zei­streife vorbei kam. Beide wurden verhaf­tet, der Hund kam ins Tier­heim, Peter wurde zum Verhör auf die Wache gebracht. Erst am Abend ließ man ihn wieder laufen, mit einer Anzeige wegen öffent­li­cher Erre­gung.
An diesem Tag wurde Peter klar, dass er niemals im Leben eine unge­störte Bezie­hung zu einem Part­ner haben würde, den er sich selber ausge­sucht hat. Denn seine Umwelt versteht ihn nicht.

Und so soll­ten wir uns alle fragen, ob wir dieses mensch­lich­tie­ri­sche Elend mittra­gen können. Oder ob wir uns nicht erbar­men und diese armen Menschen tole­rie­ren und ihnen unsere Pfote reichen soll­ten…

Zeich­nun­gen: Fobi 96

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