Im Frühjahr 2014, wenige Monate vor seinem Tod, schrieb mein lieber Kollege Klaus Weidenbacher einen besonderen Eintrag in seinem Taxi-Blog. Klaus war ständig mit seiner Kamera in Berlin unterwegs, viele seiner Fotos sind noch immer online.
Eines Tages wurde er fast vor der eigenen Haustür fündig. Aus dem zehnten Stockwerk des Rathauses Kreuzberg in der Yorckstraße fotografierte er einen metallenen Bären, der ganz oben auf einem Kuppeldach stand. In der Hand hält er das Wappen des alten Bezirks Kreuzberg, am Fußgelenk baumelt eine abgeschnittene Kette.
Klaus fragte alle möglichen Leute, aber niemand konnte ihm Auskunft darüber geben, was es mit diesem Bären auf sich hat. Über die Kommentare und der Erklärung des Museums Friedrichshain-Kreuzberg kam dann die Lösung.
Der Kreuz-Bär wurde im Sommer 1989 auf dem Dach des alten Rathauses angebracht und ist im Grunde ein Blitzableiter. Es ist ein Werk des Bildhauers und Grafikers Günter Anlauf. Ursprünglich sollte der Bär in Ketten liegen, was die geteilte Stadt symbolisieren sollte. Prophetisch und optimistisch entschied sich aber der Bauamtsleiter Wolfgang Liebehenschel für eine zerrissene Kette, wenige Monate später wurde die Mauer tatsächlich geöffnet.
Unklar ist, wieso bisher so wenig über diesen Bär zu finden ist. Klaus: “Bei meinen eigenen Recherchen in Bibliotheken (im Werksverzeichnis Gunter Anlauf ist dieser Bär nicht vorhanden), im Mühlenhaupt Museum (die sich ja auch mit Gunter Anlauf beschäftigen) und weiteren, nirgends nicht mal eine Spur zu dieser doch so originellen Skulptur.”
Deshalb sei auch an dieser Stelle auf ihn aufmerksam gemacht!
Kannte ich auch noch nicht. Werde ich mir schnell mal ansehen.
Harmlos. Das Schottische Einhorn liegt viel erniedrigender an der Kette:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wappen_des_Vereinigten_Königreichs#/media/File:Royal_Coat_of_Arms_of_the_United_Kingdom.svg
Besonders gemein ist die Verwendung der Schottischen Krone als Halsband. Wenn Schottland demnächst unabhängig werden sollte, muss das alles auch geändert werden. Man findet dieses Einhorn in Ketten auch lebensgroß in zahllosen Skulpturen, zum Beispiel auf Militärfriedhöfen.