Schauen Sie mit uns durch die Röhre!
Wenn wir an solche Zukunftssprache glauben, kommt der Bahnhof Südkreuz nachhaltig als Mitte in Betracht. Früher hieß der Bahnhof Papestraße, dann wurde er umgebaut und sieht seitdem ganz neu aus. Das ist der Bahn aber nicht genug. In seinem Zent-rum (Trennung original Deutschen Bahn) standen vor einem Jahr auf einmal zusätzliche Bahnhofsuhren rum. „Wegen Verzögerungen im Betriebsablauf“, wie immer so schön durchgesagt wird, hatte man genug Zeit, die Inschrift darunter zu lesen:
Sehen Sie schon bald mit uns in die Zukunft.
Hier entstehen Innovationen
Am Bahnhof Südkreuz entsteht in den nächsten Jahren der Bahnhof der Zukunft. In verschiedenen Projekten erprobt die Deutsche Bahn gemeinsam mit Kompetenzpartnern innovative Mobilitäts-, Informations- und Energiekonzepte. Im Mittelpunkt steht ein neues Verständnis des Bahnhofs als attraktive Drehscheibe für nachhaltige Mobilität, als intelligenter Wegweiser sowie als grünes Energiezent-rum in der Stadt von morgen. Ziel ist es, neue Technologien, Strategien und Prozesse für die Bahnhofsnutzer sichtbar umzusetzen und zu testen.
Erfahren Sie bald mehr über den Zukunftsbahnhof Berlin Südkreuz in einer ausführlichen Ausstellung hier im Bahnhof.
Hier entsteht Innovation.
Die Imperative hämmern ohne Ausrufezeichen auf einen ein. „Sehen Sie schon bald mit uns in die Zukunft.“ Nicht jetzt, aber schon bald. Unten drunter steht: „Hier entsteht Innovation.“ Sie findet nicht statt, sie entsteht. Hier.
Lassen Sie sich den Text dazwischen Wort für Wort auf der Zunge zergehen! So verdichtet findet man die Zukunft nicht einmal in den Gedichten von Martin Betz. Ein Bahnhof am Bahnhof, gemeinsam mit Kompetenzpartnern, mit stehendem Verständnis im Mittelpunkt. Und es soll für den Bahnhofsbenutzer sichtbar umgesetzt und getestet werden. Davon, ob und wie es dem Reisenden nützen könnte, ist nirgends die Rede. Sprachlich ist es wie mit der Kommunikation des Vorhabens im Humboldt-Forum. Man versteht immer nur Bahnhof.
Inzwischen sind diese zusätzlichen Uhren sang- und klanglos verschwunden. Also darf man nun wieder sofort und ohne Betüddelung in die Zukunft schauen.
Ha! Wie schnell sich doch die Technik selbst überholt. Ab heute werden wir dort nicht mehr „betüdelt, sondern beobachtet. Zunächat zwar nur 275 „Testpersonen“, aber der Anfang ist gemacht. Complete Control wird Realität. Besser als Menschen zu observieren wäre es nach meinem Dafürhalten jedoch alle Autos mit GPS auszustatten, damit die krassen Unfälle mit Fahrerflucht endlich besser aufgeklärt werden können. Die AUfklärungsreate liegt in Berlin bei 41 %! Bei Taxis ist die Überwachung ja schon lange Standard. So kann der Chef genau sehen wie, wann, wo und wohin sich der Fahrer bewegt hat…
Orwell in angekommen.
https://www.youtube.com/watch?v=QtEqa61R1r8