Klaus und Moni sind tot

Klaus war ein doppel­ter Kollege von mir: Taxi­fah­rer und Blog­ger. In seinem Cab-log schrieb er über Erfah­run­gen mit Fahr­gäs­ten, aber auch über viele andere Beob­ach­tun­gen am Rande der Straße. Als “alter Linker” war er einst nach West-Berlin gezo­gen, wie prak­tisch, dass man hier nicht zur Bundes­wehr musste.
Irgend­wann lernte er Monika kennen, sie heira­te­ten, nahmen sich im Haus am Planufer eine Wohnung.

2005 begann er zu blog­gen, dadurch kamen wir zusam­men. Monika nahm zu dieser Zeit Kontakt zu Nach­fah­ren von depor­tier­ten Juden auf, traf später auch Über­le­bende aus der glei­chen Fami­lie. 2009 verleg­ten sie für die Fami­lie Cahn Stol­per­steine in Moabit, so lernte ich Moni kennen. Sie unter­stütze dort ab 2011 auch unsere Initia­tive zum Geden­ken an die Depor­ta­tio­nen der Moabi­ter Juden.

Moni und Klaus waren das, was man ein “schö­nes Pärchen” nennt, liebe­voll zuein­an­der. Sie reis­ten gerne in der Welt herum und nach ihrer Rück­kehr holte ich sie meist am Flug­ha­fen ab und bekam als erstes erzählt, was sie erlebt hatten. Klaus sagte, dass er sich auf die Rente freut, weil sie dann mehr Zeit zum Reisen hätten.

Dazu kommt es nun nicht mehr. Monika wurde im Sommer schwer krank, beide wuss­ten, dass sie es nicht über­le­ben wird. Die Sorge um sie raubte Klaus die Kraft, er starb an einem Schlag­an­fall. Moni folgte ihm jetzt ein paar Tage später. Beide werden am Sams­tag zusam­men beer­digt.

Kurz vor ihrem Tod bat Moni darum, dafür zu sorgen, dass das Weblog von Klaus irgend­wie erhal­ten bleibt. Ich werde versu­chen, ihr diesen Wunsch zu erfül­len. Er hat auch eine Foto-Gale­rie mit Eindrü­cken von seinen Reisen durch Berlin ins Netz gestellt. Ich weiß noch nicht, ob sie erhal­ten bleibt. [Nach­trag: Leider ist es mitt­ler­weile gelöscht.]

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5 Kommentare

  1. Wenn die Foto-Gale­rie nicht erhal­ten bliebe, wäre das ein derber Verlust. Sowohl wegen der Bilder, als auch der Bild­un­ter­schrif­ten. Und auch wegen des Andenkens ganz allge­mein…

  2. Ja,
    leider ist alles irgend­wie endlich. Auch das Leben. Zumin­dest müssen sie sich beide nicht umein­an­der sorgen — und haben auf der ande­ren Seite ein sorgen­freie­res Leben, sofern exis­tent.

    Ich habe gerne drin gele­sen, bis er aufge­hört hat zu schrei­ben. Und fand es immer inter­es­sant, auch die Rätsel, die ich als “Exter­ner” ja nun nicht unbe­dingt gelöst bekam ;)

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