Der verlassene Stuhl…

Der verlassene Stuhl hinter dem leeren Tisch vor dem umgestürzten Stuhl

Der Koppenplatz in Mitte, zwischen Acker- und Große Hamburger Straße. Hier steht seit September 1996 ein zu großer bronzener Tisch mit Schublade, daneben ein Stuhl mit geschwungener Lehne und gedrechselten Beinen. Ein anderer Stuhl liegt auf dem Boden, so als ob er eben erst beim zu hastigen Aufstehen umgefallen wäre. „Das Denkmal ist für alle jüdischen Leute, die in dieser Stadt gelebt haben, ob sie nun Großes geleistet haben oder nicht“, sagt der Bildhauer Karl Biedermann zu seinem Werk. Er wollte ein Symbol der Eile finden, mit der die Juden damals die Stadt verlassen mussten oder von den Nazis in die Todeslager deportiert wurden. Das Denkmal hat den Namen „Der verlassene Stuhl hinter dem leeren Tisch vor dem umgestürzten Stuhl“.

Um das Denkmal herum windet sich, in der Erde eingelassen, ein Text von Nelly Sachs aus ihrem Gedicht „Oh die Schornsteine“. Eingefasst wird das Denkmal von sieben Bäumen, als würden sich die Stühle und der Tisch in einem Raum befinden. In dieser Gegend stellten die Juden bis in die Nazizeit hinein einen Großteil der Bevölkerung. Diejenigen, die nicht geflohen sind, wurden in Sammellager gebracht und von dort aus in die KZs deportiert. Einer der wichtigsten Lager war das ehemaligen Jüdische Altenheim in der Großen Hamburger Straße, nur 300 Meter von diesem Denkmal entfernt.

print

1 Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*