Sieben Mann nach Kladow

Dieses Erleb­nis ist schon länger her. Mehr als sechs Fahr­gäste kann ich mit meinem Taxi nicht mitneh­men. Schon wenn die beiden hinte­ren Notsitze besetzt sind, ist es dort sehr eng. Nichts für Leute mit Platz­angst.

Als ich kurz vor Mitter­nacht an der Taxi-Halte Grolman/Kudamm stand, kamen sieben junge Männer zu mir, Solda­ten, die zur Kaserne nach Kladow woll­ten. Das ist natür­lich eine lohnende Tour, mit Bedau­ern lehnte ich sie aber ab: Sieben Fahr­gäste sind einer zu viel. Nach­dem die Jungs mich auch nicht über­re­den konn­ten und auch die Nach­frage über Funk für ein größe­res Taxi erfolg­los war, began­nen sie zu disku­tie­ren. Drei saßen schon im Wagen, die ande­ren stan­den davor, so ging das ein paar Minu­ten.

Sie fingen an, sich zu strei­ten. Einer von Ihnen, ein “Krüger”, war offen­bar der Fußab­tre­ter der Gruppe. Sie versuch­ten ihn zu über­re­den, mit einem ande­ren Taxi oder der BVG zu fahren. Das wollte er natür­lich nicht und wurde dafür von den ande­ren als Egoist beschimpft. Es war eine sehr merk­wür­dige Diskus­sion. Er vertei­digte sich erfolg­los und war schon ziem­lich depri­miert. Lang­sam wurde es mir zu bunt, da sich auch keine Lösung abzeich­nete. Ich bat die jungen Leute, drau­ßen zu klären, was sie nun tun würden, schließ­lich war mein Wagen die ganze Zeit über blockiert. Sie stie­gen aus, blie­ben aber alle am Wagen stehen.

Der Wort­füh­rer der Gruppe, der von allen “Joschi” genannt wurde, wurde ziem­lich unfreund­lich und pöbelte mich an, er hatte mitt­ler­weile extrem schlechte Laune. Er schrie “Krüger” an, was der doch für ein Assi wäre, er sollte doch einfach zwei Taxis bezah­len. Als er auch mich als Assi beschimpfte, sagte ich nur, dass ich ihn nun nicht mehr mitneh­men werde. Auch von den ande­ren wurden einige immer erreg­ter und aggres­si­ver. Plötz­lich stieg “Krüger” ein, schloss die Tür hinter sich und sagte: “Zur Kaserne nach Kladow, aber schnell bitte”. Dabei grinste er mich breit an und ich gab sofort Gas. Die ande­ren schrien uns noch irgend­was hinter­her.

Wie sich auf der Fahrt heraus­stellte, hatten die ande­ren “Krüger” genö­tigt, die Taxi­fahrt zu bezah­len. Er war der einzige, der über­haupt genug Geld dabei hatte. “Krüger” lachte laut, es war eine fröh­li­che Hinter­häl­tig­keit, die ich aber gut verstand. Auf meinen Einwand, dass er doch von den ande­ren Ärger krie­gen würde, antwor­tete er nur lako­nisch: “Den hab ich sowieso stän­dig”. Und da die ande­ren nun nicht mehr recht­zei­tig in die Kaserne kommen würden, hätten sie noch viel größe­ren Ärger zu erwar­ten. Außer­dem würde er sowieso bald an einen ande­ren Stand­ort kommen und da tat es gut, seinen Peini­gern noch mal eins auszu­wi­schen. So hatte ich eine ange­neh­mere Fahrt, als es zuerst den Anschein hatte. Und gelohnt hat es sich auch.

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