Ursprünglich war das Delphi gar kein Kino, sondern ein Tanzpalast. Berühmte Tanzorchester wie die von Teddy Stauffer oder Heinz Wehner traten nach der Eröffnung im Jahr 1928 auf. Wie schon 30 Jahre zuvor das Theater des Westens wurde auch das Delphi von Bernhard Sehring entworfen – inklusive Säulen, Putten und pseudoantiken Wandschmuck. Der Delphi Palast entwickelte sich schnell zu einem der beliebtesten Tanzlokale Berlins. Vor allem zu Jazz und Swing kamen die Besucher aus der gesamten Stadt, oft mussten die Türen wegen Überfüllung geschlossen werden.
Als die Nazis an die Macht kamen, wurde die sogenannte „Negermusik“ als „undeutsch“ verboten. Zeitweise versuchte man noch, die Titel mit deutschen Texten zu spielen, aber vergeblich. Zu diesem Zeitpunkt waren der Jugoslawe Josef König Betreiber des Tanzpalastes. Da er Jude war, emigrierte er am 8. März 1933. Die Geschäfts führte nun der ebenfalls jüdische Jugoslawe Rudolf Gutmann. Drei Wochen später, nach dem Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April, stellte sich der Betriebsrat gegen Gutmann und erteilte ihm Hausverbot. Nach einer Intervention der jugoslawischen Gesandtschaft beim Auswärtigen Amt wurde erreicht, dass er vorerst das Delphi wieder betreten durfte. Zu diesem Zeitpunkt versuchte die NS-Regierung noch, ausländische Juden von antisemitischen Maßnahmen zu verschonen, um international nicht an Ansehen zu verlieren.
1943 wurde das Delphi geschlossen. Kurz danach trafen Fliegerbomben das Gebäude, es brannte aus und das Dach stürzte ein. Im Jahr 1947 übernahm Walter Jonigkeit das Gebäude, um es als Kino weiterzufühen. Der Wiederaufbau dauerte aber erstmal zwei Jahre, wobei ihm seine Freundschaft zu Edzard Reuter zugute kam, dem Sohn des damaligen Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter.
Von der Eröffnung 1949 an sollte Jonigkeit das neue Delphi ganze 60 Jahre lang führen, bis zu seinem Tod im Jahr 2009. Dabei hat er gute, aber auch unruhige Zeiten erlebt. Mit 1.200 Plätzen war es anfangs das größte Kino Deutschlands, es hatte die größte Leinwand der Stadt und die beste technische Ausstattung. Im Jahr 1952 fuhren die ersten Filmstars die Auffahrt hoch, das Delphi war Austragungsort der 2. Internationalen Filmfestspiele. Hier fanden große Premieren statt wie die von „Ben Hur“ oder „My Fair Lady“. Beide Filme liefen danach ein ganzes Jahr. Und es gab im Delphi schon 1952 die ersten 3D-Vorführungen.
Doch mit der rasanten Verbreitung des Fernsehens Mitte der 1960er Jahre gerieten die großen Filmpaläste in finanzielle Bedrängnis, die Leute schauten sich die Filme nun lieber Zuhause an. Die großen Kinos im Umkreis des Breitscheidplatzes standen in immer größerer Konkurrenz zueinander. Als der Zoo-Palast 1980 das Delphi sogar übernehmen wollte, organisierte Walter Jonigkeit zusammen mit den Off-Kinos und zahlreichen Zuschauern Protestaktionen. Am 15. Dezember streikten die Programmkinos, stattdessen gab es eine große Party im Delphi mit Tausenden von Gästen.
Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlin beschloss der Senat, das Gebäude zu renovieren und das unmittelbare Umfeld aufzuhübschen. Dabei tauchten in der Erde nicht nur Skelette in Wehrmachtsuniformen auf, sondern auch Teile der alten Dekoration des Tanzpalastes, die nach dem Krieg dort verschüttet wurden. Die umfangreiche Sanierung musste dann jedoch noch mal zehn Jahre warten.
Heute ist der Delphi Filmpalast Premieren- und Berlinale-Kino und noch immer eines der schönsten Kinos der Stadt.
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