Befreiung von Andreas Baader

Nach den Massa­ker der US-Armee im viet­na­me­si­schen My Lai, der Ermor­dung von Benno Ohnes­org und den Schüs­sen auf Rudi Dutschke in Berlin hatte sich inner­halb der Protest­be­we­gung eine mili­tante Szene entwi­ckelt, die nicht mehr daran glaubte, dass es funda­men­tale Ände­run­gen durch Demons­tra­tio­nen oder Blocka­den geben würde. Sie sahen die Bundes­re­pu­blik als einen Staat an, der sich wieder in Rich­tung Faschis­mus entwi­ckelte. Es entstand die Idee des bewaff­ne­ten Wider­stands, der in die Bildung von Grup­pen wie der Roten Armee Frak­tion (RAF) oder des 2. Juni mündete.

Einer der Grün­der der RAF war Andreas Baader. Um gegen die Bombar­die­rung viet­na­me­si­scher Dörfer zu protes­tie­ren, hatte er in zwei Frank­fur­ter Kauf­häu­sern Brände gelegt. Er wurde verhaf­tet, kam vorüber­ge­hend frei und tauchte unter. Anfang April 1970 wurde er fest­ge­nom­men und in die JVA Tegel gebracht.
Um ihn zu befreien bean­tragte die Jour­na­lis­tin Ulrike Mein­hof zusam­men mit dem Verle­ger Klaus Wagen­bach, dass Baader für einige Stun­den zum Quel­len­stu­dium für ein geplan­tes Buch in das Zentral­in­sti­tut für soziale Fragen gebracht wird. Der Gefäng­nis­di­rek­tor lehnte zuerst ab, gab dann aber nach einem Gespräch mit dem Anwalt Horst Mahler nach und erlaubte die Ausfüh­rung unter Aufsicht von zwei Justiz­be­am­ten. Was er nicht wusste: Sowohl Mein­hof als auch Mahler hatten sich entschie­den, sich eben­falls der Gruppe anzu­schlie­ßen und plan­ten die Befrei­ung Baaders.

Am 14. Mai brach­ten die Wacht­meis­ter Andreas Baader in den Lese­saal des Insti­tuts in der Miquel­straße 83 in Dahlem, wo er mit dem Studium begann. Nach einer Stunde stürm­ten mehrere Bewaff­nete das Insti­tut und schos­sen auf die Wach­leute, die schwer verletzt wurden. Baader sprang aus dem Erdge­schoss­fens­ter. Ulrike Mein­hof flüch­tete zusam­men mit ihm, für sie war das der Schritt in den bewaff­ne­ten Unter­grund. Diese Befrei­ung von Andreas Baader gilt als die Geburts­stunde der Roten Armee Frak­ton. Er selber reiste in ein paläs­ti­nen­si­sches Ausbil­dungs­la­ger nach Jorda­nien.
Zwei Jahre später konnte Andreas Baader in Frank­furt erneut fest­ge­nom­men werden. 1977 nahm er sich im Gefäng­nis Stutt­gart-Stamm­heim das Leben.

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